Im Internet sind kaum Informationen über diese Brechstuben, die Ludwig Avenarius beschreibt, zu finden. Es gab sie auch in vielen Orten des Kreises Pr. Eylau.
‚Im Bisthum Ermland, in der Gegend zwischen Landsberg und Braunsberg, wird der Flachsbau sehr im Großen getrieben, und man findet Flächen von 30 bis 40 und mehreren Morgen. …. Bei jedem Dorfe oder größern Gute, wo einigermaaßen Flachs gebauet wird, hat man, entfernt von dem übrigen Gehöfte, und von den Dörfern, zur Sicherheit gegen Feuersgefahr, besondere sogenannte Brechstuben. Dies sind ganz isolirt liegende Häuser mit großen Räumen, in deren Mitte sich ein Ofen zum Heizen befindet, in welchem der Flachs getrocknet und dann gebrakt wird. In den Dörfern sind diese Brechstuben gemeinschaftliches Eigenthum der Gemeinde. Im Ermländischen habe ich ein Dorf gefunden, bei welchem ganz vorzüglich viel und schöner Flachs gebauet wird, welches ganz mit solchen Brechstuben in einiger Entfernung umgeben war. Man versicherte mich, daß hier jeder Bauerhof seine eigene Brechstube habe.
Wegen des bedeutenden Flachsbaus findet man in jedem Bauernhause einen oder mehrere Webstühle, wo Manns- und Frauenspersonen in den Abendstunden, oder in der Zeit, welche ihnen die Feldarbeit übrig läßt, sich mit Weben beschäftigen. Ich habe hier mitunter sehr hübsche und bunte Leinenwaaren, auch mit Baumwolle vermischt, verfertigen sehen‘. (Ludwig Avenarius, Beiträge zur nähern Kenntniß der Provinz Preußen, beonders Ostpreußen …; Erfurt 1829)