Über die Grenze des geteilten Kreises Pr. Eylau

Die Orte und Dörfer des ehemaligen Kreises Preußisch Eylau liegen heute teilweise in Polen und teilweise in Russland. Im polnischen Teil – in Landsberg und Umgebung – bin ich mehrfach gewesen, um mir die Stadt Landsberg und die umliegenden Dörfer anzusehen, in denen meine ostpreußischen Vorfahren ehemals lebten.

Einige wohnten jedoch auch im nördlichen Teil des Kreises, der heute zu Russland gehört: zum Beispiel in Krücken oder in Pompicken. Dort bin ich leider noch nie gewesen.

In der Ausgabe des Ostpreußenblatts vom 17. August 1957 erscheint die erste Folge eines ausführlichen Berichts des Lehrers Adolf Hubert Osthaus, der 12 Jahre lang (von 1945 bis 1957) als Lehrer im Kreis Pr. Eylau – von 1945 bis 1951 als ‚polnischer Hauptlehrer‘ in Topprienen und anschließend in Landsberg – unterrichtete. Er hat die Errichtung der Grenze durch den Kreis Preußisch Eylau unmittelbar miterlebt und berichtet darüber. Außerdem schildert er in insgesamt 11 Folgen seine Erlebnisse und die Zustände in der neuen Grenzregion.

Aus dem Ostpreußenblatt vom 17. August 1957

Diese Grenze verlief zunächst ein ganzes Stück weiter südlich. Adolf Hubert Osthaus: ‚Sie ging über Warschkeiten (südlich von Pr. Eylau) in einem scharfen Knick nach Neuendorf, verlief dann südlich von Gallehenen über Eichen zum Stablack. …

Noch im Jahr 1945 kam eine sowjetisch-polnische Grenzkommission, die die Landschaft oberflächlich vermaß. Danach wurde die Demarkationslinie bis Grünhöfchen zurück genommen. Bis dahin hatte in der Schule in Topprienen, wo ich später unterrichtete, der sowjetische Stab gelegen. In den ersten Monaten nach Kriegsende gehörte sogar (die Stadt) Pr. Eylau noch zum polnisch besetzten Gebiet und dort war die polnische Kreisbehörde.

Ostpreußen – Dokumentation einer historischen Provinz. Die photographische Sammlung des Provinzialdenkmalamtes in Königsberg

Im Jahre 1945 hatte die Sowjetunion die Stadt zunächst der Volksrepublik Polen zur Verwaltung überlassen, die ihr den polonisierten Namen Iławka gab. Bei der neuen Festlegung der Demarkationslinie zwischen den russischen und polnischen Verwaltungsbezirken in Ostpreußen durch die Sowjetunion vom 1. Januar 1946 wurde Preußisch Eylau dem sowjetischen Verwaltungsbezirk zugeschlagen; die Grenze verläuft seither unmittelbar südlich der Stadt. Am 7. September 1946 wurde Preußisch Eylau nach Fürst Bagration (siehe oben) in Bagrationowsk umbenannt. Durch die Lage an der neuen sowjetisch-polnischen Grenze lag die Stadt nun in einem wirtschaftlich und infrastrukturell toten Winkel, der die weitere Entwicklung der Stadt behinderte. (Wikipedia)

Nachdem die Grenze endgültig festgelegt worden war, ‚wurden die deutschen Frauen und Kinder, die noch in diesem Gebiet verbleiben waren, gezwungen, an der Grenzbefestigung zu arbeiten. In einem Abstand von etwa 10 Metern wurden unbehauene Baumstämme in den Erdboden gerammt, dazwischen wurde bis zu einer Höhe von 3 Metern Stacheldraht gespannt. Diese Befestigung wurde oben in schrägem Winkel noch einmal durch 3 Reihen Stacheldraht nach der polnischen Seite zu abgeschirmt, um ein Übersteigen unmöglich zu machen. Bis zu einer Höhe von einem halben Meter vom Erdboden aus ist kein Draht gespannt, um den Beamten der Grenzpolizei die Möglichkeit zum Überwechseln zu lassen.

Ostpreußen – Dokumentation einer historischen Provinz. Die photographische Sammlung des Provinzialdenkmalamtes in Königsberg

Dahinter wurde auf der sowjetisch besetzten Seite in etwa 25 Metern Breite über Felder und Wiesen hinweg ein Grenzstreifen angelegt, der regelmäßig frisch geeggt wird, damit man alle Spuren erkennen kann. Zusätzlich sind überall in diesem Gebiet Tellerminen ausgelegt worden, insbesondere in den Durchlassgräben und in verlassenen Gehöften, um den Übertritt zu erschweren.

Auf der polnisch besetzten Seite läuft am Stacheldraht entlang ein Streifen ehemaligen Ackerlandes, der mit Gras und Unkraut bewachsen ist und nicht bestellt werden darf. Dort dürfen nur Schafe weiden. Wenn die Kinder aus dem Dorf abends zu diesem Grenzstreifen gingen, um die angebundenen Schafe in den Stall zu holen, dann tauchten drüben sofort aus den Bäumen und Erdlöchern die sowjetischen Grenztruppen auf und beäugten misstrauisch die Kinder.

In etwa 10 Meter Entfernung vom Stacheldraht ließen die Polen alle 20 Meter einen Erdhaufen aufschichten, der etwa 2 Meter hoch ist. Auf diesem Hügel wurden Steine aufgehäuft, die von der Bevölkerung immer wieder frisch gekalkt werden. Sie dienen als Warnzeichen und dürfen nicht betreten werden. Als ich einmal aus Neugier auf einen dieser Hügel kletterte, um das sowjetisch besetzte Gebiet von dieser Höhe herab zu beobachten, ertönte sofort aus einem der russischen Stützpunkte ein Warnschuss, der von dem nächsten Posten aufgenommen wurde und eine Reihe von Warnschüssen bis nach Pr. Eylau hin auslöste.

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