Namensgebung in Ostpreußen

Bei der Erstellung des OFB Eichhorn fällt mir immer wieder auf, dass es offenbar keinerlei Schema gibt, nach welchem die Kinder innerhalb der Familien benannt werden. Das erschwert die Zuordnung der Familien erheblich. Auch bei meinen Gegner-Vorfahren, bei denen ich sehr sicher bin, sie richtig zugeordnet zu haben,  ist ein solches Schema nicht erkennbar:

1. Generation:

Vater: Erdmann Gegner – Mutter: Gertraud
Kind: Elisabetha
Vater: Erdmann Gegner – Mutter: Anna Specht
Kinder: Christophorus – Albertus – Maria – Anna

Auch die Vornamen der Großeltern scheinen keine Rolle zu spielen – der Vater von Anna Specht heißt Caspar. Dieser Name taucht in der Gegner-Familie nirgends auf.

2. Generation:

Vater: Christophorus Gegner – Mutter: Susanna Neumann
Kinder: Christian – Michael – Maria – Albrecht – Christoph – Johann – Gottfried

3. Generation:

Vater: Michael Gegner – Mutter: Maria Dorsch
Kinder: Jacob – Maria Elisabeth – Anna Catharina – Johann Christian – Gottlieb – Wilhelm – Gottfried – Susanna Dorothea

Bei keiner der nachfolgenden Gegner-Familien werden die Söhne jemals ERDMANN oder MICHAEL genannt. Stattdessen tauchen ‚aus heiterem Himmel‘ Namen wie JACOB oder WILHELM auf.

Ein Namensschema würde die Zuordnung der Familien bei der Erstellung des Ortsfamilienbuchs sehr erleichern – vor allem bei Familien, die (wie die POHLs oder NEUMANNs) so häufig im Kirchspiel vertreten sind. Von 1665 bis 1695 lassen beispielsweise 18 Pohl-Familien ihre Kinder in der Eichhorner Kirche taufen und alle Pohl-Eltern nennen ihre Söhne ’nach Lust und Laune‘ Johannes, Michael oder Jacobus und die Töchter Dorothea, Maria, Catharina oder Elisabeth 🙂

Ich meine, dass es Regionen gibt, in denen bei der Namensgebung der Kinder nach einem genauen Muster verfahren wird, wo z.B. der erstgeborene Sohn grundsätzlich den Namen des Großvaters väterlicherseits und die erstgeborene Tochter den Namen der Großmutter mütterlicherseits erhält. Hier in Eichhorn, im Kreis Pr. Eylau, hat man bei der Namensgebung der Kinder offenbar keinerlei Regeln beachtet – leider!

Sehr interessant finde ich den Beitrag einer Mitleserin der OWP-Liste, die von dem überlieferten Brauch innerhalb ihrer Familie erzählt, nach der Geburt eines Kindes die Familienbibel an einer beliebigen Stelle aufzuschlagen und den erstbesten Namen passenden Geschlechts zur Namensgebung zu verwenden!

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2 Antworten zu Namensgebung in Ostpreußen

  1. Heinz-Jürgen Graf sagt:

    Die gemachten Erfahrungen kann ich bestätigen. Bei meiner Suche nach Mitgliedern der Familien Wohlgemuth, Bogdahn und Damerau geht es mir genau so. Eine zweifelsfreie Zuordnung wird auch durch fehlende Altersangaben/Geburtsdaten erschwert.

    Aber wir geben ja nicht auf!

    Freundliche Grüsse
    Heinz-Jürgen Graf

  2. Christa Greiff sagt:

    Mein Ururgroßvater hieß Friedrich Holz.
    Sein Sohn hieß Johann Friedrich Holz, * 17.01.1829 in Goldap/Ostpr.
    Dessen Sohn hieß Johann Friedrich Emil Holz, * 26.02.1862 in Antagminnen/Lesgewangminnen/Ostpr.
    Mein Vater wurde dann Friedrich Emil Erich Holz getauft, * 19.08.1898 in Gumbinnen/Ostpr.
    In dieser Familie wurde also immer ein Vorname entfernt, dafür ein anderer benutzt, der letzte war jeweils der Rufname.
    Viele Grüße Christa Greiff geb. Holz

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