An der Pest verstorben – Haberberg (1709/1710)

Wenn ich in einem Buch über die furchtbare Zeit der Pest in Ostpreußen lese, fällt es mir schwer, mir das Ausmaß dieses Elends wirklich vorzustellen. Ganz anders geht es mir, wenn ich die Einträge in Kirchenbüchern lese. Die Einträge im Sterberegister der Gemeinde Haberberg in Königsberg machen deutlich, wie schrecklich die Pest 1709/1710 in Königsberg tatsächlich gewütet haben muss. Im Jahr 1707 sind insgesamt 194 Sterbefälle eingetragen, 1708 sind es 168 – 1709 sind bereits im August 200 Tote verzeichnet!

Im September 1709 notiert der damalige Pastor:

Pesthaus‚den 8. Sept. ist denen Verstorbenen im Pesthause ein Ort außer dem Brandenburgischen Thor unten an der Windmühle aufm Felde am wege zum Begräbnis geordnet und zugeeignet, und sind den Abend zuerst 5 Personen daselbst begraben, deren Nahmen der Pest-Schreiber Pape gut muß aufgezeichnet haben. Heute alß d. 9ten soll auch einer begraben werden.‘

Allein in der Gemeinde Haberberg sterben bis zum Ende des Jahres 1709 insgesamt 2685 Personen – und Haberberg ist ja nur eine von vielen Gemeinden in Königsberg!

Sterberegister_1709Es muss ein furchtbares Durcheinander gewesen sein – der Pastor war kaum in der Lage, die Sterbefälle ordnungsgemäß einzutragen. Im Dezember 1710 schreibt er:

Pest_1710‚In diesen kurtz Vorherverfloßenen Tagen sind wider mein Wißen und meinen Willen von den Pestträgern weggetragen und hinter der Windmühle begraben worden, der Behrends tochter von 12 Jahren, die alte Porschin, wie auch ihr Sohn der kürtzlich vorher mit der Kilianschen d(en) 3ten October alhier copuliret, imgleichen die Behrendsche selbst, Gott wende doch die Plage und solche Unordnung einmahl ab!‘

Die Abbildungen stammen aus dem

vom Staatsarchiv Allenstein digitalisierten Sterberegister

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Eine Antwort zu An der Pest verstorben – Haberberg (1709/1710)

  1. Bodo Auräth sagt:

    Liebe Frau Gegner-Sünkler,
    Ihr Link zur Sterbeliste Haberberg von 1694-1729 war für mich sehr aufschlussreich, denn hier habe ich die Sterbeurkunde meines Vorfahren, Johann Aureth ( ein Pestopfer), mit einem Hinweis seines Pfarrers gefunden. Im Evangelischen Zentralregister Berlin fand ich nur das Namensregister dieser Liste.
    Ihr Tagebuch ist für einen Familienforscher sehr interessant.
    Ihnen eine gute Zeit.

    Bodo Auräth
    Lutherstadt Wittenberg

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