Ergänzungen zu Familie Schellhase in Züschen

In den vergangenen Wochen habe ich mich noch einmal durch einige Kirchenbücher der reformierten Gemeinde der kleinen Stadt Züschen unweit von Fritzlar in Oberhessen ‚gequält‘ … In diesen Büchern habe ich bereits vor vielen, vielen Jahren recherchiert, aber immer wieder fällt mir noch etwas Neues auf. Ab und zu habe ich damals Wörter auch falsch entziffert und sie nun korrigiert.

In der Anfangszeit meiner Ahnenforscherei waren die ‚Lese-Umstände‘ sehr viel ungünstiger, als ich in einem kleinen Raum der Oldenburger Mormonen-Forschungsstelle an uralten Lesegeräten die zuvor bestellten Filme ‚durchkurbeln‘ musste. In diesem Beitrag habe ich mich an diese Zeit erinnert.

Ich konnte beim erneuten Durchsehen einige neue Erkenntnisse über die familiären Zusammenhänge gewinnen.

Der Name Schellhase taucht im Kirchenbuch von Züschen bereits vor 1600 auf – mehrfach genannt wird der ‚Schafmeister Hans Schellhase‚. Ob er zur Familie gehört, konnte ich nicht herausfinden.

1594 – den 9 September ist des Schafmeisters Hansen Schelhasen Töchterlein Elsa begraben worden – auch 1588 lässt er bereits eine Tochter begraben

Ein Taufeintrag meines Vorfahren Casparus Schellhase, der um 1610 geboren worden sein muss, ist Kirchenbuch von Züschen nicht verzeichnet – zumindest hab ich ihn dort nicht entdecken können. Sein Name wird erstmals 1635 bei seiner Eheschließung genannt – er hat ‚d.1.Juni sich mit seinem Gespons Anna, Meister Andreas Eckharts hinterlassener Tochter copuliren lassen‘ notiert der Pfarrer.

Die Taufe von Anna Eckkart ist im Kirchenbuch verzeichnet – sie kommt 1610 als Tochter des Züschener Schmiedemeisters Andreas Eckhart zur Welt. Sie heißt nur ‚Anna‚, nicht ‚Anna Marita‚ ! Das Wort, das ich im Heiratseintrag der beiden vor vielen Jahren als ‚Marita‘ entziffert hatte, lautet gar nicht ‚Marita‚, sondern ‚Meister‚ und bezieht sich auf ihren Vater! Das Leseproblem ist vielleicht nachvollziehbar, wenn man sich den nachfolgenden Eintrag sieht – unbarbeitet ist der Text kaum erkennbar!

KB Züschen 1635
Der Eintrag nach der Bearbeitung

Casparus und Anna sind noch Kinder als 1618 der Dreißigjährige Krieg beginnt. Sie überstehen die kriegerischen Unruhen, die Pest und zahlreiche Naturkatastrophen. (So wie natürlich auch alle anderen meiner Ahnen, denn sonst würde es mich nicht geben!!!)

‚Während des Dreißigjährigen Krieges wütete die Pest in Züschen von 1635 bis 1636, und befand sich unter ihren Opfern auch der Pfarrer Christophorus Steinhausen. Von Juli 1636 bis September 1637 mussten die Bewohner Züschens wiederholt bei dem Herannahen der Feinde flüchten und sind mehrere von den Einwohnern erschlagen worden. Dann ist das Kirchenbuch bis 1650 nicht mehr geführt, aber … Züschen (wurde) im Jahre 1640 fast völlig von den Feinden zerstört .., denn von 80 Wohnhäusern standen nach dem Krieg nur noch 12, darunter das Pfarrhaus.‘ (Quelle: Pfarrer L. Langenbeck zu Züschen in den ‚Geschichtsblättern für Waldeck und Pyrmont‘ herausgegeben vom Geschichstverein für Waldeck und Pyrmont 15,/16. Band; Mengeringhausen 1916)

Von 1636 bis 1658 bekommen Casparus Schellhase und Anna Eckhart mindestens 10 Kinder – vermutlich sogar 12! Die Taufen der vor 1651 geborenen Kinder sind aufgrund der Lücken im Kirchenbuch nicht verzeichnet. Oft lassen sie sich erst im Nachhinein – durch ihre Sterbe-, Konfirmations– oder Heiratseinträge – der Familie zuordnen.

Von etwa 1656 -1661 ist Casparus Schellhase Bürgermeister von Züschen – von ca. 1654 bis 1662 bekleidet er zudem das Amt des Kastenmeisters der Ev. Reformierten Kirche. Als solcher ist er vor allem zuständig für die Verwaltung der Kirchengüter, zu denen auch der ‚Kirchenkasten‘ gehört, in dem sämtliche Dokumente der Kirchengemeinde verwahrt werden. Offenbar hat er auch dafür zu sorgen, dass die Sonntagsruhe eingehalten wird, denn 1662 muss er 4 Reichstaler Strafe zahlen, weil er wohl duldete, dass Juden durch die Stadt reisten.

1662 – den … ‚hatt Kastenmeister Caspar Schelhaße 4 Rtl (Reichstaler) strafe wegen der auf den Sontag gereyßeten Juden bekommen undt disselbigs berechnet‘. (KB Züschen)

Casparus Schellhase verliert sein Leben 1671 durch einen tragischen Unfall. Der Pfarrer notiert: d.31.Martius ist Bürgermeister Caspar Schelhaaße(,) nachdem er sich jämmerlich verbrandt und einen schweren fall gethan. auch plötzlich gestorben, begraben‘. Für mich klingt es so, als habe Casparus versucht, einen Brand zu löschen und sei dabei tödlich verunglückt. Seine Ehefrau Anna überlebt ihn um 14 Jahre – sie verstirbt im Oktober 1684.

Ich bin erstaunt darüber, wie viele Kinder des Ehepaars trotz der widrigen Lebensumstände das Erwachsenenalter erreichen und eigene Familien gründen.

Überlebende Kinder sind:

  • Anna Christina Schellhase – sie heiratet 1666 den Züschener Brandmeister Fritz Wolfskäul (später Wolfskeul geschrieben) – diesen Namen hatte ich völlig falsch entziffert, er war mir auch nie zuvor begegnet. Die beiden bekommen sechs Kinder.
  • Daniel Schellhase entdeckte ich erst beim wiederholten Durchblättern des Kirchenbuchs. Er wird er 1667 als Pate bei der Taufe seines Neffen Johann Daniel Wolfskäul genannt. Da der Pfarrer in den Taufeinträgen freundlicherweise oft das Verwandtschaftsverhältnis der Taufpaten zu den Eltern des Täuflings angibt, ist er eindeutig zuzuordnen. Daniel Schellhase, Schwager des Vaters, Organist in Breidenaw schreibt der Pfarrer – ein gutes Beispiel dafür, dass man immer auch die Namen der Taufpaten genau im Blick haben sollte!
KB Züschen 1667 – Taufeintrag von Johann Daniel

1668 notiert der Pfarrer im KB: ‚Casselis fui undt Daniel Schellhaßen schweren laßen‘ (Ich ging nach Kassel, um Daniel Schellhase schwören zu lassen ?) – War das die Ernennung zum Organisten? Daniel Schellhase wird später Organist der reformierten Kirche in Marburg. Im Staastarchiv Marburg ist mehr über ihn zu erfahren – dort existieren verschiedene Archivalien zu Daniel und Conrad Schellhase (vermutlich dessen Sohn), die irgendwann einmal ausgewertet werden könnten. Daniel muss vor 1709 verstorben sein. Nach ihm wird Conrad Schellhase als Organist in Marburg genannt.

  • Johann Jost Schellhase verstirbt 1684 im Alter von 37 Jahren als ‚rechtschaffenes Pfarrkindt‘ – er ist verheiratet und hat mindetens ein Kind.
  • Johannes Schellhase heiratet 1671 Künna Hucke aus Lohne. Er ist Leineweber und zweitweise Bürgermeister von Züschen (1679, 1680, 1685, 1689, 1692). Das Ehepaar bekommt 8 Kinder. Johannes und Künna sind meine direkten Vorfahren!
  • Barthold Schellhase heiratet 1679 Catharina Schneider aus Freudenthal. (7 Kinder)
  • Johannes Schellhase, geboren im Dezember 1656. Sein Taufpate ist der Förster Johannes Kuntzemann aus Heimarshausen – auch er übt zeitweise (1695-1697) in Züschen das Amt des Bürgermeisters aus. Tatsächlich gibt es zwei Söhne namens ‚Johannes‘ – dieser wird als ‚Johannes jun. ‚ bezeichnet. Er muss vor 1685 geheiratet haben und hat mindestens 5 Kinder.
  • Jacob Schellhase wird Obermüller auf der Ölmuhle zu Züschen. Er heiratet 1685 Elisabeth Kraußhaar, die 1692 bei der großen Flut in Züschen ums Leben kommt. Nach ihrem Tod muss er erneut geheiratet haben, denn 1696 (nach Jacobs Tod) ist im Kirchenbuch zu lesen: ‚ den … hat sich Johann Hermann Miltzer, bürtig von Homburg in Heßen mit weyland Jacob Schellhaßen, gewesenen Oleymöllers wittibin allhier copuliren und mit dem gebeth einsegnen laßen‘

Dann gibt es zwei weitere Schellhase-Personen, die ich nicht eindeutig zuordnen kann, von denen ich jedoch vermute, dass auch sie Kinder von Casparus Schellhase sind:

  • Da ist zunächst Caspar Schellhase, der vor 1728 verstorben sein muss und von dessen Existenz ich lediglich durch den Sterbeeintrag seiner im Kirchenbuch von Züschen verstorbenen Witwe erfuhr. Dieser Eintrag lautet: ‚Caspar Schellhasen rel(icta), 70 Jahr‚. Auch die Sterbeeinträge sind sehr lückenhaft – den Eintrag von Caspar konnte ich nicht entdecken – aber es scheint logisch zu sein, dass der obige Casparus Schellhase auch einen gleichnamigen Sohn hatte
  • Und dann gibt noch Christina Schellhase, über die ich Folgendes herausfinden konnte: sie heiratet 1685 zunächst Bernhard Geißel, der bereits 3 Monate nach der Eheschließung verstirbt. Christina bekommt einen Sohn namens Johann Henrich Geißel, der erst nach dem Tod seines Vaters geboren wird. Im April 1687 heiratet Christina erneut – ihr zweiter Ehemann wird der Züschener Untermüller Bernhard Brockhäuser, der ebenfalls verwitwet ist. Von 1688 bis 1690 werden ihnen drei Töchter geboren.

Zu Familie Brockhäuser: Bernhards Vater heißt Otto. Er verstirbt im Juni 1688. Nach dem Tod des Untermüllers Bernhard Brockhäuser übernimmt desses Bruder Otto, der veheiratet ist mit Anna Orth, einer Tochter des Züschener Schmieds Johann Orth, die Mühle. Die beiden haben mindestens 5 Kinder.

1692 bricht über Züschen ein großes Unglück herein!

Der Pfarrer berichtet ausführlich darüber – er beginnt:

Den 27. (Juny) Morgens frühe umb 7 Uhr ist, leyder Gott erbarme es! ein Groß Donnerwetter und Ungewitter entstanden, Bey welchem das Waßer die Stadtmauer Zerbrochen, die Oleymühle, die Untermühle, das Brandhauß, des Stadtdieners Wohnhäußchen, so auf der Brücke des Unterthores gestanden, alles mitgenommen und totaliter ruinieret.

Insgesamt ertrinken bei dieser Flut 18 Personen. Familie Schellhase ist von diesem schrecklichen Unglück mehrfach betroffen: der Ölmüller Jacob Schellhase verliert dabei seine Ehefrau. Auch der o.g. Barthold Schellhase verliert eine Tochter – die 8jährige Anna Elisabeth hat sich vermutlich bei ihren Verwandten auf einer der Mühlen aufgehalten und wird von den Wasserfluten mitgerissen.

Zudem ertrinken auch Bernhard Brockhäuser, seine Ehefrau Christina geb. Schellhase und eine ihrer Töchter – die 1689 geborene Tochter Anna Maria – in den Fluten.

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