Gruselige Ereignisse in Königsberg um 1680

Einige Kirchenbücher enthalten nicht nur Tauf-, Heirats- und Sterbeeinträge, sondern manchmal auch chronikalische Aufzeichnungen der Pastoren zu besonderen Vorkommnissen innnerhalb der Gemeinde. Derartige Aufzeichnungen sind auch im Kirchenbuch der Kirche Altrossgarten in Königsberg zu finden. 1680 notiert der Pastor zum Beispiel:

Den 9. September geneset die Chur Princessin Durchlaucht einer Princessin.

Die nachfolgenden Berichte sind weniger erfreulich, sogar ziemlich gruselig – sie bieten jedoch einen Einblick in damals herrschende Lebensumstände. Der Pfarrer schreibt:

Ausschnitt aus der Chronik – 1680

Fraw Dorschen tochter auß der kneiphöfischen Hofegaß ward zur huren, das Kind ward heimlich in den Keller vergraben, weil aber die Magd durch das Bellen und Kratzen eines kleinen Hündleins es gewahr worden, und davon zu reden angefangen, hat die Fr. Dorsche durch einlegung nachts in die grütze die mägde an die Seit bringen wollen, weswegen die Dorsche auf dem Rahthaus in Arrest behalten, die tochter aber in den blauen thurm geführet worden. Die Dorsche hat Geldstrafe erlegen müßen, die tochter aber hat das Land verschweren müßen und ist den 20 December Anno 1681 durch den Henckersknecht ausgewiesen.

(Anmerkung zu diesem Text: die Stelle mit der Grütze und den Mägden ist mir rätselhaft – vielleicht hat jemand eine Idee?)

1683 berichtet der Pastor der Kirche Altrossgarten:

In diesem Monat ist des Herrn Oberburggrafen Albrecht von Kalneinen Jfraw (Jungfrau) tochter behexet worden, daß sie zu gewißen stunden gebellet wie ein Hund, geschriehn und gemauet wie eine Katz mit groß ungeberd (Ungebärde). Und als die Hofmutter dessen beschuldiget(,) gefenglich eingezogen worden, hat sie mit einem Messer ihr den Hals abgeschnitten.

Und 1684 erfährt man: Anna Dorothea Bartschin ist von Ostern an vom Sathan mit Verzweiflungs gedancken heftig angefochten, auch am leibe geplaget und gekratzet worden. Herr Masovius(,) Tragheimscher Pastor(,) hat sie zu sich ins Haus genommen, des nachts sind einige studiosi bey ihr geblieben, von solcher Teufelsplag ist sie durch Gottes Hülf und der benachtbahrten Prediger (Aufzählung der Namen) die mit ihr vorm althar gebetet, gesund worden.

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2 Antworten zu Gruselige Ereignisse in Königsberg um 1680

  1. Bernd Schulz sagt:

    Hallo,
    zur Frage mit der Grütze!
    Bei uns im Nordbadischen bedeutet „sich an die Grütze gehen“ soviel wie „den Gegenüber am Hals (Grütze) packen und den Kopf schütteln“. Evtl. ist es so zu verstehen das die Dorschen die Mägde um die Ecke bringen wollte. Also ermorden, sicher war der Dorschen klar das Ihre Tochter einen Kopf kleiner wird wenn die Sache herauskommt.
    LG
    Bernd

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