Martha Elisabeth Schaumlöffel (1789-1812)

Mich interessieren immer auch die Einzelschicksale der Geschwister meiner Vorfahren – in diesem Fall das Schicksal von Martha Elisabeth Schaumlöffel, einer Schwester meines Vorfahren Johann Georg Schaumlöffel.

Und ständig lerne ich etwas dazu – vor allem über die Geschichte der jeweiligen Region und über die Lebensumstände meiner Ahnen.

Als sich Johann Conrad Schaumlöffel mit seiner großen Familie als Schneidermeister um 1800 in Vegesack niederlässt, ist Martha Elisabeth ein Schulkind – etwa 11 Jahre alt.

Die Anfangsjahre der Familie in Vegesack waren sicherlich nicht leicht. Die Familie stammt aus Hessen – sämtliche Kinder (insgesamt 9) kamen in Kassel zur Welt. Wie (fast) alle Eltern – werden Johann Conrad Schaumlöffel und seine Ehefrau Anna Elisabeth (Goebel) Giebel bemüht gewesen sein, ihren Kindern einen guten Start in der neuen Heimat und eine glückliche Zukunft zu ermöglichen.

Vegesack 1848 – Von Carl Justus Harmen Fedeler https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=8719785

Vier der Söhne erlernen – wie der Vater selbst – das Schneiderhandwerk, zwei von ihnen bleiben in Vegesack, einer lässt sich in Lüssum nieder und der 1790 in Kassel geborene Wilhelm Bernhard zieht nach Amsterdam und gründet dort eine Familie. Das Schicksal von Jacob – dem jüngsten Sohn, der 1808 im Alter von 15 Jahren in der Blumenthaler Kirche noch konfirmiert wird – liegt noch im Dunkeln.

Die erste Familienfeier im Norden ist die Konfirmation von Sophie Elisabeth in der Reformierten Kirche von Blumenthal, zu der zu dieser Zeit auch die Vegesacker gehören. Die jüngste Tochter verstirbt 1806 – im Alter von 11 Jahren – an den Frieseln. Sophie Elisabeth bleibt in Vegesack – sie heiratet 1814 den aus Nienburg stammenden Schneidermeister Carl Heinrich Conrad Müller.

Und dann ist da noch Martha Elisabeth Schaumlöffel. Durch ihre Sterbeeurkunde, die 1812 im Vegesacker Kirchenbuch zu finden ist, erfahre ich Näheres über ihr Leben. Auch Martha Elisabeth verlässt Vegesack – sie wird Dienstmagd im Bremer Stephani-Viertel.

Das rote Kreuz auf dem folgenden Kartenausschnitt zeigt die Lage der Straße ‚Stephanitorwall‚ an – hier lebt und arbeitet Martha Elisabeth Schaumlöffel bis zum 20 Oktober des Jahres 1812. An diesem Tag verstirbt sie im Alter von nur 23 Jahren im dortigen Haus Nr. 16. Leider wird in ihrer Sterbeurkunde keine Todesursache angegeben – man erfährt lediglich, dass ihre sterblichen Überreste von Bremen nach Vegesack überführt werden.

Um die Urkunde verstehen und einordnen zu können, muss man wissen, dass die Stadt Bremen als Teil des Herzogtums Bremen zu dieser Zeit unter französischer Verwaltung steht. So erklärt sich u.a., dass der darin erwähnte Simon Hermann Nonnen nicht als stellvertretender Bürgermeister, sondern als ‚Maire-Adjoint‘ bezeichnet wird. Mehr über die Bremer Franzosenzeit findet man hier.

Quelle: Archiv des Weserkuriers

Das Departement der Wesermündungen oder französisch Département des Bouches du Weser entstand als eines der drei hanseatischen Departements am 1. Januar 1811. Die Reichsstadt Bremen, Teile des Herzogtums Bremen, Herzogtum Oldenburg und Delmenhorst, Herzogtum Verden, Teile des Fürstentums Lüneburg sowie Teile der Grafschaft Hoya gehörten zum Departement. – Napoleon unterstanden der Oberkommandierende der Armee und der Generalgouverneur der nordwestdeutschen Departements. Präfekt des Wesermündungsdepartements war bis zum 17. Oktober 1813 Philipp Karl Graf von Arberg, früher Kammerherr von Napoleon; Unterpräfekt war der spätere Senator Johann Pavenstedt. (Wikipedia)

Ausschnitt aus der Sterbeeurkunde von Martha Elisabeth Schaumlöffel:

Heute den Ein und zwanzigsten des Monaths October des Jahres Achtzehnhundert zwölf um acht Uhr des Abends wurde uns(,) dem Maire der Commune Vegesack Departements der Wesermündungen durch Georg Schaumlöffel zu Vegesack über das am zwanzigsten October achtzehnhundert zwölf zu Bremen im Hause numero Sechzehn am Stephaniethors Wall Westcanton Bremen erfolgten Ableben der Eliesabeth Schaumlöffel drey und zwanzig Jahr alt, unverehelicht, Dienstmagd zu Bremen, Tochter von Johann Conrad Schaumlöffel und Eliesabeth Marta Gibel (= Anna Elisabeth (Goebel) Giebel) von den Herrn Maire Adjoint Nonnen in Bremen eine Sterbe-Urkunde zugesandt, die hier angelegt ist und wörtlich folgendermaßen lautet:

Heute den Ein und zwanzigsten des Monaths October Achtzehnhundert zwölf, um Mittag, vor uns, Simon Hermann Nonnen, Adjoint des Maire und von demselben deligirter Beamter des Civilstandes der Stadt Bremen, Hauptort des Departements der Wesermündungen, erschien Georg Schaumlöffel, fünf und zwanzig Jahr alt, Schneider als Bruder, wohnhaft zu Vegesack, und Johann Adolph Hölty, ein und dreißig Jahr alt, employé hieselbst und erklärten daß Gestern Morgen um Drey Uhr Eliesabeth Schaumlöffel, drey und zwanzig Jahr alt, Dienstmagd hieselbst, Tochter von Johann Conrad Schaumlöffel und Eliesabeth Marta Gibel (= Anna Elisabeth (Goebel) Giebel) in dem Hause numero Sechzehn am Stephaniethors Wall Westcanton gestorben ist, und haben die Erklärenden, nachdem ihnen dieses vorgelesen worden, es zugleich mit uns unterschrieben. Bey der Vorlesung erklärten der Declarant und der Zeuge, dass die Leiche der Verstorbenen nach Vegesack Mairie Vegesack transportirt werden solle, worüber Protocoll aufgenommen, welches diesem Act beygefügt werden soll.

Anhand des Bremer Adressbuchs von 1812 habe ich versucht, herauszufinden, in wessen Haushalt Martha Elisabeth Schaumlöffel gedient haben mag. Im Haus Nr. 16 wohnen im Jahre 1812 der Krahnmeister Johann Wilhelm Eitzen und die Witwe Precht. Da die Adressbücher zu dieser Zeit nicht nach Straßen geordnet sind, musste ich das gesamte Adressbuch durchblättern und habe ’nebenbei‘ auch die anderen Bewohner der Straße ermittelt – die Schreibweise wurde genau übernommen.

1Klencke, Christian, Kimker (=Böttcher)
2Graffstedt, Hilmer, Brantweinbrenner
3Fehrmann, Johann, Schlosser
4Daniels, Ludwig, Torfhandel
5Gesselmann, Anton, Kahnschiffer
7Hutzing, Johann Anton, Brantweibrennerei Plump, Friedrich Strumpffabrikant, Stephanithorsstraße 7
8Reiners, Daniel, Kahnschiffer
9Blumberg, Hinrich, Tischler, auch Viertel- und Spinnekämpfer, hinter St. Stephanithorswall 9
12Witwe von Lüder Mensing
13Eggers, Hinrich, Windmüller, hinter St. Stephanithorswall 13 Mühlenbrock, Hinrich, Windmüller Meyer, Meinke, Kahnschiffer
14Selling, Hermann, Schuhmacher
16Eitzen, Hermann Wilhelm, Krahnmeister – Witwe Precht
20Borchers, Simon, Kaufmann
22Pöttger, Diedrich, Kahnschiffer
23von Harten, Hinrich, Kahnschiffer Sanders, Johann Hinrich, Hökereiwaaren
24Gesselmann, Dettmer, Kahnschiffer Hartz, Hinrich, Seeschiffer
26Bosselmann, Wilhelm
30Bönker, Johann Friedrich, Schneider
32Falckenburg, Johann Kochenhauer

Wunnenberg, Lambert – Hausvater im Werkhause
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