Von Regellen bei Goldap nach Landsberg, Pr. Eylau

Carl Matern und Maria Borm sind meine Urgroßeltern 3. Grades.  Lange habe ich versucht, herauszufinden, wo sie wohl lebten, bevor sie im Jahre 1817 erstmals in Landsberg, Pr. Eylau, genannt werden. Sie müssen bereits verheiratet gewesen sein als sie im Februar 1817 in Landsberg einen Sohn taufen lassen. Es gab keinerlei Hinweise auf ihre Herkunft. Zwei Jahre später lebt das Ehepaar in Hoofe, wo 6 weitere Kinder zur Welt kommen – u.a. auch meine Ur-Ur-Großmutter Justine Friedericke Matern.

Aufgrund der wechselseitigen Übernahme von Patenschaften bei den Taufen ihrer Kinder und aufgrund anderer Hinweise vermutete ich eine Verwandschaft zu drei anderen Borm-Familien, die etwa zur selben Zeit erstmals in Landsberg und Gr. Peisten auftauchen:

  • Johann Borm, Wirt in Hoofe, heiratet am 20.12.1818 in Gr. Peisten Charlotta Carolina Kirstein, eine Tochter des Lehrers Johann Christoph Kirstein. In Hoofe werden ihre 5 Kinder geboren.
  • Mathäus Borm heiratet am 19. März 1819 in Landsberg Dorothea Krysack, eine Tochter von Michael Krysack, der zum Zeitpunkt der Eheschließung Eigentümer in Altkirch ist. Mathäus wird Bauer in Schönwiese und bekommt dort 4 Kinder.
  • Christian Borm heiratet am 21.11.1831 in Gr. Peisten Anna Catharina Scheffler aus Hoofe, eine Tochter des dortigen Erbpächters Gottlieb Scheffler. Christian wird Wirt in Hoofe

Als Christoph Borm – der Vater dieser drei Borm-Geschwister – 1824 als Wirth in Schönwiese verstirbt, ist in seinem Sterbeeintrag angegeben, dass er 4 (!) Kinder hinterlässt. Auch  im Sterbeeintrag seiner Ehefrau Eva Kulessa werden 1839 vier hinterbliebene Kinder erwähnt! Dieses 4. Kind wird vermutlich ‚meine Maria‘ sein, dachte ich jahrelang, ohne jedoch einen Beweis für diese Vermutung gehabt zu haben.

Der o.g. Johann Borm verstirbt 1891 im hohen Alter von 91 Jahren in Hoofe. In seinem Sterbeeintrag ist zu lesen, dass er in ‚Rogellen, Kreis Goldap‚, zur Welt gekommen sei. ‚Rogellen‘ konnte ich nicht finden, aber entdeckt habe ich die Familie nun im Kirchenbuch von Gurnen im Kreis Goldap. In der Zeit von 1793 bis etwa 1806 wird Christoph Borm dort als Wirt in Regellen genannt und von 1793 bis 1801 bringt seine Ehefrau Eva Kulessa in Regellen 4 Kinder zur Welt:

  • 1793 Maria (meine direkte Vorfahrin)
  • 1794 Gottlieb, der im Alter von 2 Jahren an Pocken verstirbt
  • 1800 Johann und
  • 1801 Mathis (später Mathäus genannt)

Quelle: https://polona.pl/item/8170113/0/

Die Familiennamen der im Kirchspiel Gurnen ansässigen Familien sind mir zunächst fremd –  zu den Taufpaten der Borm-Kinder gehören u.a.: Johann Brosio – Johann Dillo – Louisa Golubowna- Ruprecht Fritzenwancker und Lowisa Bilowna. In der Mitte des 18. Jahrhunderts wurden hier zudem zahlreiche Salzburger Familien angesiedelt, die ihre Kinder in der Kirche von Gurnen taufen lassen.


Taufeintrag von Mathis Borm – KB Gurnen

Am Rande dieses Taufeintrags von Mathis Borm sieht man den Vermerk ‚att d. 10ten Januari 1809‘. Ähnliche Vermerke finden sich auch in Einträgen anderer Familien.

Ich denke, dass Familie Borm um diese Zeit einen Antrag auf Auswanderung aus dem Goldaper-Gebiet gestellt hat und dass diesem Antrag auch stattgegeben wurde. Die gesamte Region hat sehr unter den Auswirkungen der Napoleonischen Kriege gelitten – viele Dörfer sind völlig verwüstet und dadurch unbewohnbar geworden.

Weitere Hinweise deuten darauf hin, dass Familie Borm wohl zunächst ins Ermland zog und einige Jahre in der Nähe von Guttstadt lebte. Dort wurde vermutlich Christian Borm, der jüngste Sohn der Familie, geboren und möglicherweise haben sich dort auch meine Ur-Ur-Ur-Großeltern Carl Matern und Maria Borm getroffen und vor ihrer Umsiedlung nach Landsberg dort geheiratet.


Auch Michael Krysack, dessen Tochter Dorothea 1819 in Landsberg die Ehefrau von Mathäus Borm wird, stammt aus Regellen. Beide Familien kannten sich also bereits bevor sie nach Landsberg kamen und es ist zu vermuten, dass sie ihre Heimat gemeinsam verließen. Als Michael Krysack 1793 in Gurnen Maria Stangel(owa) heiratet, ist er ’schwarzer Husar des Hochlöblichen General von Goeckingschen Regiments‘ – 1809 wird er im Taufeintrag der Tochter Kathrina Krysack als ‚verabschiedeter schwarzer Husar‘ bezeichnet. Zu diesem Zeitpunkt lebt er bereits in Altkirch ‚bei Guttstadt‘. In dieser Region wurden um diese Zeit eine Reihe von Kolonisten-Familien neu angesiedelt.

Ich vermute, dass beide Familien –  sowohl die Familie Borm als auch die Familie Krysack – einige Jahre in dieser Region wohnten, die Gegend dann aber wieder verließen.

Johann Borm, der jüngere Bruder meiner Maria konnte 1898 mit seiner Ehefrau Charlotta Carolina Kirstein noch den Tag seiner 70-jährigen Vermählung feiern. Er ist damals 88, sie 92 Jahre alt. Im Kreisblatt Pr. Eylau erscheint die folgende Mittelung:


Bekanntgabe im Kreisblatt Pr. Eylau – November 1898:

‚Am 20. December d. J. feiert das Borm’sche Ehepaar aus Hoofe den seltenen Tag der 70 jährigen Hochzeit. Das Jubelpaar, welches im Alter von 88 resp. 92 Jahren sich befindet, erfreut sich immer noch einer guten Gesundheit. Von Sr. Majestät dem Kaiser wurde denselben ein Gnadengeschenk von 45 Mk. überwiesen.‘


Christoph Borm und Eva Kulessa hinterlassen außer mir zahlreiche andere Nachkommen, die teilweise bis 1945 im Kreis Pr. Eylau leben.

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