Da ich in Bremen-Blumenthal aufgewachsen bin, kenne ich das Gebäude des Blumenthaler Rathauses seit meiner frühen Kindheit. Wie oft bin ich daran vorüber gagangen, ohne zu wissen, dass es vom Bauunternehmen meines Urgroßvaters Heinrich Kröger erbaut wurde! Und auch das Sparkassengebäude, in dem ich als Jugendliche einen Ferienjob ausübte, wurde von ihm errichtet!
Aber von Beginn an:
Am 1. Oktober 1885 gründet mein Urgroßvater – der Maurermeister Heinrich Kröger – in Lüssum ein eigenes Bauunternehmen, zunächst jedoch unter dem Namen ‚Schaumlöffel‚. Erst 1902 erhält er für sich und die gesamte Familie die Genehmigung, den Namen Kröger offiziell führen zu dürfen. Die Hintergründe dieser ‚Schaumlöffel-Kröger-Namens-Geschichte‘ habe ich in einem anderen Beitrag beschrieben.
Auch in diesem Adressbuch von 1892 wird das Unternehmen noch unter dem Namen ‚Schaumlöffel‚ geführt.

Anfangs befindet sich die Firma auf einem Grundstück am Bockhorner Weg – 1901 wird sie in die Lüssumer Straße Nr. 99 verlegt, wo die Familie ihren Wohnsitz hat. Hier lebt Heinrich Kröger mit seiner Ehefrau Margarethe geb. Knübel und den sechs Kindern, die von 1885 bis 1898 in Lüssum zur Welt kommen. Auch meine Oma Anna Lisette wächst also in diesem Haus auf.
Auf dem Hinterhof entstehen Bürogebäude und Lagerhallen für Baumaterialien und Geräte. ‚Hier wird auch mehrere Jahre lang die Herstellung von Leichtsteinen von Gips und Strohhäcksel betrieben. Außerdem war Heinrich Kröger Inhaber mehrerer Patente für die Herstellung von Betonschornsteinschiebern, die hier ebenfalls hergestellt wurden.‘ (Quelle: Weserkurier 1985, 100 Jahre Bauunternehmen Georg Kröger)
Der Weserkurier schreibt weiterhin: ‚Familie Kröger hat das Gesicht von Bremen-Nord und insbesondere von Blumenthal in den vergangenen hundert Jahren durch ihr bauliches Wirken wesentlich mitbestimmt. So wurden folgende markante Bauvorhaben durch die Firma ausgeführt:
- das Blumenthaler Rathaus (1908)
- die Schillerschule am Heidbleek (1912)
- der Betriebsbahnhof der Farge-Vegesacker Eisenbahn in Farge (1927)
- mehrere Strecken der Ortskanalisation Blumenthal (1928/29)
- das Sparkassengebäude Landrat Christian Str./Leverkenbarg (1930)
- die Feuerwache Blumenthal (1937)
- der Erweiterungsbau der Schule Wigmodistraße (1939)
- das Evangelisch-lutherische Gemeindezentrum Lüssum (1958)
- die Neuapostolische Kirche Burgwall (1960)
- die Katholische Kirche Aumund (1964)
- das Wohn- u. Geschäftshaus Lüssumer Ring/Lüssumer Heide (1961)
- das Wohn- u. Geschäftshaus Weserstrandstraße 1-3 (1967)
- die Mietwohnungen Kapitän-Dallmann-Str. 49-51 (1971)
- die achtgeschossigen Mietwohnungen in der Betonstr. in Farge (1972-73)
- das Schulzentrum in Sandwehen (1974) in Arbeitsgemeinschaft
Nach dem Tod meines Urgroßvaters (1934) übernimmt Georg Heinrich Köger – ein Bruder meiner Großmutter – die Betriebsleitung. Es entstehen viele weitere Ein- und Mehrfamilienhäuser. Georg Heinrich ’starb bereist 1945, als seine Söhne noch nicht die Berufsausbildung beendet hatten. Margarete Kröger, eine Schwester des Verstorbenen, nahm das Steuer in die Hand. Sie hatte schon zur Zeit ihres Vaters die Büroarbeiten erledigt und wurde jetzt durch die beiden langjährigen Poliere Bullderdiek und Uhlhorn unterstützt‘. (Weserkurier)

Hier sieht man die gesamte Kröger-Familie: Heinrich Kröger und Ehefrau Margarete geb. Knübel – in der Mitte ihre jüngste Tochter Margarete – ganz links meine Großmutter Anna Listte – daneben Carsten Kröger (der später immer Curt genaannt wird) – Georg Heinrich – Heinrich und Elisabeth Mathilde
Nach Georg Heinrich wird das Bauunternehmen von dessen Sohn Georg weitergeführt. Auch mein Vater Karl Gegner, der in der Firmengeschichte leider gar nicht erwähnt wird, arbeitete viele Jahre mit in diesem Familienunternehmen bevor er sich selbständig machte.
Als Kind habe ich viel Zeit in der Lüssumer Straße verbracht. Das Grundstück an der Lüssumer Straße war ein spannendes Terrain. Ich hielt mich sehr gern dort auf – wohl auch deshalb, weil ich dort immer wurde herzlich begrüßt wurde. Ich kannte jeden und jeder kannte mich.
1976 wird das Bauunternehmen in die Ermlandstraße verlegt, wo es noch jetzt existiert – nunmehr in fünfter Generation!
Heute sieht die Lüssumer Straße allerdings ganz anders aus – die schönen alten Häuser sind verschwunden! Wie schade!