Eine ‚eiserne Kochmaschine‘ um 1850

Seit fast einem Jahr beschäftige ich mich immer mal wieder mit der Transkription alter Briefe aus einem Nachlass. Diese Briefe wurden im Zeitraum 1850 bis 1870 von Familienangehörigen von Berlin nach Königsberg gesandt – und umgekehrt.

Mit besonderem Interesse lese ich vor allem die Briefpassagen, in denen  etwas über die damaligen Lebensumstände und Lebensweisen zu erfahren ist.

So schreibt z.B. am 22. Juni 1855 eine in Berlin lebende Frau an ihren in Königsberg wohnenden Bruder:

‚Von Herzen gern hätte ich für Dich wegen einer Kochmaschine die nöthigen Gänge gemacht, denn eben stand ich bereit deshalb hier zu Friedländer hinzugehen, als dein 2ter Brief ankam. Ich freue mich(,) das du gut und billig (dr)angekommen bist; die eisernen Maschienen sind sehr zu empfehlen, nur sehen sie nicht elegant aus, und halten im Winter nicht besonders die Küche warm, da bekanntlich Eisen sehr schnell auskühlt; ich habe selbst eine eiserne Kochmaschine von Friedländer für 30 RM, die aber ebenfalls für meine jetzige Wirthschaft zu klein ist , du mußt sie ja gesehen haben…‘

Unter so einer ‚Kochmaschine‘ stellte ich mir anfangs ein Gerät vor, das  – nachdem es mit diversen Zutaten gefüllt worden war – auf wundersame Weise ein schmackhaftes Gericht ‚zauberte‘ … In einem Lexikon, das 1854 in Leipzig erschien – und hier einzusehen ist – finde ich eine Beschreibung.

Dr. William Löbe schreibt auf Seite 207:

Kochmaschine, ist für kleinere Familien mehr zu empfehlen als der Sparherd. Man kann in jener dasselbe bereiten als auf diesem, nur mit dem Unterschied, daß in der Kochmaschine nicht Alles auf einmal fertig wird, sondern Eins nach dem Andern. Suppe, Gemüse und Braten müssen in der geräumigen Maschine auf einmal gahr gemacht werden können; das Backen kann nach dem Kochen geschehen. Die Kochmaschinen bieten einen großen Vortheil dadurch, daß man sie hinstellen kann, wo man hin will. Ist die Küche nicht tauglich genug, so setzt man die Maschine in jeden beliebigen Raum, der hell ist und in dem man einen Rauchabzug anbringen kann. Der Zug geht gewöhnlich unter der Platte weg, steigt auf der einen Seite wieder aufwärts, geht über die Decke der Maschine weg und langt dann in ein Rohr, das in die Esse führt. So eingerichtete Maschinen sind die zweckmäßigsten. Vorteilhaft ist es, wenn man das zur Esse führende Rohr auf derselben Stelle, wo sich die Feuerung befindet, aufwärts steigen läßt.

Eine Abbildung gibt es auch – so sah also eine Kochmaschine aus, die man um 1855 u.a. bei Friedländer in Berlin erstehen konnte:

Leisten konnten sich diese Maschine sicherlich nicht alle Familien.

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2 Antworten zu Eine ‚eiserne Kochmaschine‘ um 1850

  1. Filia sagt:

    So eine Kochmaschine hatte ich in Hemmelte auch noch! Die stand allerdings in der Nähe des Elektroherdes… 😉
    Es ist zu schön, was du alles auskramst!

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