Obwohl ich mich momentan eigentlich mit anderen Vorfahren-Regionen beschäftige …
Meine Leidenschaft für Ostpreußen bleibt!
Die philsophische Erkenntnis ‚Oft sucht der Mensch das Glück im Buche, das ihm im Leben gegenüber sitzt‘ stammt aus einem Text von Alexander Horn, der 1886 in seinen ‚Culturbildern aus Altpreußen‚ auch die Umgebung der ostpreußischen Stadt Landsberg im Kreis Preußisch Eylau beschreibt. Der genaue Zusammenhang folgt weiter unten.
Alexander Horn versucht, eine ‚andere‘ Chronik Preußens zu verfassen – eine, die ’nicht nur für die wenigen Gelehrten‚ geschrieben wird, ‚die ihr Studium zum Lebensberufe machen, sondern für die ganze lebende gebildete Mitwelt und besonders für die Nachwelt, welche beide aus wahren und treuen Schilderungen vergangener Zeiten und Menschen lernen sollen‘.
‚Anders‘ ist seine Chronik tatsächlich geworden!
‚Die älteren Chroniken Preußens leiden an einer Trockenheit und Geschmacklosigkeit, welche die Lectüre derselben verleidet und die Culturgeschichte nicht aufkommen ließ‘ findet Alexander Horn. Er selbst ist 10 Jahre lang an seinen freien Sonntagen ‚in der Provinc herumgestrichen‚ und erklärt:
‚Mein Zweck ist, die Culturentwicklung Altpreußens mit Ausschluß der eigentlichen politischen Geschichte allen Gebildeten zugänglicher zu machen, damit sie auch in größeren Kreisen besser wie bisher gewürdigt und als beachtenswerther Zweig der allgemeinen Culturgeschichte dieser eingereiht wird. … Die Form der Schilderung wechselt ab mit Reisebildern alter und neuer Zeit und Biographien. Baugeschichte und alle Teile der Kunst sind mit Vorliebe beachtet‚.
Der Aufenthalt in Landsberg – der Geburtsstadt meines ostpreußischen Großvaters – scheint Alexander Horn gefallen zu haben, denn er schreibt:


‚Selten präsentiert sich ein Städchen so hübsch wie Landsberg von Süden her. Links die helle große Kirche im dunkeln Grün alten Landes, rechts das Städtchen lang und sauber aufgerollt, wie für den Maler bestimmt. Von Heilsberg bis Grünwalde keine Erhebung. ….
Die Zeit war knapp und der Plan, Wildenhoff zuerst zu besuchen, wurde bei der mangelnden Fahrgelegenheit gerne aufgegeben, nachdem ich von fachkundiger Seite orientiert war und erfahren hatte, daß Park und Schloß von Wildenhoff nicht besonders einladend … seien. (Anmerkung von mir: da hat ihm aber jemand etwas Falsches etzählt!!!) Ich begnügte mich mit einem Gange in den Hirschgrund, der sich kaum 500 Schritt nördlich von der Stadt hinzieht und wie Gottes Natur überall einen Besuch voll und reich belohnt.

Das Städtchen hat keinen Fluß, nur einen Dümpel und einen schmutzigen Mühlenfluß, von Gr. Peisten her, über den man bequem springen kann. Die armen Hausfrauen, die in Heilsberg so schöne und bequem gelegene Bleich- und Trockenplätze an der Alle haben, sind hier zu bedauern. Doch hat man sich mit Brunnen zu helfen gewußt, welche aus einem kleinen, aber klaren See nördlich von der Stadt, der zugleich die Badestelle bildet, gespeist werden.
Zu diesem See richteten wir unsere Schritte, rechts von der Chaussee nach Wildenhoff abbiegend. Einen Fußsteig verfolgend gelangten wir zu kleinen Anlagen und hörten einen Wasserfall brausen. Eine Schleuse sperrt den See, der offenbar künstlich durch Anstauung des Waldbaches hergestellt ist, der Überfall des Wassers und sein Brausen laden, wie die Kirchenglocken, zum Eintritt in den Stadtwald ein. ….
Ein Weg führte rechts hinab zu einem Ruheplatz an einer saftig grünen … Wiese. Terrassenförmig hatte man daneben unter dem Dach der Bäume lauschige Familiensitze errichtet, über den Bach führt eine weiße birkene Brücke. Der Waldbach plätschert darunter über den Kies, der Mücken Unzahl schwimmen auf ihm und gegen den Strom mit einer Consequenz, als wenn sie, wären sie Menschen, die den Geist der Zeit umrennen wollten.
Nur eine Schullehrerfamilie saß auf einer der Bänke, träumerisch schaut die junge Frau in die Luft, emsig starren ein älterer und ein jüngerer maitre d’école daneben in die Journale, vielleicht die Gartenlaube, von einem Marlitt’schen Roman, von der Goldelse oder dergleichen gefesselt.
Oft sucht der Mensch das Glück im Buche, das ihm im Leben gegenüber sitzt.
Der Wanderer aber steigt gegenüber auf die Höhe, wohin der Weg im Zicksack ihn an hübschen Ruhesitzen vorbei zu einem versteckten Familiensitzplatze, weiter hinauf zu einem Aussichtsplatz führt, von dem man die Berge um Wildenhoff am Horizonte erblickt. Weiter geht’s oben zu einem Sitze, der auf eine Waldwiese herabschaut. Er kehrt zurück und hinab zum Eingangsweg, der sich weithin hin und neben dem Walde hinschlängelt, durcheilt noch diesen und jenen in heiliger Stille sich hinziehenden Gang und kehrt befriedigt und gestärkt zurück zum heimischen Herde.‘
Das Digitalisat des Buches ist hier zu finden!