Ahnenforschung als Kompensation …?

Über diese Frage habe ich während der vergangenen Jahre immer mal wieder nachgedacht. Als ich vor mehr als 20 Jahren mit der Erforschung meiner Vorfahren begann, lebte meine Mutter noch. Aus ihrer Familie waren zahlreiche Fotos vorhanden – es gab einen Stammbaum, eine Reihe alter Dokumente und eine Familienbibel.

Mein Vater war bereits 1985 verstorben – lange bevor ich mich überhaupt für die Geschichte unserer Familie zu interessieren begann. Über seine Vorfahren wurde – soweit ich mich erinnere – kaum gesprochen. Aber ich habe auch viel zu wenig gefragt und bei Erzählungen aus der Vergangenheit wohl oft nicht richtig zugehört.

Unsere Familie 1951

Wie wohl in jeder Familie, so gab es auch in meiner viele harmonische Zeiten, an die ich mich gern erinnere. Doch auch meine Familie durchlebte eine Reihe von Krisen, die mehr oder weniger gut gemeistert wurden. Es kam zu Unstimmigkeiten, Mißverständnissen und zu schmerzhaften Kontaktabbrüchen.

Es vergeht kein Tag, an dem ich mich nicht mit dem Leben meiner Ahnen beschäftige. Sie begleiten mich seit vielen Jahren. Ich hole sie in meine Gegenwart und nehme teil an ihren Schicksalen. Und manchmal frage ich mich, ob sich hinter der Motivation, mich so intensiv mit dem Leben meiner Ahnen zu befassen, nicht auch der Wunsch verbirgt, mir einen Teil realer Familie ‚zurückzuholen‚ ….. ?

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4 Antworten zu Ahnenforschung als Kompensation …?

  1. Clair sagt:

    Zu genau diesem Schluß bin ich auch gekommen. Es kompensiert für mich, daß ich nicht mehr wirklich eine Familie habe. Keinen Kontakt zu den Geschwistern, Vater gestorben und nach 1990 ist der Familienzusammenhalt auseinandergebrochen, keine Treffen mehr mit Tanten, Onkel und Cousins.

    • Bernd Schulz sagt:

      Hallo,
      Es ist traurig wenn der Familienzusammenhalt auseinander bricht.
      Die Kontaktperson geht verloren und schon ist es vorbei.
      Aber anstatt darüber traurig zu sein, wie wäre es die Sache selbst in die Hand zu nehmen und die Familie wieder zusammen zu bringen?

      Grüße
      Bernd

  2. Frank Steinau sagt:

    Liebe Irmi, das hast Du wunderschön beschrieben. Ich mache jetzt auch seit fast 30 Jahren Ahnenforschung – nicht so professionell wie Du – aber immer wie die Zeit es mir erlaubt. Und ich versuche nicht nur „Mumienforschung“ zu machen, wie es einmal Joachim Liedtke nannte, sondern die Personen wieder „auferstehen“ zu lassen… Wie waren Sie, warum haben Sie an einigen Stellen so entschieden… Ich finde es toll, was Du machst!

    GLG

    Frank

  3. Bettina Vorreuter sagt:

    Nun bin ich ganz neu auf diese Seite gestoßen, gerade weil mich die Frage beschäftigt, ob und inwieweit ich mir meine (unbekannte) Ursprungsfamilie näher hole, indem ich immer wieder im Internet stöbere. Ich beschäftige mich seit nunmehr 30 Jahren mit Familienforschung und habe immer noch sehr viele Fragen nicht klären können. Meine Mutter wurde 1936 in Schmoditten (Familie Kösling und Paulutt) geboren und war bei dem großen Flüchtlingstreck 1945 über das Haff dabei. Ihren ostpreußischen Familienzweig habe ich nie kennenlernen dürfen. Ich glaube auch, dass die Beschäftigung mit dieser Thematik mir etwas zurück gibt, was als Fragezeichen in meinem Leben leider einen großen Platz hat. Sehr interessant sind übrigens auch die Interviews die Sabine Bode mit Menschen dieser Generation geführt hat, es lohnt sich ihre Bücher zu lesen.
    Viele Grüße aus dem Oldenburger Land und sicherlich bis bald …. Bettina Vorreuter

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