Zur Genealogie der Müller in Zinten, Heiligenbeil

Leider habe ich meine Sammlung ostpreußischer Müller, Mühlenpächter und Mühlenbesitzer aufgrund anderer Projekte ein wenig vernachlässigt. Aber da die Erforschung meiner eigenen Vorfahren gezeigt hat, wie mühsam es ist, die Müller-Familien zu verfolgen und die Zusammenhänge dieser Familien herzustellen, bin ich bei der Durchsicht von Kirchenbüchern nach wie vor wachsam, wenn mir Müller begegnen …

Es begann mit der Suche nach der Herkunft von Anna Juliana Vetter, die 1822 in der Kirche von Klein Dexen in dritter Ehe den Müllermeister Jacob Westphal, einen Halbbruder meines Vorfahren Friedrich Westphal, heiratet. Jacob übernimmt die Schlauthiener Mühle von ihrem zweiten Ehemann Gottlieb Ernst Kohn, der 1822 in der Mühle verstarb. In erster Ehe hatte Anna Juliana 1808 in Kreuzburg den verwitweten Töpfermeister Daniel Congehl geheiratet. In diesem Eintrag wird angegeben, dass sie aus Tilsit stammt.

Irgendwann landete ich bei meiner Suche nach Familien namens ‚Vetter‚ im Kirchenbuch von Zinten, da der dortige Mühlenbesitzer um 1800 Johann George Vetter hieß. Eine Verbindung zu Anna Juliana Vetter ließe sich nicht finden, aber ich beschäftigte mich ein wenig mit der Zintener Mühle und der Müller-Familie Vetter.

Zunächst ein Text aus dem Buch „Der Kreis Heiligenbeil“, Ein ostpreußisches Heimatbuch – zusammengestellt und bearbeitet von Emil Johannes Guttzeit; Rautenbergsche Buchhandlung Leer; 1975:

Die Wassermühle in Z i n t e n, die 1412 erstmalig genannt wird, hatte 1437 3 Gänge und zinste jährlich 80 Mark. Später hatte sie wie andere Mühlen Weizen, Roggen, Malz und gemästete Schweine ans Amt zu liefern. Um 1525 verwaltete sie der Müller Andreas Kante. 1533 erhielt der Müller Hans Matern die Erlaubnis, in der Nähe eine Schneidemühle zu erbauen; als diese 1541 abbrannte, errichtete er sie 1547 von neuem. Um 1580 wird der Müller Basilius Thiel (Thilo) überliefert (er ist der Vater des am 2. Jan. 1579 in Zinten geborenen Pfarrers und Kirchenliederdichters Valentin Thilo (+ 1620); sein Adventslied »Mit Ernst, o Menschennkinder, …« ist allgemein bekannt).

1594 ging die Mühle an den Mühlenmeister Hans Höner über; sein Nachfolger war der Mühlenmeister Pönner, dem 1633 Hans Kühn folgte. 1622 wird der Müller Leonhard Bergau erwähnt. Auf die Erbmüller Bartsch, Griß, Tiede und Erdmann Willner folgte 1751 Joachim Heuer, dem die Mühle in Erbpacht gegeben wurde. Er verkaufte sie 1756 an Georg Ludwig Kiefer für 1800 Taler. Als dieser die Mühle 1759 neu erbaute, erhielt er eine Beihilfe von 156 Talern. Er verkaufte die Mühle an Preuß, der dem Amt im Jahre 1770 300 Taler schuldig blieb; ihm folgte Buchholz, der die Mühle 1780 für 10000 Floren an Hennig weiterveräußerte.

Die Mühle muß damals wenig einträglich gewesen sein; denn sie kam – unter dem Eigentümer Rokitzki – in Zwangsverwaltung, bis sie 1789 für 18000 Floren an Georg Vetter verkauft wurde. Als sie dann 1825 an Bergau überging, brachte sie 12000 Taler. 1827 wurde der Erbpachtkanon aufgehoben, so daß die Mühle nunmehr in vollen Privatbesitz übergehen konnte. Ihre Besitzer waren Patschke, Pauly, zuerst der Vater, dann vor 1902 sein Sohn Wilhelm Pauly, der sie an Frommhagen verkaufte.

Im Jahre 1886 war die Mühle umgebaut und mit neuen Maschinen ausgestattet worden. Um 1910 vermahlte sie täglich 300 bis 450 Ztr. Getreide. Der Mühlenbesitzer W. Pauly (+1936) errichtete 1902 ein eigenes Elektrizitätswerk, das den zwei Dynamomaschinen der Mühle den Strom lieferte. An dies Werk war auch die Stadt Zinten mit der Straßenbeleuchtung und 110 Privathaushalten angeschlossen. Frommhagen, der den Landbesitz vergrößert hatte, verkaufte 1932 eine erhebliche Fläche zu Siedlungszwecken.

Diese Photos von 2006 stammen von Bernhard Waldmann

Einige Ergänzungen von mir: Der erwähnte Georg Vetter – richtig Johann George Vetter – verstirbt am 2.9.1810 in der Zintener Mühle. Er hat mindestens 4 Kinder:

  • Henriette Anna Vetter heiratet am 17.3.1808 in Zinten August Friedrich Wilhelm von Geyso – der Heiratseintrag lautet: ‚Herr August von Geyso, Reichsfreiherr u. Lieut. außer Dienst, mit Demoiselle Henriette, des Herrn Johann George Vetter, Erbmühlenpächters hieselbst ältester Tochter
  • 1809 ist August Friedrich Wilhelm von Geyso Besitzer des Vorwerks Woymanns bei Landsberg im Kreis Pr. Eylau – dort wird am 25. Oktober 1809 Tochter Mathilde Antonette von Geyso geboren.
  • Dorothea Vetter heiratet den Müllermeister Johann George Bergau, der die Mühle in Zinten zunächst pachtet und später Eigentümer der Mühle wird. Die beiden bekommen 5 Kinder, die von 1816 bis 1830 in der Mühle geboren werden.
  • Johanna Lovisa Vetter, geb. 1795 in der Mühle von Zinten heiratet am 4.7.1831 -nach dem Tod ihrer Schwester Henriette in der Festung Friedrichsburg in Königsberg ihren Schwager August Friedrich Wilhelm von Geyso. Der Eintrag lautet:: ‚August Friedrich Wilhelm Freyherr von Geyso, 47, Major außer Dienst, aus Soest in Westphalen, mit Fräulein Johanna Louise Vetter, 36, des verstorbenen Mühlenbau Inspectors Johann George Vetter zweite Tochter‘
  • Charlotta Dorothea Vetter *5.9.1796 in der Mühle von Zinten.

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