Chronikalische Aufzeichnungen aus verschiedenen Kirchenbüchern des Kreises Pr. Eylau

Das Leben unserer Vorfahren war während der vergangenen Jahrhunderte sehr viel unsicherer als unser heutiges Leben – ob sie nun an der Nordseeküste, in Hessen oder in Ostpreußen wohnten. Immer wieder war ihr Leben von Krankheiten bedroht, die sich epidemisch ausbreiteten, von Kriegswirren oder von Naturgewalten wie Sturm und Gewitter, denen sie schutzlos ausgeliefert waren.

Ab und zu findet man auch in Kirchenbüchern – mehr oder weniger ausführlich – von der Hand des jeweiligen Pfarrers eingetragene chronikalische Aufzeichnungen, in denen diese auf besondere Vorkommnisse innerhalb des Kirchspiels aufmerksam machen. Hier einige Beispiele:

Aus dem Kirchenbuch von Klein Dexen, Pr. Eylau – 1710

Es sind aber auch in diesem 1710ten Jahr nach des großen Gottes heiligem Willen und Rathschluß aus hiesigem Kirchspiel an der Contagion Todes verblichen:

  1. Georg Kohn Pauer zu Rositten item
  2. Maria Pötschin deßen Magd welche man noch auf den Kirchhof gebracht
  3. des Georg Kohnen Ehegattin Catharina Dorothea
  4. deßen Söhnlein Christian
  5. Noch eine Magd zu Hußainen (=Hussehnen) Catharina Pötschin, welche von Rositten, woselbst ihre Mutter die gleichwol ietzo noch lebet, von ferne mit Entsetzen in einem verpesteten Hause gesehen, zurückkommend jählings gestorben, weiter
  6. Benjamin Gesien, Krüger zu Görken
  7. deßen Ehegattin
  8. deßen Knecht Christoph Wulff
  9. deßen Magd … Krollin; so alle in ihren Dörffern von Pestleuten beerdiget, und bisher da man Niemand dazu hat bewegen können, zur Bestattung nicht sind gebracht worden.

Die Gerechten Seelen so in Gottes Handt und keine Quaal rühret Sie an!

Aus dem Kirchenbuch von Buchholz, Pr. Eylau

Nachdem bey der anno 1691 den 25 Aprilis durch eine unverhoffte Feuersbrunst nicht allein die Widdem zu Buchholz, sondern auch Speicher, Schoppen und Scheune, wie auch dem Pfarrer alle Habseeligkeiten und darunter auch seine Bücher, auch die Kirchenbücher sindt verbrandt worden, alß(o) ist aus Hochdringender Noth dieses Kirchenbuch in demselben Jahr den 23. Maji wieder angeschaffet worden.

Im Jahre 1776 den 20ten August nach Mittage zwischen 3 und 4 Uhr zündete der Bliz die große Prediger Scheune .. zu Buchholz an; nachdem die ganze Ernte außer dem Haber im Sommerfelde bereits eingefüllt worden. Alle Wirthschaftsgebäude mit allem Acker Geräth, das darin befindlich war, stand in einem Zeitraum von 3 Minuten in vollen Flammen. Zuletzt jagte der Sturm die Flammen von der Ecke des Speichers auf das Strohdach des Wohnhauses und auch dies brannte von oben an bis in die Mitte gänzlich ab, so daß die innern Wände(,) die äußern nach der Kirche zu und die Schornsteine und Ofen nur noch stehen blieben. Die Kirchen Bücher und die nothwendigsten Extracten wurden geretttet. In demselben Jahr wurde das Prediger Wohnhaus wieder in wohnbaren Stand gesezzet(,) nachdem noch manche bebrante Thüren und Balken zu sehen waren und es blieb in diesem Zustande bis 1777. Den 22ten November 1777 konnte es wieder bezogen werden.

Die größte Scheune (,) den Dorfschaften Fincken und Papperten gehörig(,) zu unterhalten kam d. 5ten August 1777 endlich zu Stande und der nach Parößken gehörige Heu und Pferde Schoppen.

Aus dem Kirchenbuch von Canditten, Pr. Eylau

Anno 1761

  • d.20. May das Schultzen-Amt in Augam abgebrandt.
  • d. 27ten ej die Schule in Augam abgebrandt, wo der Schultz Joh(ann) Stenau (=Steinau) mit der Familie gewesen, …. … gelde?
  • d. 28ten ej der Krug in Augam abgebrandt, wo derselbe Schultze gewesen?
  • d. 9ten Juni ist endl(ich) auch die übrig gebliebene Scheune des Schultzen Ambts(,) wohin sich der Schultz mit den Seinen retiret, gleichfals zur Mittags Zeit in Flammen aufgegangen.

Überall ist das Feuer, wieder Vermuten, bey aller angewandten Behutsamkeit oben zum Dach heraus geschlagen.

Der Schultz schreibet das Unglück dem Huren Leben des in …, in Quartir gelegenen Rußischen Capitain v. Devitsch zu, wobey sein Haus ? reingeblieben.

Hier gibt es noch einige Fragezeichen – der Text ist an einigen Stellen kaum zu entziffern. Vielleicht hat jemand eine Idee?

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Eine Antwort zu Chronikalische Aufzeichnungen aus verschiedenen Kirchenbüchern des Kreises Pr. Eylau

  1. Frank Steinau sagt:

    Liebe Irmi, wie genial. Augam liegt zwei Kilometer östlich von Worschienen – und die Wahrscheinlichkeit, dass dieser Schulz STENAU mit mir verwandt ist, ist sehr, sehr groß. Zumal auch der Name Johann Steinau mehrfach auftaucht. Vielen lieben Dank, dass Du Deine Ergebnisse der Forschung mit uns allen teilst. Ich bin fasziniert, dass Du die Schrift entziffern kannst.

    GLG

    Frank

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