Schallplatten-Spezialaufnahmen des Kirchenglocken-Geläutes

Dieser kurze Bericht hat nicht unmittelbar mit Genealogie zu tun – aber er betrifft immerhin die Heimat meiner Vorfahren und erzählt ein wenig von den Lebensumständen zur Zeit des 2. Weltkriegs.

Am 27. März 1940 ruft Generalfeldmarschall Hermann Göring das deutsche Volk dazu auf, ‚zum bevorstehenden Geburtstag Adolf Hitlers‘ Metall zu spenden. Ziel ist die Beschaffung kriegswichtiger Rohstoffe. Erwünscht sind vor allem Gegenstände aus Messing, Kupfer, Bronze, Eisen und Zinn. Im gesamten Land werden Sammelstellen eingerichtet, an denen das Metall abgegeben werden kann. Als Dank erhalten die Spender anschließend eine Urkunde des Führers.

Der Appell richtet sich nicht nur an Privatleute – u.a. werden auch die Kirchengemeinden aufgefordert, ihre Glocken zu spenden. …

Am 4. Mai 1940 erhält der Gemeinderat in Allenstein einen Brief der Firma Telefunken aus ihrer Geschäftsstelle in Königsberg mit dem Betreff:

Schallplatten-Spezialaufnahmen Ihres Kirchenglocken-Geläutes

Telefunken informiert die Kirchengemeinde über die Möglichkeit, dass sie ‚mit einer Schallplatten-Aufnahme des vorhanden Geläutes bei Benutzung einer Elektrischen Übertragungeanlage nicht nur den Originalklang des Geläutes festzuhalten‘ in der Lage sei, ’sondern das Geläute auch weiterhin im Kirchendienst‘ verwenden könne.

Vorgeschlagen wird die Aufnahme des Kirchengeläuts auf der einen Seite der Schallplatte und ein Orgel-Solo des Organisten auf der Rückseite! Bei Interesse würde die Firma mit ihrem – mit neuesten technischen Mitteln ausgerüsteten – Aufnahmewagen nach Allenstein kommen.

Telefunken_Glockengeläut

Was daraus geworden ist, weiß ich nicht. Gefunden habe ich den Brief in dieser Akte der evangelischen Kirche zu Allenstein.

Den Höhepunkt der Metallsammlungen bildete die reichsweite Erfassung und Demontage von bronzenen Kirchenglocken. Sie wurden auf den sogenannten Glockenfriedhof in Hamburg verbracht, dort eingeschmolzen und in ihre Grundbestandteile Kupfer und Zinn getrennt. Von den rund 90.000 im Deutschen Reich und den besetzten Gebieten beschlagnahmten Glocken waren bei Kriegsende rund 15.000 noch nicht eingeschmolzen und konnten nach aufwändigen Identifizierungen weitestgehend wieder an ihre angestammten Plätze zurückkehren (Wikipedia)

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