Chronik der Kirchengemeinde in Mühlhausen, Kreis Pr. Eylau

Digitalisiert wurde auch die Chronik der evangelischen Kirchengemeinde in Mühlhausen im Kreis Pr. Eylau – geschrieben 1910 von Albert Nitzki, Dompfarrer in Königsberg. Beschrieben werden darin auch die Wohnverhältnisse der ländlichen Arbeiter um 1900 der Region um Mühlhausen. Albert Nitzki schreibt: ‚Die Wohnungsverhältnisse … sind jetzt auf den Gütern sehr gut, in den Dörfern teilweise besserungsbedürftig. Die Räumlichkeiten sind fast immer dieselben. Sie bestehen in einer Stube, einer Kammer, einer Küche, einem Hausflur (häufig für zwei Wohnungen), einem Bodenraum, einem Stall für die Schweine und mitunter auch für die Kuh. Die Hühner haben im Sommer ihren Sitz in dem Hausflur, im Winter in der Stube unter einem Bett. Vielen Wohnungen fehlt die Küche, weil der Ofen gleichzeitig Kochherd und Backofen ist. Durchschnittlich sind die Stuben 36 bis 40 Quadratmeter groß. Die Fenster waren früher bisweilen vernagelt, so daß frische Luft nur durch die Tür Eintritt hatte. Die Kammer ist mindestens ein Drittel so groß als die Stube‚.

Und auch über die damals übliche Inneneinrichtung wird berichtet: ‚Der Hausrat besteht zunächst aus dem Himmelbett, welches auf vier Ständern von ca. 1,25 Meter Höhe ruht und oben einen Fries zur Aufnahme von Tassen, den Gesangbüchern usw. hat. Er ist mit Vorhängen versehen und für das Ehepaar bestimmt. Ferner befindet sich in der Stube ein rotgebeizter Kleiderschrank, eine Kommode oder ein Kasten in Form einer Truhe, häufig bunt bemalt, ein Tisch, der immer seinen Standort am Fenster hat, etwa sechs Holzstühle, ein bis zwei Bänke, vor allem eine Ofenbank. Das nötige Küchengerät steht blankgescheuert auf dem Kaminsims oder ist auf dem Ofenrande aufgestellt. Um die Wände und an den Balken hängen Teller, die unter dem Boden zwei Löcher zum Durchziehen des Bandes haben, auch Mützen, Stiefel und Schuhe. An den Wänden sieht man bunte Bilder, häufig in grellen Farben. Außer religiösen Bildern, die letzten drei Kaiser, die im Heere stehenden Söhne, eingerahmte Konfirmationsscheine, Patenbreife und eine Wanduhr. Ist das Ehepaar reich an Kindern, dann schlalen zwei, ja drei derselben in einem Bett. Die Sittlichkeit der Kinder ist meines Wissens dadurch nicht gefährdet worden. Ob die Stuben gedielt sind oder nicht, ist den meisten Landarbeitern ziemlich gleichgültig, wenn sie nur warm sind. Deshalb beklagen sie die Abschaffung der Strohdächer‚.

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