Zweimal bin ich bisher in Landsberg (Górowo Iławeckie) gewesen – im Sommer 2007 und im Sommer 2011. Ich wusste damals einiges über das Leben meiner Vorfahren in dieser Stadt. Hier wurde 1886 mein Großvater Carl Ludwig Gegner geboren, hier heirateten meine Urgroßeltern Rudolph Leopold Gegner und Therese Amalie Westphal – Therese und ihre Geschwister kamen hier zur Welt und Thereses Vater Johann Carl Westphal betrieb hier seine Mühle. Manches wusste ich damals aber nicht.
In der Zeit von 1891 bis 1895 verließen meine Urgroßeltern ihre ostpreußische Heimat – die meisten Verwandten aber blieben in Landsberg und der Umgebung. Thereses Geschwister heirateten und bekamen Kinder, die dort aufwuchsen und ebenfalls Familien gründeten.
Ich erinnere mich, dass ich mich bei meinen Besuchen in Landsberg immer wieder fragte, in welchen Häusern meine ostpreußischen Vorfahren und Verwandten wohl gewohnt haben mögen. Leider hatte ich bislang kaum Anhaltspunkte, dies herauszufinden. Eine Einsicht in die vom Staatsarchiv Allenstein veröffentlichten Standesamts-Unterlagen von Landsberg bietet nun eine Möglichkeit, denn einige Jahrgänge der Sterbeeinträge nach 1900 enthalten die genauen Adressen der Familien. ‚Bewaffnet‘ mit dieser Adresse kann man anhand des obigen Plans per ‚Google Street View‘ durch die Stadt schlendern und versuchen, das entsprechende Gebäude zu finden.
So weiß ich nun, dass die Hebamme Auguste Westphal (eine Schwester meiner Urgroßmutter Therese) mit ihrem Ehemann, dem Müllermeister Julius Riehl, 1912 in der Hofstraße Nr. 16 wohnte und dass ihre Schwester Elise mit ihrem Ehemann, dem Böttchermeister Otto Grigoleit, 1907 im Haus Burgstraße Nr. 145 lebte. Im Haus Burgstraße Nr. 147 wohnte um 1910 Thereses Cousine Amalie Westphal, die verheiratet mit dem Klempnermeister Wilhelm Heise. Überhaupt scheint die Burgstraße eine ganze Reihe von Anverwandten beherbergt zu haben.
In der Hofstraße Nr. 14 befand sich auch das Hotel ‚Deutsches Haus‚, das der Landsberger Kaufmann Friedrich Rudolph Ankermann (ein Bruder meiner Ur-Ur-Großmutter) zeitweise besaß und 1862 durch einen Neubau ersetzte.
Heute sieht die ehemalige Hofstraße anders aus. Das Hotel wurde im Krieg zerstört und nicht wieder aufgebaut. Auch das Haus Nr. 15 fehlt – es klafft eine große Lücke. Aber das Haus Nr. 16, in dem Julius Riehl mit seiner Familie wohnte, steht noch.
Meine Spurensuche wird hoffentlich noch weitere Erkenntnisse bringen und bei einem weiteren Besuch in Landsberg werde ich sicherlich mit ganz anderen Augen durch die Straßen gehen.