Die Ordensmühle in Landsberg, Pr. Eylau

Aus der „Geschichte der Stadt Landsberg, Ostpreußen, durch sechs Jahrhunderte“  (im Verlage der Stadtverwaltung Landsberg, 1935)

Eines der interessantesten Bauwerke unseres Städtchens aus alter Zeit ist gewiß unsre Ordensmühle. Sie steht auch heute noch auf derselben Stelle, auf der sie zur Ordenszeit stand. Zum ersten Mal wird die Ordensmühle im Jahre 1412 erwähnt (Ziesemer, Das große Ämterbuch, 159). Gewiß ist sie in alter Zeit der Hauptbetrieb hier gewesen. Von ihr wurden z.B. viel mehr Steuern gezahlt, als von den anderen gewerblichen Betrieben der Stadt.

Im Jahre 1437 heißt es: „die Müle hat drei Räder und zinset 40 Mk.“ (Ordensfoliant 131, 146). Ja, ihr Umsatz muß sich in damaliger Zeit sehr gesteigert haben. Zehn Jahre später heißt es im „Großen Zinsbuch“: „Item vor der Stadt Landsberg die „mole“ zinset 50 Mk.“(Ordensfoliant 162,9)

Als die Stadt Pfandgut wurde, behielt der Orden noch die Mühle für sich. Doch nicht lange, denn im Jahre 1491 verleiht der Hochmeister Johann von Tiefen dem Paul Pregel außer mehreren Dörfern auch die Mühle vor Landsberg (Ordensfoliant 286, 35). Paul Pregel besaß sie mehrere Jahre, dann aber begann der erste ärgerliche Handel um sie.

Am 16. Juli 1535 verleiht Herzog Albrecht unser Städtchen samt Mühle dem Erbtruchseß Friedrich von Waldburg. (Pergamenturkunde XXVI, 09). Nun stellt es sich aber heraus, daß Paul Pregel die Mühle weiter verkauft hatte, und zwar im Jahre 1530 an Paul Wilden für 45 Mk. Es soll aber nur eine bloße Hofstätte gewesen sein, denn die Mühle ist durch die Feinde im Kriege verbrannt worden. (Gewiß im Reiterkrieg 1520) – (Em 115h III)

Paul Wilde hat dann anscheinend die Ordensmühle an Fabian von Lehndorf weiterverhandelt. So hatte Herzog Albrecht eine Mühle verliehen, die schon einem andern gehörte. Er mußte sie nun von Lehndorf zurückverlangen, doch umsonst gab dieser sie nicht her. Da verleiht ihm der Herzog vier Hufen im Amte Brandenburg „in Ansehung, daß er uns die müle zu Landsburgk, darum wir uns auch mit ihm vertragen, unterthenlich abtzutreten.“(Originalurkunde 94, 32)

Nun erhielten die Waldburger die Mühle. Sie hat drei Gänge und ist oberschlägig gebaut. Der Müller erhält die sechste Metze und muß jährlich soviel Schweine mästen als er kann. Die „Pörner“ schafft die Herrschaft, ebenso alles Baumaterial; die Feldsteine dagegen muß der Müller besorgen, ebenso „allen Talch(?) und Schneidelohn, so jährlich aufgehet„.

Im Jahre 1681 hat der Landsberger Müller 195 Scheffel Getreide nach Wildenhoff geliefert. Überhaupt hat Wildenhoff große Einnahmen durch die Mühlen gehabt. Ihm gehörten nämlich noch die Mühlen zu Steegen und Liebnicken. Von diesen drei Mühlen hat es im Jahre 1681 genau halb soviel Getreide erhalten wie seine fünf Vorwerke in dem Jahre an Roggen geerntet hatten. Kein Wunder ist es, daß die Müller bei den hohen Abgaben leicht straffällig wurden „weil sie den Leuten zu tief in die Säcke gegriffen“. Nebenbei waren die Müller auch noch Zimmerleute und arbeiteten als solche berufsmäßig.

Auch die Stadt hatte ihr Gutes von der Mühle. Mussten doch die Bauern, wenn sie zur Mühle kamen, um ihr Getreide mahlen zu lassen, die Akzise (eine alte Stadtsteuer) entrichten. so war die Stadt auch darauf bedacht, daß die Mühle immer gut beschäftigt und in Ordnung war.

„Nun kam im Jahre 1741 der Müller Wilhelm Hellwich zum Rat der Stadt und klagte, daß er nicht mahlen könne, da der Graf Kalnein, der Besitzer von Orschen, den dortigen See abgelassen hätte, um Wiesen zu gewinnen“ (Wildenhoffer Gutsarchiv Fach V, Vol 33 – 115h III). Aus diesem See erhielt Landsberg das ganze Wasser, das es brauchte.

Der Rat der Stadt leitete nun die Klage dem Grafen von Schwerin weiter. Dieser sandte seinen Administrator zu Kalnein, um mit diesem die Sache gütlich zu regeln, doch der hört nicht darauf. Nun wendet sich der Graf von Schwerin an die Regierung und bittet, dem Grafen Kalnein zu verbieten, den See abzulassen, da sonst die Mühle zu Eichen und Landsberg kein Wasser hätten. Er führt Zeugen an, die angeben können, daß seit „unbedenklichen Zeiten“ der See nur durch eine Schleuse „geneutzt“ wurde. Mit seiner Bitte wird er an das Hochgericht verwiesen.

Dieser Streit um das Wasser des Sees in Orschen zieht sich über 100 Jahre hin. Im Jahre 1848 wendet sich der Magistrat der Stadt an das Landratsamt Pr. Eylau mit folgender Bitte: „Beschwerde der Stadt Landsberg über das Dominum Orschen bezüglich der von demselben projektierten Trockenlegung des dortigen Mühlenteiches, wodurch der ersteren das seit undenklichen Jahren genutzte Wasser entzogen wird.“ (Rep. des Landtratsamtes Pr. Eylau Abt XXI, 3 (Staatsarchiv)

Der damalige Landrat von Heyden leitet diese Beschwerde der Regierung weiter. Diese beauftragt den Bauinspektor Bertram aus Braunsberg mit der Ausarbeitung eines Gutachtens. Bertram gibt dieses Gutachten im Oktober 1848 ab. Sein Bericht, den ich auszugsweise wiedergebe, ist auch für uns noch interessant. Er schreibt:

„Vor der Stadt Landsberg führt eine hölzerne Rohrleitung nach einem Wasserkasten (dem „Kinderbrunnen“), welcher ca. 1000 Fuß von der Stadt entfernt ist. Dieser Wasserkasten, in welchem die Rohrleitung mündet, enthält das Wasser aus einem in den Grenzen Landsbergs gelegenen Teich, welcher ca. 1/8 Meile oberhalb Landsbergs liegt (Röhrenteich) und nach welchem ein regelmäßiger Graben führt. Dieser Teich hat eine Fläche von ca. 20 Morgen und ist an einzelnen Stellen 18 Fuß tief, an anderen jedoch sehr flach; ca. 3/8 Meilen oberhalb dieses Teiches liegt das Vorwerk Eichen, zu Orschen gehörig, und nicht weit davon die Mühle Eichen, welche das Wasser aus dem großen, zu Orschen gehörigen See erhält, dessen Größe der Inspektor auf acht Hufen kulmisch angibt, was jedoch von anderen Interessenten bestritten wird. Die Fläche, die überstaut war, schätze ich höchstens auf sieben Hufen preußisch. Der Orscher See ist nicht tief und fast durchweg mit krüppelhaften Bäumen, Strauch und Schilf bewachsen …

Wenn die Mühle gebraucht wird, läuft das Wasser aus dem See durch einen Bach nach dem Teiche in den Ländereien Landsbergs, dann durch den Graben bis zu dem Wasserkasten, von diesem durch die Rohrleitung nach den beiden in der Stadt befindlichen Brunnen und von dort weiter nach der Mühle. Der Teich in Landsbergs Feldern hat keinen anderen Zufluß außer drei unbedeutenden Quellen, und wenn die Mühle in Eichen nicht im Gange ist, kann dem Wassermangel in Landsberg nur dadurch abgeholfen werden, daß aus demselben das Wasser geschöpft wird. … Die Stadt Landsberg besitzt außer den beiden öffentlichen Brunnen, die aus dem Orscher See bespreist werden, noch einen, jedoch nur flachen Teich, in dem unteren Teile der Stadt und zwei bis drei private Brunnen, welche jedoch nur geringe Wassermengen liefern, so daß schon jetzt in trockenen Jahren öfters Wassermangel entstanden ist und dieser sehr fühlbar werden wird, wenn der See bei Orschen trocken gelegt werden soll … In Landsberg wird jetzt zur Probe ein neuer Brunnen gegraben, doch war bei 50 Fuß noch kein Wasser gefunden.“

Diese Sorgen haben wir Gott sei Dank heute nicht mehr! Die Ordensmühle selbst aber hat vom Jahre 1808 ab der Müller Will in Erbpacht gehabt und sie später erworben. Bei allem Zank und Streit, den es um sie im Laufe der Jahrhunderte gegeben hat, hat sie aber auch immer unserer Stadt gedient.

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