Mein Vorfahre Caspar Grote wird 1739 in Schönebeck als Sohn des dortigen Jägers Georg Moritz Grote und dessen Ehefrau Anne Alheit Weinberg geboren.
Seine Ausbildung zum Fayencenmaler absolviert er in der Aumunder Zuckerform- und Porcellainfabrik, die 1750 von Diederich ter Hellen, seinem Bruder Wilhelm und dessen Schwager Johann Christoph Mühlhausen gegründet wurde.
Thomas Begerow: Die Fayence Fabrik befand sich an der heutigen Uhthoffstrasse in Vegesack. Diese hieß früher Bremerstrasse und kam erst 1804 zu Vegesack, vorher Aumund. Zur gleichen Zeit hat der Gastwirt Daniel Hellmers die ehemaligen Fabrik Gebäude übernommen und hier den Gasthof „Stadt Hamburg“ eingerichtet. Um 1890 wurde alles abgerissen, parzelliert und mit Wohnhäusern bebaut. Nebenan befand sich seit 1823 die Eisengiesserei von Uhthoff.
Caspar Grote ist 18 Jahre alt, als die Fabrik 1757 verkauft werden soll. Im März des Jahres erscheint in den Braunschweigischen Anzeigen folgendes Inserat:

Die Zuckerform- und Porcellainfabrique zu Aumund, im Stadischen, soll bey einer öffentlichen Licitation dem Meistbietenden verkauft werden. Diese Fabrique liegt in einer der angenehmsten Gegend, nahe am Hafen, Vegesack, und der Weser, mit welcher durch den kleinen Fluß Aue die Communication zu Wasser bislang mit einem ansehnlichen Vortheile und Gewinste bestanden; zum Besten derselben, und damit sich dazu ein tüchtiger und zuverlässiger Käufer anfinden möge, soll dem Käufer der jährl(iche) Canon von 20 Thlr, für die Concession des Thongrabens auf die nächsten 6 Jahre erlssen werden.
Auf der Fabrique selbst sind folgende tüchtige Gebäude befindlich, welche in gutem Ständerwercke, die mehresten aber in Standfesten Brandmauren erbauet, 1. gutes mit 1 räumlichem Saal, und anderen Zimmern (wovon der Saal und die Stuben mit Ofen versehen sind) wohl eingerichtetes Wohnhaus, 2. Häuser worinn Brennöfen zur Zuckerform und Pottfabrique, 1 Erdhaus, 1 mit doppelten Kellern versehenes Flügelgrbäude zur Porcellainfabrique und zur Asche, 1 Haus zur Glasurmühle von 8 Gängen, 1 Haus zum Torf, wobey 1 Stall für 6 Pferde, ferner 1 Erdmühle, nebst dazu gehörigen Backofen, 1 dito zum Porcellain und einige Scheiben, nebst andern zu der Fabrique gehörigen Gerähtschaften; hinter solchen Gebäuden aber ist 1 wohl eingerichteter, und mit jungen Obstbäumen bepflanzter Garte(n), und dabey ein kleiner Fischteich bel(egen).
Ich freue mich über diese Beschreibung – nun kann ich mir vorstellen, in welcher Umgebung Caspar Grote dort tätig war. Vielleicht hat er zum Frühstücken auch ab und zu an dem kleinen Fischteich gesessen …?
Die Gebäude sind in der Brandkasse zu Stade mit 12000 Thlr verassecuriret. Übrigens ist noch anzuführen, daß zu dem Zahlungstermin der völligen Kaufgelder höchstens 1/4 jährige Frist verstattet wird immeltelst Verkäufer in der nöthigen Sicherheit bleiben: So reserviren dieselben sich bis nach geleisteter Bezahlung nicht nur das Dominium, sondern es muß auch der Käufer sogleich einige 100 Thlr. auf Abschlag der Kaufsumme bezahlen, oder dafür genugsame Caution bestellen. Die Liebhaber dazu haben auf den 19. dies. (Monats) des Vormittags um 10 Uhr, sich auf der Zuckerform- und Porcellainfabrique zu Aumund anzufinden, darauf nach Belieben zu bieten, und zu gewärtigen, daß den plus Licitanibus der Zuschlag geschehe, auch, nach Erfüllung der wegen des Zahlungstermins festgesetzten Condition die Fabrique überliefert werde.
1887 erscheint in der Monatszeitschrift ‚Kunstgewerbeblatt‚ eine Abhandlung über die Fayencefabrikation in Vegesack und Lesum – darin ist zu lesen:
‚Käufer der bankrotten Fabrik war der Elternann Albrecht d’Erberfeldt zu Bremen. Leider war dieselbe damit nicht in die rechten Hände gekommen. D’Erberfeldt machte sich durch seinen weitgehenden Hochmut und ’seinen ganz eigenen Humeur‚ bald bekannt. Letzterer scheint besonders darin bestanden zu haben, daß er sich mit seinen Arbeitern nicht vertragen konnte, und keiner derselben es längere Zeit bei ihm auszuhalten vermochte‘. (Quelle: J. Focke; Beiträge zur Geschichte der Kunsttöpferei; Fayence-Fabriken in Vegesack und Lesum, in: Monatszeitschift Kunstgewerbeblatt, Leipzig 1887
Johann Christoph Vielstich – Werkmeister der Aumunder Fabrik – hatte die Fabrik bereits 1754 verlassen, um in Lesum seine eigene Fabrik zu gründen. Auch Caspar Grote folgt ihm und arbeitet fortan bei Vielstich in Lesum – vielleicht hat der ‚ganz eigene Humor‚ seines Chefs ihn dazu bewogen, sich einen anderen Arbeitsplatz zu suchen.
Mehr als 300 Jahre später
Bei Erdarbeiten im Zuge der Errichtung der Wohnsiedlung „Am Mönchshof“ wurde im Juni 1981 gegenüber dem Lesumer Hof ein gut erhaltener, tonnengewölbter Brennofen der 1756 von Johann Christoph Vielstich gegründeten Lesumer Fayencemanufaktur ausgegraben. Vielstichs Fayencemanufaktur war nicht nur für ihr hochwertiges Tischgeschirr bekannt, sondern auch für ihre hohen Kachelöfen, von denen einer noch heute im Schönebecker Heimatmuseum zu besichtigen ist. Nach der Blütezeit im 18. Jahrhundert musste die bis 1933 von der Familie Vielstich geführte Töpferei wegen der zunehmenden Konkurrenz durch die industrielle Porzellanproduktion auf Gebrauchskeramik umstellen. Der ausgegrabene Brennofen ist in der Aula der Grundschule Am Mönchshof ausgestellt. Quelle: https://heimatverein-lesum.de/hvl-kalender-2017-07/)

Weitere Informationen zu Caspar Grote und seine Familie: https://www.genealogie-tagebuch.de/?p=49