Teil 1: Nachrichten aus der Burgschanze bei Lesum

Vom Staatsarchiv Stade wurden auch diese Dokumente digitalisiert:
Bewerbung des Lüder Clüver vom Mai 1659 auf die Proviant-, Akzise- und Zollverwaltung zur Burg; Kautionsleistung des Bremer Baumeisters Johann von Hassel für Clüver vom 8. Mai 1659
Regierungsmandat an den Zöllner Heinrich Boeck in der Burg vom September 1661 wegen Räumung seiner Wohnung in der Garnison für den Kommandanten und Umzugs auf den Burgdamm; Gesuche Boecks vom August und Dezember 1662 um notwendige Unterhaltung und Behausung auf dem Burgdamm und Erstattung des geleisteten Vorschusses, auch um Reparierung von Damm und Brücke (mit Anlage: Rechnung wegen vorgeschossener Gelder)
Memorial des Lizentinspektors Martin Bengtson vom Juni 1665 wegen Beförderung des Zoll- und Akzisewesens bei der Burg, mit beigefügtem Bericht Boecks, auch zur Einsetzung einer Fähre während des Brückenbaus (mit Anlage); nachfolgende Regierungsmandate an den Kommandanten in der Burg, Major Heinrich Johanson, wegen Unterstützung des Zöllners, auch bei Verpflichtung des Krügers Berend Meyenburg zur Akzisezahlung von seinen ausgeschenkten Getränken; weitere Berichte Bengtsons und Boecks vom Juli 1665 und nachfolgende Regierungsmandate
Beschwerde der am Burgdamm wohnenden Friedrich Schwarting und Claus Wohlers gegen den Zoll- und Proviantverwalter Heinrich Boeck zur Burg vom Januar 1663 wegen Forderung des rückständigen Krug- und Hofgeldes, mit nachfolgendem Regierungsmandat; weiteres Gesuch der beiden vom August 1664 um Erlass des rückständigen Geldes
Gesuch des Akziseeinnehmers Heinrich Boeck zu Burgdamm vom April 1668 um Amtsnachfolge durch seinen Sohn, auch Gesuch des Sohnes Johann Boeck dazu; Notifikationsschreiben des Kommandanten zur Burg, Heinrich Johanson, vom April 1668 zum Tod des Heinrich Boeck; Rekommendationsschreiben des Generals Conrad Mardefelt vom Mai 1668 für seinen Sekretär Johan Beckmann wegen des Akziseeinnehmerdienstes zur Burg, mit nachfolgender Regierungsverfügung
Beschwerde des Heinrich Meyer, Eltermann in Bremen, gegen die Zöllner in Burgdamm und Ottersberg vom Juni 1668 wegen von seinem Zehnt- und Meierzinskorn geforderten Zolls, mit nachfolgendem Bericht Kynnardts dazu
Korrespondenz des Generalgouverneurs Baron Nils Gyllenstierna mit dem Leutnant Heinrich Schierholz, Kommandant der Burgschanze -Laufzeit 1699-1704 – enthält: Korrespondenz vom 7. Juni 1699 bis 18. Januar 1704, u.a. zu folgenden Inhalten: zur Bewerbung des Leutnants Schierholz um die Kommandantschaft (1699, mit nachfolgendem Schreiben Gyllenstiernas an den schwedischen König vom 12. Juni 1699 und königlicher Bestallung vom 24. Juli 1699); zur Klage des Bauern Hinrich Lürsen wegen Diebstahls (1700); zur beschädigten Brücke in der Burgschanze und zu fehlendem Proviant (1700); zur Verhaftung von Deserteuren (1701); zum Verbot der Einfahrt von mit zollbaren Waren beladenen Wagen in der Nacht (1702); zum Tod des Konstabels Johann Prigge und Wiederbesetzung der Stelle (1703); zur Erlegung eines Wegegeldes von über den Burgdamm Reisenden und Herstellung eines Schlagbaums (1703); zur Untersuchung eines dem Zimmergesellen Peter Rademaker geschehenen Diebstahls (1703); zu Exzessen der in der Burgschanze liegenden Soldaten gegen Reisende (1704) – Alte Archivsignatur Rep. 5a Fach 76a Nr. 263
In vielen dieser Dokumente habe ich herumgestöbert und einiges habe ich mir notiert:
Am 9. November 1682 erfolgt die Bestallung von Martin Senff als Kommandant der Burg
Zu seiner Zeit (1683) sind in der Burg u.a. 200 gefüllte Handgranaten, 113 Schaufeln und Spaten, 1322 ‚Mousquett-Kugeln‚ sowie 2 Brechstangen vorhanden!
Artiglerie Inventarium pro 1. Jan. 1683
- Eysern Stücken
- Lavetten
- Blok-räder
- Ladeschaufeln
- Kugeln
- Pulver
- Lunten
- Hand-granaten gefülte
- Musquett Kugeln
- Schaufeln u. Spaden
- Hakken und Pikken
Nach dem Tod des Kommandanten Martin Senff – er verstirbt im Februar 1699 im Alter von 78 Jahren – wird ein Nachfolger benötigt! Etwa 4 Wochen später – am 12.6.1699 – wendet sich Baron Nils Gyllenstierna von Stade aus an den schwedischen König.
Nils Gyllenstierna (deutsch: Nikolaus Gyldenstern), ab 1706 Graf Gyllenstierna af Fogelvik (* 13. Oktober 1648 in Wismar; † 30. März 1720 in Stockholm) war ein schwedischer Feldmarschall und von 1698 bis 1710 Generalgouverneur der Herzogtümer Bremen und Verden. Als solcher wurde er 1699 in die St. Antonii-Brüderschaft in Stade aufgenommen. Am 15. November 1699 wurde er Befehlsherr über alle schwedischen Truppen in Deutschland. (Wikipedia)
Gyllenstierna teilt dem König mit dass der ‚in der Bremerburg … viele Jahre gestandene Commandant Capitain Martin Sempff für (=vor) einiger Zeit mit Tode abgangen‘ sei und dass es notwendig sei, dass ‚die dadurch erledigte Stelle mit einem Hierzu tüchtigen Officier hinwiederumb besetzet werde‚.
Weiter schreibt er: ‚Wann nun der bey meiner unterhabenden Bataillon stehende Leutenant Schierholtz mir in mehrem geziemend zu vernehmen gegeben, wasgestalt mit herannahenden Alter Er besorgen müßte, daß seine kräffte abnehmen, und ihme die dienste bey der Bataillon mit der Zeit schwer fallen dürfften, und dahero inständigste ansuchung gethan, daß ihme diese vacante Stelle nebst der Jährlichen in einhundert … bestehenden pension, welche der sehl(ige) Capitain Sempff, und was Er daselbst an Weyden und sonsten zu genießen gehabt conferiret werden möchte;
Als habe mich veranlaßet befunden, jetz erwehnten Lieut(nant) Schierholtz in ansehung seiner Vieljährigen treuen dienste sothane Commandantschafft auff gleiche weise wie selbige der Capitaim Sempff gehabt, bis auff Eure Königl(iche) Majestät‚.

Henrich Schierholtz weist in seinem Bewerbungsschreiben an den schwedischen König darauf hin, er habe den ‚march mit nach Ungarn gethan‘ und auch ansonsten alle ihm ‚anbefohlenen Verrichtungen dergestalt versehen‘, und er glaube, dass der Major Issendorf ihm sicherlich ‚ein gutes Gezeugniß beylegen‚ werde. Außerdem betont er, dass er sich zutraue, den Dienst noch einige Jahre auszuüben /er ist zu dieser Zeit ca. 59 Jahre alt!/ ‚gleichwohl aber auch in Sorge‚ sei, ‚daß mit herannahendem Alter auch die Kräffte … abnehmen‘ würden.
Henrich Schierholtz bekommt den Posten – er wird der neue Kommandant der Burgschanze!
Am 14. Mai 1703 teilt er dem schwedischen König mit, dass der Constabel Johann Prigge in der Burgschanze verstorben sei. Er schreibt: ‚Ew. Excel(lenz) muß ich in aller Unterthänigkeit hirmit berichten, daß heute Vormittag der hir liegende Constapel Johann Prigge mit Tode abgangen und unterthänig ersuchen, Sie geruhen die gnädige Ordre zu geben, damit an des Verstorbenen Stelle ein ander Constapel gesetzet werden möge, ich habe auch eben anjetzt nach dem Ottersberge an den Stück-Leutenant geschrieben, daß er ad interim einen Constapel Herschicken möge. Womit Ew. Excell(enz) Gottes Gnädiger Obhut empfehle und unterthänig bitte, daß Sie mein Gnädiger Herr verbleiben wollen, der ich mit allem Respect verharre
Drei Jahre später – im Januar 1706 – verstirbt Heinrich Schierholtz. Einige meiner Vorfahren haben ihn auf jeden Fall kennengelernt – aber das ist eine andere Geschichte!