Mein Urgroßvater Heinrich Kröger kommt 1857 als unehelicher Sohn von Anna Lisette Schaumlöffel in Bremen-Lüssum zur Welt. Eigentlich heißt er demnach Heinrich Schaumlöffel. Er wird jedoch seit frühester Kindheit Heinrich Kröger genannt.
Ich habe hier bereits ausführlich über seinen ‚verschollenen Vater‚ geschrieben.
Erst 1900 bemüht sich Heinrich Kröger darum, den Familiennamen ‚Kröger‘ auch offiziell führen zu dürfen. Im Staatsarchiv Stade exisiert eine dicke Akte über diesen Vorgang, die ich mir nun noch einmal genauer angesehen habe.
Heinrich Kröger selbst gibt im September 1900 im Blumenthaler Landratsamt an:
‚Ich bin geboren am 4. März 1857 als der uneheliche Sohn der unverehelichten Anna Lisette Schaumlöffel. Meinen Vater, den Arbeiter Heinrich Kröger, habe ich nicht gekannt; er ist bald nach meiner Geburt verschollen; ich weiß nur von den Verwandten meiner Mutter, dass er mein Vater ist und mich als seinen Sohn anerkannt hat. Die Anerkennung ist allerdings nicht schriftlich und nicht gerichtlich erfolgt.
Ich bin von meiner Mutter bis zu ihrem 1865 erfolgten Tod erzogen worden und habe dann erst im Hause der Eltern und dann eines inzwischen verstorbenen Bruders meiner Mutter, Georg Schaumlöffel weiter gelebt bis ich mich selbständig gemacht habe.
Über die Familie meines Vaters weiß ich nichts, habe nie Verwandte desselben kennen gelernt oder von solchen gehört. Seit meiner frühsten Kindheit habe ich den Namen „Kröger“ geführt und habe erst gelegentlich meiner Ausmusterung in 1878 erfahren, dass ich im Kirchenbuche unter dem Namen „Schaumlöffel“ eingetragen stehe. Mein Confirmationsschein ist auch auf den Namen „Kröger“ ausgestellt.
Ich habe nicht gewusst, dass ich zur Führung des Namens „Kröger“ eine besondere Erlaubnis benötige und bitte, mir diese jetzt noch zu erteilen’.
Auf seinen Antrag folgt ein reger Schriftverkehr zwischen den Landratsämtern von Bremen-Blumenthal und Stolzenau. Die Vormundschaftsakten exisieren nicht mehr, aber es wird eine Notiz gefunden!
Landratsamt Blumenthal an das Königliche Landratsamt Stolzenau – 24.10.1900
Die Vormundschaftsacten sind bereits cassiert. Aus dem Vormundschaftsbuche 1857 No 219 geht hervor, dass Heinrich Kröger aus Langern, Amt Stolzenau, am 3. September 1857 die Vaterschaft anerkannt und sich zur Alimentation verpflichtet hat.
Stolzenau, den 2. November 1900
Von dem Königlichen Herrn Landrath mit dem gehorsamsten Bericht zurück gereicht, dass nach Aussage des Gemeindevorstehers Kruse der Vater des Antragstellers nicht aus Langern gewesen sein kann, da der Name ‚Kröger‘ daselbst noch nicht vorgekommen sei, auch sind keine Verwandte desselben daselbst vorhanden. Berk, berittener Gendarm
NLA HA, Karten – Agrarstrukturkarten, 12 i Agr. Nr. 185/1
Verkoppelung von Diethe-Langern Karte von den Geestländereien der Feldmark Diethe-Langern, Kreis Stolzenau (Staatsarchiv Stade)
Nun gibt es eine ‚verwegene‘ Idee: hieß der aus Langern stammende Heinrich Kröger vielleicht gar nicht ‚Kröger‚, sondern ‚Krüger‚ …. ???
Ein Heinrich Krüger wurde im April 1831 tasächlich auf dem Hof Langern Nr. 8 geboren. Als der berittene Gendarm im November 1900 in Langern unterwegs war, lebte dieser jedoch nicht mehr dort, sondern im Nachbarort Diethe! Über seinen Lebensweg fand ich heraus:
Heinrich Christian Krüger war 13 Jahre alt, als sein Vater verstarb und 21 Jahre alt, als er seine Mutter verlor – noch zu jung, um selbst eine Familie zu gründen. Verließ er nach dem Tod seiner Eltern zunächst seine Heimat … Sicher ist, dass er 1865 wieder zurück ist, denn am 2. Juni 1865 heiratet er in der Kirche von Buchholz Wilhelmine Sophie Caroline Pohlmeier.
Anmerkung: Meine Anna Lisette in Bremen-Lüssum bleibt trotz ihres unehelichen Sohnes viele Jahre lang unverehelicht. Erst im August 1865 – Sohn Heinrich ist bereits 8 Jahre alt – heiratet sie in Blumenthal – hoch schwanger!!! – den Arbeiter Christoph Wilhelm Pohlmann. Hat sie vielleicht darauf gewartet, dass ‚ihr Heinrich aus Langern‚ sie zur Frau nimmt? Und es geht tragisch weiter … 2 Monate nach ihrer Eheschließung bringt Anna Lisettte eine tote Tochter zur Welt und 14 Tage später verstirbt sie selbst im Alter von nur 35 Jahren!
Heinrich Krüger in Langern wird Vater von mindestens 3 Kindern. Er selbst verstirbt 1907 in Diethe – sein 1868 geborener Sohn lebt noch bis 1958 in der Nähe von Stolzenau!
Ich bin gespannt, ob sich dieses Rätsel noch klären lässt! Für mich würde das bedeuten, dass ich einen neuen Ur-Ur-Großvater bekomme!