Das ‚Deutsche Haus‘ in Landsberg, Pr. Eylau

Die deutsch-polnische Zusammenarbeit klappt hervorragend! Der nachfolgende Text stammt von Wojtek Wolański. Er benutzte dafür Unterlagen, die ihm das Rathaus von Górowo Iławeckie zur Verfügung stellte – sowie die Bücher von Manfred Gross (Landsberg Ostpreußen, Straßen, Häuser, Einwohner). Übersetzt wurde der Text mit Hilfe von ‚deepl‘. Ich selbst habe ein wenig ’nachgearbeitet‘ und den Text an einigen Stellen ergänzt.


Heute existiert in Górowo kein richtiges Hotel mehr. Gäste, die bei uns wohnen möchten, müssen nach Lidzbark oder Bartoszyce gehen oder können eines der Angebote des lokalen Agrotourismus nutzen. Vor dem Zweiten Weltkrieg war es jedoch ganz anders.

Ziemlich im Zentrum von Górowo, in der Hofstraße 14 (der heutigen Sikorskiego-Straße, gegenüber der Ermland-Bäckerei und der Apotheke) stand früher ein schönes Gebäude: das Hotel „Deutsches Haus„mit angeschlossenem Restaurant.

Die ehemalige Hofstraße in Landsberg – 1. Haus links das ‚Deutsche Haus‘

Die erste Erwähnung dieses Hauses geht auf das Jahr 1862 zurück. Zunächst befand sich hier ein großer Gasthof, der von dem Kaufmanns Friedrich Rudolph Ankermann (geb. am 25.1.1832 in Konnegen, Kr. Heilsberg – Anmerkung von mir: er ist der Bruder meiner Ur-Urgroßmutter) durch einen Neubau ersetzt wurde. Das Gasthaus wurde zum Hotel und fortan wurde es „Deutsches Haus“ genannt. 1880 wohnte darin der Kaufmann und Getreidehändler Carl Mulack.

Inserat im Kreisblatt 1886

Fand die Musterung der Militärpflichtigen des Kreises in Landsberg statt, so geschah dies 1886 – und vermutlich auch in anderen Jahren – ‚im Lokale des Kaufmanns Mulack‚:

Bekanntgabe im Kreisblatt – März 1886

1895 hieß der Besitzer Julius Freund (Kaufmann, geb. am 21.10.1849 in Seefeldt, Kr. Braunsberg) und 1901 Ernst Gruhn. 1913 wurde das Haus von Familie Krauskopf aus Königsberg gekauft, die – nach dem Kauf eines weiteren Gebäudes am Marktplatz – das „Deutsche Haus“ an den Kaufmann August Kalb veräußerte.

August Kalb war eine interessante Figur. Auf der Rückseite der Feuerwehr (die sich bei der alten Schule befand) besaß er eine Scheune, in der er eine Mühle aufstellte. Diese wurde jedoch 1925 durch eine Explosion zerstört.

1924/25 baute August Kalb das Haus um und vergrößerte es. Das angrenzende Gebäude des Stellmachers Karl Nieswand wurde deshalb abgebrochen. In einem Teil des Hauses richtete August Kalb zudem einen Feinkostladen ein – außerdem einen Eisenwarenladen.

Das „Deutsche Haus“ erlebte eine Reihe wichtiger Veranstaltungen: im Jahre 1895 feierten hier 87 Personen die Einweihung der neuen katholischen Kirche. Auch Feiern des Vaterländischen Frauenverbandes, Winterbälle des Männergesangsvereins und zahlreiche Maskenbälle fanden hier statt.

In den Räumen des „Deutschen Hauses“ wurden Aufführungen des Landestheaters Elbinger veranstaltet und es wurden Sendungen von Radio Königsberg unter Beteiligung des Dirigenten Eugen Wilken und des Komponisten Erich Boerschel live übertragen. Auch Kinovorführungen unter der Leitung von Herrn Beersdorf aus Preußisch Eylau, die zuvor im Café Paradowskie stattgefunden hatten, wurden hierher verlegt.

Nachfolgender Besitzer des Hotels waren Herr Tischtau und seine Frau Emma, geb. Koll. Tischtau war Vertreter der Kinderhof Brauerei in Gerdauen. Um die Jahreswende 1936/37 verkaufte er das „Deutsche Haus“ an Gustav Wierutsch (Ehefrau Emma, geb. Arndt).

Das Feinkostgeschäft („Edeka“) im Erdgeschoss führte Gerhard Wehrmeister – um 1936 wurde es von Franz Hill übernommen. Die Eisenwarenhandlung betrieb der jüdische Kaufmann Georg Alexander, der in der Hindenburgstraße wohnte. Alexander musste Landsberg 1938/39 verlassen – sein Geschäft wurde anschließend von Gert Karusseit weitergeführt.

Telefonverzeichnis Landsberg 1942

Während des Zweiten Weltkriegs wurde das „Deutsche Haus“ zerstört und leider nicht wieder aufgebaut. Auch die Häuser 9 bis 12 fielen dem Krieg zum Opfer. Besitzer waren:

  • Hofstraße 9: Franz Vanhöfen
  • Hofstraße 10: Erwin Gottwill, Tischlermeister (Ehefrau Maria geb. Wohlfeil u.  Tischlermeister Rudolf Gottwill
  • Hostraße 11: Bruno Petroschka, Bäcker (Ehefrau Ida geb. Pogorszelski)
  • Hofstraße 12: Otto Wormitt, Fleischermeister (Ehefrau Margarete geb. Feuerabend)

Auf dem Grund dieser Häuser wurde ein Einkaufszentrum errichtet, in dem sich heute die Bäckerei Warmia, die Apotheke, eine neue Eisdiele und ein Geschäft befinden.

Google Streetview – links befand sich das ‚Deutsche Haus‘

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein abgelegt und mit , , , , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.