Vom Gerichtsschreiber in Pr. Eylau zum Justizrat in Königsberg

In meinem Genealogie-Tagebuch verstecken sich eine ganze Reihe von Beitrags-Entwürfen, die ich bereits vor langer Zeit begonnen, aber nicht beendet und deshalb bislang nicht veröffentlicht hatte – dazu zählt auch dieser Beitrag über Michael Damus.

Der Name ‚Michael Damus‚ begegnet mir seit vielen Jahren immer mal wieder – ich kenne seine Unterschrift, die er in der Mitte des 18. Jahrhunderts unter zahlreiche Dokumente setzt – u.a. als ‚Commissions Secretarius‚ und ‚Adeliger Gerichtsschreiber‘ der Patrimonal-Gerichte der Begüterung Worienen oder Wildenhoff.

Als besonderes Privilegium wurde adeligen Gütern oftmals das Recht zur Ausübung der Gerichtsbarkeit verliehen. Diese ist an den Besitz des Gutes (patrimonium) gebunden. Patrimonialgerichte umfassten jedoch nur die niedere Gerichtsbarkeit – also vor allem Eigentums-, Familien-, Erb- und Gutsrechte, Gesindeordnung; teilweise auch niederes Strafrecht – z. B. Beleidigungen oder Raufereien.

Kleinere Gutsgerichte – mit weniger als 1500 Untertanen – verfügen über keine eigenen Justizbeamten, sondern werden verwaltet von in der Nähe des Gutsbezirks wohnenden Stadtrichtern oder Justizbeamten. Um 1830 existieren im Kreis Pr. Eylau insgesamt 68 dieser kleineren Patrimonalgerichte. (Quelle: Beiträge zur Kenntniß der bestehenden Gerichtsverfassung und der neusten Resultate der Justizverwaltung in dem Preussischen Staate; Starke, W. F. C.; 1839; Seite 19)

Michael Damus wohnt in der Stadt Preußisch Eylau und wird bei Bedarf an die Gutsgerichte der Umgebung gerufen. Dies ist seine Unterschrift, die er 1751 unter ein Dokument in Wildenhoff setzt:

Am 12. Juni 1742 heiratet Michael Damus in Klein Dexen Anna Eleonora Burckardt, eine Tochter des dortigen Pfarrers Christian Friedrich Burckhardt und dessen Ehefrau Anna Regina Ritter. Der Brautvater schreibt ins Kirchenbuch:

‚Herr Commissions Secretarius, u. adl(iger) Gerichtsschreiber von Eylau Michael Damus mit unserer hertzgeliebtesten Tochter Jungfer Anna Eleonora Burckardtin durch Herrn Jacob Behrendt Pfarrern von Prßisch Eilau ehelich im Nahmen Gottes Zusammen gegeben worden. Der gnädige Vater im Himmel segne dies liebe Paar in leibl(ichen) geistl(ichen) u. ewigen Güttern reychlich in Christo Jesu zum Zeitl(ichen) u. ewigen Wolergehen, Amen‘.

Kirchenbuch Klein Dexen, Pr. Eylau

Zu Familie Burckardt: Von 1719 bis 1725 ist Christian Friedrich Burckhardt Pfarrer in Guttenfeld, wo im März 1721 auch Tochter Anna Eleonora zur Welt kommt. Als Paten werden bei ihrer Taufe zwei Geschwister des Vaters erwähnt: Thomas Burckhardt, Professor der Poesie und Maria Eleonora Burckhardt, Ehefrau des Tilsiter Rentmeisters Andreas Kiesing.

Bis 1750 lebt Michael Damus noch in der Stadt Preußisch Eylau, wo seine Ehefrau Anna Eleonora mehrere Töchter zur Welt bringt. Vor 1758 muss die Familie nach Königsberg verzogen sein, wo er als 1. Hofgerichtssekretär und Justizrat tätig wird.

Die Damus-Töchter heiraten in Königsberg in angesehene Familien.

  • Lovisa Charlotta Damus * um 1753 – die älteste Tochter – heiratet 1772 in Königsberg den verwitweten Pfarrer Johann Christoph Gross aus Grünhayn. Der Heiratseintrag lautet: Im Hause getraut d. 19. October Herr Johann Christoph Groß, Pfarrherr in Grünhayn, Wittwer von 38 Jahren, u. Jungf. Lovisa Charlotta, Herrn Michael Damus, Königl. Preußischen Justice-Raths u. 1. Hoff-Gerichts Secretarii ehel. ältesten Junfr. Tochter von 26. J.

  • Regina Dorothea Damus * um 1746 heiratet 1767 in der Altstädtischen Kirche von Königsberg Gottfried Wilhelm Schultz (Gottfried Wilhelm Schultz, Kriegs- u. Domainen-Cammer- Registrator, Junggesell von 23 Jahren u. Regina Dorothea Damus, Michael Damus, Königl, Justiz Raths u, 1. Hofgerichts Secretarii 2ten Jgfr. Tochter)

  • Johanna Eleonora Damus *10 .7.1747 in Pr. Eylau heiratet 1777 Karl Gottlieb Fischer (1745-1801) Pfarrer am Königlichen Großen Hospital in Königsberg. Zum Zeitpunkt der Eheschließung ist Karl Gottlieb Fischer Feldprediger – im KB der Militärgemeinde Elbing noriert er selbst: ‚Ich, Karl Gottlieb Fischer, Feldprediger des hochlöblichen v. Pelkowskischen Regiments mit der Hochwohlgebornen Jungfer Johanna Eleonora Damus, des Königl. Peußischen Justizraths u. ersten Hofgerichtssecretairs Herrn Michael Damus dritten Jungfer Tochter, copulirt … den 1. September 1777 in Königsberg‘

Fischers Hausstand war glücklich. Er besaß an seiner Gattin, Johanna Eleonora, einer Tochter des Königlichen Justizrath Michael Damus, eine der würdigsten ihres Geschlechtes, mit welcher er seit 1777 verbunden war. Wohlwollen des Herzens, häusliche Thätigkeit, Heiterkeit und Offenheit sind die Hauptzüge ihres liebenswürdigen Charakters.‘ (Quelle: Nekrolog der Teutschen für das neunzehnte Jahrhundert; Gotha 1803)

  • Maria Albertina Damus *18.4.1750 in Pr. Eylau
  • Anna Sophia Damus (1753-1758)

  • Juliana Christina Damus *um 1755 wird 1777 in Königsberg die Ehefrau von Christoph Ludwig Fischer. Der Pfarrer notiert: ‚Der Hochedel gebohrne H. Christoph Ludwich Fischer wolbestalter Auditeur d. Hochlöblichen v. Ingerslebenschen Garnisons Regiments ist mit der Jungf. Juliana Christiana Damus, des Hochedel gebohrnen Herrn Michael Damus Justiz Raths allhier eheleibl. jüngsten Jungf. Tochter von mir d. 1. September copuliret worden‘.

Der Justizrat Michael Damus wird 75 Jahre alt. Er verstirbt am 29. Mai 1788 in Königsberg an der ‚Brust Waßersucht‘.

Weitere Amtsträger in der Stadt Pr. Eylau um 1745-1750

  • Jacob Jortzig, Stadtrichter
  • Christian Ankermann, Amtmann
  • Johann Jacob Kraus, Accise-Einnehmer
  • Ernst Seraphin Aegidius, Rektor
  • Johann Friedrich Eyff, Königlicher Förster
  • Frosien, Rathsverwandter
  • Coglenius, Stadtschreiber
  • George Hass, Königl. Amtswachtmeister
  • Christian Ludwig Coulon, Chirurg
  • Johann Gottlieb Horn, Glöckner
  • Daniel Hess, Amts-Krüger
  • Peter Brandenburger, Müller d. Eylauer Mühle
  • Lochmann, Bürgermeister
  • Johann Heinrich Rosengarten, Torschreiber
  • Theodor Hermann, Apotheker

Auch in diesen Beiträgen wird Michael Damus erwähnt:

Anmerkung: In der Stadt Pr. Eylau lebt um 1750 auch ein Tuchmacher namens Michael Damus!

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Oft sucht der Mensch das Glück im Buche, das ihm im Leben gegenüber sitzt …

Obwohl ich mich momentan eigentlich mit anderen Vorfahren-Regionen beschäftige …

Meine Leidenschaft für Ostpreußen bleibt!

Die philsophische Erkenntnis ‚Oft sucht der Mensch das Glück im Buche, das ihm im Leben gegenüber sitzt‘ stammt aus einem Text von Alexander Horn, der 1886 in seinen ‚Culturbildern aus Altpreußen‚ auch die Umgebung der ostpreußischen Stadt Landsberg im Kreis Preußisch Eylau beschreibt. Der genaue Zusammenhang folgt weiter unten.

Alexander Horn versucht, eine ‚andere‘ Chronik Preußens zu verfassen – eine, die ’nicht nur für die wenigen Gelehrten‚ geschrieben wird, ‚die ihr Studium zum Lebensberufe machen, sondern für die ganze lebende gebildete Mitwelt und besonders für die Nachwelt, welche beide aus wahren und treuen Schilderungen vergangener Zeiten und Menschen lernen sollen‘.

‚Anders‘ ist seine Chronik tatsächlich geworden!

‚Die älteren Chroniken Preußens leiden an einer Trockenheit und Geschmacklosigkeit, welche die Lectüre derselben verleidet und die Culturgeschichte nicht aufkommen ließ‘ findet Alexander Horn. Er selbst ist 10 Jahre lang an seinen freien Sonntagen ‚in der Provinc herumgestrichen‚ und erklärt:

‚Mein Zweck ist, die Culturentwicklung Altpreußens mit Ausschluß der eigentlichen politischen Geschichte allen Gebildeten zugänglicher zu machen, damit sie auch in größeren Kreisen besser wie bisher gewürdigt und als beachtenswerther Zweig der allgemeinen Culturgeschichte dieser eingereiht wird. … Die Form der Schilderung wechselt ab mit Reisebildern alter und neuer Zeit und Biographien. Baugeschichte und alle Teile der Kunst sind mit Vorliebe beachtet‚.

Der Aufenthalt in Landsberg – der Geburtsstadt meines ostpreußischen Großvaters – scheint Alexander Horn gefallen zu haben, denn er schreibt:

Bildarchiv Ostpreußen

‚Selten präsentiert sich ein Städchen so hübsch wie Landsberg von Süden her. Links die helle große Kirche im dunkeln Grün alten Landes, rechts das Städtchen lang und sauber aufgerollt, wie für den Maler bestimmt. Von Heilsberg bis Grünwalde keine Erhebung. ….

Bildarchiv Ostpreußen

Die Zeit war knapp und der Plan, Wildenhoff zuerst zu besuchen, wurde bei der mangelnden Fahrgelegenheit gerne aufgegeben, nachdem ich von fachkundiger Seite orientiert war und erfahren hatte, daß Park und Schloß von Wildenhoff nicht besonders einladend … seien. (Anmerkung von mir: da hat ihm aber jemand etwas Falsches etzählt!!!) Ich begnügte mich mit einem Gange in den Hirschgrund, der sich kaum 500 Schritt nördlich von der Stadt hinzieht und wie Gottes Natur überall einen Besuch voll und reich belohnt.

Das Städtchen hat keinen Fluß, nur einen Dümpel und einen schmutzigen Mühlenfluß, von Gr. Peisten her, über den man bequem springen kann. Die armen Hausfrauen, die in Heilsberg so schöne und bequem gelegene Bleich- und Trockenplätze an der Alle haben, sind hier zu bedauern. Doch hat man sich mit Brunnen zu helfen gewußt, welche aus einem kleinen, aber klaren See nördlich von der Stadt, der zugleich die Badestelle bildet, gespeist werden.

Bildarchiv Ostpreußen

Zu diesem See richteten wir unsere Schritte, rechts von der Chaussee nach Wildenhoff abbiegend. Einen Fußsteig verfolgend gelangten wir zu kleinen Anlagen und hörten einen Wasserfall brausen. Eine Schleuse sperrt den See, der offenbar künstlich durch Anstauung des Waldbaches hergestellt ist, der Überfall des Wassers und sein Brausen laden, wie die Kirchenglocken, zum Eintritt in den Stadtwald ein. ….

Bildarchiv Ostpreußen

Ein Weg führte rechts hinab zu einem Ruheplatz an einer saftig grünen … Wiese. Terrassenförmig hatte man daneben unter dem Dach der Bäume lauschige Familiensitze errichtet, über den Bach führt eine weiße birkene Brücke. Der Waldbach plätschert darunter über den Kies, der Mücken Unzahl schwimmen auf ihm und gegen den Strom mit einer Consequenz, als wenn sie, wären sie Menschen, die den Geist der Zeit umrennen wollten.

Nur eine Schullehrerfamilie saß auf einer der Bänke, träumerisch schaut die junge Frau in die Luft, emsig starren ein älterer und ein jüngerer maitre d’école daneben in die Journale, vielleicht die Gartenlaube, von einem Marlitt’schen Roman, von der Goldelse oder dergleichen gefesselt.

Oft sucht der Mensch das Glück im Buche, das ihm im Leben gegenüber sitzt.

Der Wanderer aber steigt gegenüber auf die Höhe, wohin der Weg im Zicksack ihn an hübschen Ruhesitzen vorbei zu einem versteckten Familiensitzplatze, weiter hinauf zu einem Aussichtsplatz führt, von dem man die Berge um Wildenhoff am Horizonte erblickt. Weiter geht’s oben zu einem Sitze, der auf eine Waldwiese herabschaut. Er kehrt zurück und hinab zum Eingangsweg, der sich weithin hin und neben dem Walde hinschlängelt, durcheilt noch diesen und jenen in heiliger Stille sich hinziehenden Gang und kehrt befriedigt und gestärkt zurück zum heimischen Herde.‘

Das Digitalisat des Buches ist hier zu finden!

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In Osterstade verschwinden Ochsen

Meine norddeutschen Vorfahren lebten über Jahrhunderte um Bremen herum – u.a. in Blumenthal, Rönnebeck, Beckedorf, Lesum … aber auch im Gebiet von Osterstade: in den Dörfern Aschwarden, Rechtenfleth, Wersabe, Hinnebeck und Meyenburg. Wenn ich mich über ihre Lebensumstände informieren möchte, spielen auch die Osterstader Ochsen eine Rolle!

Quelle: Hermann Allmers, Marschenbuch; Gotha 1858

‚Der Vieh-Handel, oder vielmehr der Handel mit fetten Ochsen, ist für Osterstade allemal der wichtigste Nahrungszweig. Zwar führen nur einige diesen Handel (wiewohl er jedem offen steht, die dazu Gelegenheit, Verlag und Kenntniß haben). Aber ganz Osterstade hat an dem guten oder widrigen Schicksale dieses Handels Antheil; weil von demselben die jährliche Einnahme ihrer Ländereyen und der Preis ihres aufgezogenen Magern Viehs abhängt‘. schreibt Johann Gottlieb Visbeck 1798 in seinem Buch ‚Nieder-Weser und Osterstade‚.

Auch in der Mitte des 17. Jahrhunderts – zur Zeit der schwedischen Besetzung des Herzogtums Bremen – ist der Handel mit Ochsen ein wichtiger Geschäftszweig der Bauern in Osterstade. Viele Bremer Bürger lassen ihre Ochsen auf den fruchtbaren Wiesen in Osterstade weiden – und immer wieder kommt es wegen dieser Ochsen zu Streitigkeiten zwischen den Osterstader Bauern und den Bürgern der Stadt Bremen.

Im Niedersächsischen Landesarchiv (Abteilung Stade) lagern eine Reihe von Akten wie diese ‚Acta wegen der Ausgetauschte und Verpartirte Ochsen‘, …

Wikipedia

Der Zweite Bremische Krieg steht kurz bevor – in Habenhausen hat der schwedische Feldmarschall Carl Gustav Wrangel sein Hauptquartier eingerichtet. Er kann sich jedoch nicht nur auf die Vorbereitung des Kriegs konzentrieren, sondern muss sich auch mit den Osterstader Ochsen beschäftigen.

Am 31. Oktober 1666 teilt er der Regierung in Stade mit:

Demnach sich befindet, das das Viehe so aus dem Oster Stadischen alß den Brehmern zuständig, neulich nach der Burg getrieben, und daselbsten unter die Soldatesque vertheilet worden, gar schlecht und gering gewesen, undt nun nicht gläublich, dass so geringes Vieh von denen Brehmischen in die Weyde solte gethan sein.

(NLA Stade Rep. 5a Nr. 2724)

Dannenher wohl vermuthlich, dass Solches von denen Leuten im Oster Stadischen vertauschet sein muß, welcher aber keines Weges zu zulaßen ist; Deßhalben den(n) auch S. Hochgeb(ohrne) Excell(en) undt Gnaden gegenwärtigen Commissarium von der Lieth committiret, dass er nach dem Osterstadischen reisen, die Sache recht untersuchen, und da er leuthe antrift, darauf er einige suspition haben möchte, in gegenwarth des amtmanns oder eines vogts examiniren, undt nach beschaffenheit der Sache, auch die Leuthe, so sie hierunter schuldig befunden, und nicht genugsame caution stellen können, das Verholte und Vertauschte Viehe wirklich zu restituiren, oder bahre bezahlung dafür zu erlegen, anhero nach dem Hauptquartier führen zu laßen.‘

(NLA Stade Rep. 5a Nr. 2724)

Am 8. November 1666 wendet sich Hermann Almers aus Sandstedt an die Regierung in Stade und berichtet: der Proviantmeister Lüder Clüver habe ihm zwei Dragoner geschickt. Er solle einem begüterten Bremer Bürger namens Hinrich Middelstorff 60 Rthlr für zwei Ochsen bezahlen und sei darüber ganz unglücklich.

Die Wahrheit sei: Lüder Clüver und Johan Weylandt seien in Sandstedt gewesen. Hinrich Middelstorff habe eine Weile mit ihnen im Kruge gesessen und den beiden berichtet, dass dem alten Amtmann Albertus Matthiaßen zwei Ochsen ‚gerichtlich überweiset‘ worden seien. Diese Ochsen seien jedoch nicht abgeholt worden, sondern der Amtmann habe sie für 38 Rthl an einen Kaufmann verkauft. Von diesem Geld habe er dann u.a. die ‚die restirende Contribution und die Einquartierung bezahlt …

Hermann Almers fügt hinzu: ‚Mein Hochflehentliches suchen und bitten, sie wollen gnädig geneigt, mir die Schwere Execution ab zu nehmen, damit ich mit mein Weib und Kinder gegen den Kalten Winter nicht in das unterste Verderb und schaden gerathen möge

(NLA Stade Rep. 5a Nr. 2724)

Am 19. November 1666 bitten Bremer Bürger die Regierung in Stade um Erteilung eines Passes nach Osterstade zur ‚Erkundigung‚ einiger Vorfälle. Sie hätten ‚in glaubwürdige Erfahrung gebracht, ‚dass dieser Lüder Clüver aus Vegesack(Anmerkung: Lüder Clüver ist Zolleinnehmer in Vegesack) sich ‚selbstmächtig 10 Oxen angemaßet‘ habe. 8 dieser Ochsen habe er aus der Blumenthaler Heyde nach Rönnebeck und über die Weser führen lassen … (NLA Stade Rep. 5a Nr. 2724)

Der folgende Ausschnitt stammt aus einer Vernehmung der Vieh-Hirten in Osterstade. Sie geben an, Lüder Clüver habe 2 Ochsen über die Weser zu Johann Ricken nach Bremen und 6 Ochsen zu Lür Koch nach Rönnebeck bringen lassen – außerdem habe er 2 Quenen nach Rönnebeck und einen Ochsen nach Vegesack treiben lassen.

(NLA Stade Rep. 5a Nr. 2724)

Dazu auch diese Beiträge:

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Nachrichten aus der Burgschanze bei Lesum – Teil 2

Teil 1: Nachrichten aus der Burgschanze bei Lesum

1666/67 – Abriss der Burgschanze an der Wümme mit umliegendem Gelände zwecks möglicher Erweiterung der Festung bzw. Anlegung einer neuen Stadt – Kolorierte Handzeichnung, unsigniert – entnommen aus der Akte Rep. 5 a Nr. 7614 (alt: Rep. 5a Fach 387 Nr. 8)

Vom Staatsarchiv Stade wurden auch diese Dokumente digitalisiert:

Bewerbung des Lüder Clüver vom Mai 1659 auf die Proviant-, Akzise- und Zollverwaltung zur Burg; Kautionsleistung des Bremer Baumeisters Johann von Hassel für Clüver vom 8. Mai 1659

Regierungsmandat an den Zöllner Heinrich Boeck in der Burg vom September 1661 wegen Räumung seiner Wohnung in der Garnison für den Kommandanten und Umzugs auf den Burgdamm; Gesuche Boecks vom August und Dezember 1662 um notwendige Unterhaltung und Behausung auf dem Burgdamm und Erstattung des geleisteten Vorschusses, auch um Reparierung von Damm und Brücke (mit Anlage: Rechnung wegen vorgeschossener Gelder)

Memorial des Lizentinspektors Martin Bengtson vom Juni 1665 wegen Beförderung des Zoll- und Akzisewesens bei der Burg, mit beigefügtem Bericht Boecks, auch zur Einsetzung einer Fähre während des Brückenbaus (mit Anlage); nachfolgende Regierungsmandate an den Kommandanten in der Burg, Major Heinrich Johanson, wegen Unterstützung des Zöllners, auch bei Verpflichtung des Krügers Berend Meyenburg zur Akzisezahlung von seinen ausgeschenkten Getränken; weitere Berichte Bengtsons und Boecks vom Juli 1665 und nachfolgende Regierungsmandate

Beschwerde der am Burgdamm wohnenden Friedrich Schwarting und Claus Wohlers gegen den Zoll- und Proviantverwalter Heinrich Boeck zur Burg vom Januar 1663 wegen Forderung des rückständigen Krug- und Hofgeldes, mit nachfolgendem Regierungsmandat; weiteres Gesuch der beiden vom August 1664 um Erlass des rückständigen Geldes

Gesuch des Akziseeinnehmers Heinrich Boeck zu Burgdamm vom April 1668 um Amtsnachfolge durch seinen Sohn, auch Gesuch des Sohnes Johann Boeck dazu; Notifikationsschreiben des Kommandanten zur Burg, Heinrich Johanson, vom April 1668 zum Tod des Heinrich Boeck; Rekommendationsschreiben des Generals Conrad Mardefelt vom Mai 1668 für seinen Sekretär Johan Beckmann wegen des Akziseeinnehmerdienstes zur Burg, mit nachfolgender Regierungsverfügung

Beschwerde des Heinrich Meyer, Eltermann in Bremen, gegen die Zöllner in Burgdamm und Ottersberg vom Juni 1668 wegen von seinem Zehnt- und Meierzinskorn geforderten Zolls, mit nachfolgendem Bericht Kynnardts dazu

Korrespondenz des Generalgouverneurs Baron Nils Gyllenstierna mit dem Leutnant Heinrich Schierholz, Kommandant der Burgschanze -Laufzeit 1699-1704 – enthält: Korrespondenz vom 7. Juni 1699 bis 18. Januar 1704, u.a. zu folgenden Inhalten: zur Bewerbung des Leutnants Schierholz um die Kommandantschaft (1699, mit nachfolgendem Schreiben Gyllenstiernas an den schwedischen König vom 12. Juni 1699 und königlicher Bestallung vom 24. Juli 1699); zur Klage des Bauern Hinrich Lürsen wegen Diebstahls (1700); zur beschädigten Brücke in der Burgschanze und zu fehlendem Proviant (1700); zur Verhaftung von Deserteuren (1701); zum Verbot der Einfahrt von mit zollbaren Waren beladenen Wagen in der Nacht (1702); zum Tod des Konstabels Johann Prigge und Wiederbesetzung der Stelle (1703); zur Erlegung eines Wegegeldes von über den Burgdamm Reisenden und Herstellung eines Schlagbaums (1703); zur Untersuchung eines dem Zimmergesellen Peter Rademaker geschehenen Diebstahls (1703); zu Exzessen der in der Burgschanze liegenden Soldaten gegen Reisende (1704) – Alte Archivsignatur Rep. 5a Fach 76a Nr. 263

Am 9. November 1682 erfolgt die Bestallung von Martin Senff als Kommandant der Burg


Zu seiner Zeit (1683) sind in der Burg u.a. 200 gefüllte Handgranaten, 113 Schaufeln und Spaten, 1322 ‚Mousquett-Kugeln‚ sowie 2 Brechstangen vorhanden!

Artiglerie Inventarium pro 1. Jan. 1683

  • Eysern Stücken
  • Lavetten
  • Blok-räder
  • Ladeschaufeln
  • Kugeln
  • Pulver
  • Lunten
  • Hand-granaten gefülte
  • Musquett Kugeln
  • Schaufeln u. Spaden
  • Hakken und Pikken


Nach dem Tod des Kommandanten Martin Senff – er verstirbt im Februar 1699 im Alter von 78 Jahren – wird ein Nachfolger benötigt! Etwa 4 Wochen später – am 12.6.1699 – wendet sich Baron Nils Gyllenstierna von Stade aus an den schwedischen König.

Nils Gyllenstierna (deutsch: Nikolaus Gyldenstern), ab 1706 Graf Gyllenstierna af Fogelvik (* 13. Oktober 1648 in Wismar; † 30. März 1720 in Stockholm) war ein schwedischer Feldmarschall und von 1698 bis 1710 Generalgouverneur der Herzogtümer Bremen und Verden. Als solcher wurde er 1699 in die St. Antonii-Brüderschaft in Stade aufgenommen. Am 15. November 1699 wurde er Befehlsherr über alle schwedischen Truppen in Deutschland. (Wikipedia)

Gyllenstierna teilt dem König mit dass der ‚in der Bremerburg … viele Jahre gestandene Commandant Capitain Martin Sempff für (=vor) einiger Zeit mit Tode abgangen‘ sei und dass es notwendig sei, dass ‚die dadurch erledigte Stelle mit einem Hierzu tüchtigen Officier hinwiederumb besetzet werde.

Weiter schreibt er: ‚Wann nun der bey meiner unterhabenden Bataillon stehende Leutenant Schierholtz mir in mehrem geziemend zu vernehmen gegeben, wasgestalt mit herannahenden Alter Er besorgen müßte, daß seine kräffte abnehmen, und ihme die dienste bey der Bataillon mit der Zeit schwer fallen dürfften, und dahero inständigste ansuchung gethan, daß ihme diese vacante Stelle nebst der Jährlichen in einhundert … bestehenden pension, welche der sehl(ige) Capitain Sempff, und was Er daselbst an Weyden und sonsten zu genießen gehabt conferiret werden möchte;

Als habe mich veranlaßet befunden, jetz erwehnten Lieut(nant) Schierholtz in ansehung seiner Vieljährigen treuen dienste sothane Commandantschafft auff gleiche weise wie selbige der Capitaim Sempff gehabt, bis auff Eure Königl(iche) Majestät‚.

1695 wird Henrich Schierholtz in einer Musterrolle als Leutnant der Compagnie des Majors von Issendorf genannt (Reichsarchiv Stockholm)

Henrich Schierholtz weist in seinem Bewerbungsschreiben an den schwedischen König darauf hin, er habe den march mit nach Ungarn gethan‘ und auch ansonsten alle ihm ‚anbefohlenen Verrichtungen dergestalt versehen‘, und er glaube, dass der Major Issendorf ihm sicherlich ‚ein gutes Gezeugniß beylegenwerde. Außerdem betont er, dass er sich zutraue, den Dienst noch einige Jahre auszuüben /er ist zu dieser Zeit ca. 59 Jahre alt!/ ‚gleichwohl aber auch in Sorgesei, ‚daß mit herannahendem Alter auch die Kräffte … abnehmen‘ würden.

Henrich Schierholtz bekommt den Posten – er wird der neue Kommandant der Burgschanze!

Am 14. Mai 1703 teilt er dem schwedischen König mit, dass der Constabel Johann Prigge in der Burgschanze verstorben sei. Er schreibt: ‚Ew. Excel(lenz) muß ich in aller Unterthänigkeit hirmit berichten, daß heute Vormittag der hir liegende Constapel Johann Prigge mit Tode abgangen und unterthänig ersuchen, Sie geruhen die gnädige Ordre zu geben, damit an des Verstorbenen Stelle ein ander Constapel gesetzet werden möge, ich habe auch eben anjetzt nach dem Ottersberge an den Stück-Leutenant geschrieben, daß er ad interim einen Constapel Herschicken möge. Womit Ew. Excell(enz) Gottes Gnädiger Obhut empfehle und unterthänig bitte, daß Sie mein Gnädiger Herr verbleiben wollen, der ich mit allem Respect verharre

Drei Jahre später – im Januar 1706 – verstirbt Heinrich Schierholtz. Einige meiner Vorfahren haben ihn auf jeden Fall kennengelernt – aber das ist eine andere Geschichte!



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Verkauf der Zuckerform- und Porcellainfabrik in Aumund – 1757

Mein Vorfahre Caspar Grote wird 1739 in Schönebeck als Sohn des dortigen Jägers Georg Moritz Grote und dessen Ehefrau Anne Alheit Weinberg geboren.

Seine Ausbildung zum Fayencenmaler absolviert er in der Aumunder Zuckerform- und Porcellainfabrik, die 1750 von Diederich ter Hellen, seinem Bruder Wilhelm und dessen Schwager Johann Christoph Mühlhausen gegründet wurde.

ehemaliger Standort der Fabrik

Thomas Begerow: Die Fayence Fabrik befand sich an der heutigen Uhthoffstrasse in Vegesack. Diese hieß früher Bremerstrasse und kam erst 1804 zu Vegesack, vorher Aumund. Zur gleichen Zeit hat der Gastwirt Daniel Hellmers die ehemaligen Fabrik Gebäude übernommen und hier den Gasthof „Stadt Hamburg“ eingerichtet. Um 1890 wurde alles abgerissen, parzelliert und mit Wohnhäusern bebaut. Nebenan befand sich seit 1823 die Eisengiesserei von Uhthoff.

Caspar Grote ist 18 Jahre alt, als die Fabrik 1757 verkauft werden soll. Im März des Jahres erscheint in den Braunschweigischen Anzeigen folgendes Inserat:

Ich freue mich über diese Beschreibung – nun kann ich mir vorstellen, in welcher Umgebung Caspar Grote dort tätig war. Vielleicht hat er zum Frühstücken auch ab und zu an dem kleinen Fischteich gesessen …?

1887 erscheint in der Monatszeitschrift ‚Kunstgewerbeblatt‚ eine Abhandlung über die Fayencefabrikation in Vegesack und Lesum – darin ist zu lesen:

‚Käufer der bankrotten Fabrik war der Elternann Albrecht d’Erberfeldt zu Bremen. Leider war dieselbe damit nicht in die rechten Hände gekommen. D’Erberfeldt machte sich durch seinen weitgehenden Hochmut und ’seinen ganz eigenen Humeur‚ bald bekannt. Letzterer scheint besonders darin bestanden zu haben, daß er sich mit seinen Arbeitern nicht vertragen konnte, und keiner derselben es längere Zeit bei ihm auszuhalten vermochte‘. (Quelle: J. Focke; Beiträge zur Geschichte der Kunsttöpferei; Fayence-Fabriken in Vegesack und Lesum, in: Monatszeitschift Kunstgewerbeblatt, Leipzig 1887

Johann Christoph VielstichWerkmeister der Aumunder Fabrik – hatte die Fabrik bereits 1754 verlassen, um in Lesum seine eigene Fabrik zu gründen. Auch Caspar Grote folgt ihm und arbeitet fortan bei Vielstich in Lesum – vielleicht hat der ‚ganz eigene Humor‚ seines Chefs ihn dazu bewogen, sich einen anderen Arbeitsplatz zu suchen.

Mehr als 300 Jahre später

Bei Erdarbeiten im Zuge der Errichtung der Wohnsiedlung „Am Mönchshof“ wurde im Juni 1981 gegenüber dem Lesumer Hof ein gut erhaltener, tonnengewölbter Brennofen der 1756 von Johann Christoph Vielstich gegründeten Lesumer Fayencemanufaktur ausgegraben. Vielstichs Fayencemanufaktur war nicht nur für ihr hochwertiges Tischgeschirr bekannt, sondern auch für ihre hohen Kachelöfen, von denen einer noch heute im Schönebecker Heimatmuseum zu besichtigen ist. Nach der Blütezeit im 18. Jahrhundert musste die bis 1933 von der Familie Vielstich geführte Töpferei wegen der zunehmenden Konkurrenz durch die industrielle Porzellanproduktion auf Gebrauchskeramik umstellen. Der ausgegrabene Brennofen ist in der Aula der Grundschule Am Mönchshof ausgestellt. Quelle: https://heimatverein-lesum.de/hvl-kalender-2017-07/)

Teil eines Ofens, an dem Caspar Grote mitgearbeitet hat. Der Ofen blieb erhalten und steht heute im Schloss Schönebeck.

Weitere Informationen zu Caspar Grote und seine Familie: https://www.genealogie-tagebuch.de/?p=49

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Quellen zur Forschung in Osterstade und ‚umzu‘

Ich gehöre zu den Familienforschern, die ungern Namen und Daten aus Datenbanken oder Stammbäumen übernehmen, ohne sie selbst überprüft zu haben. Zudem versuche ich immer, nicht nur vorhande Kirchenbücher auszuwerten, sondern möglichst auch andere Unterlagen zu finden, in denen sie erwähnt werden.

Meine norddeutschen Vorfahren lebten über Jahrhunderte um Bremen herum – u.a. in Blumenthal, Rönnebeck, Beckedorf, Lesum … aber auch im Gebiet von Osterstade: in den Dörfern Aschwarden, Rechtenfleth, Wersabe, Hinnebeck und Meyenburg. Während der vergangenen Wochen habe ich über Arcinsys in den Digitalisaten des Landesarchivs Stade gestöbert, um nach Quellen für die Familienforschung in diesen Regionen zu suchen.

Einige Beispiele habe ich hier zusammengestellt – wenn ihr auf die Links klickt, solltet ihr unmittelbar bei den Digitalisaten landen!

Ausschnitt aus einer Situationskarte von Osterstade
Handzeichnung, kopiert durch C.G.Gasschütz (1750-1780)

Die Osterstader Marsch befindet sich in den Landkreisen Cuxhaven und Osterholz und grenzt im Norden an Landwürden und im Osten an die Bremer Schweiz, einem Teil der Osterholzer Geest. Sie wird in Norder-Osterstade und Süder-Osterstade unterteilt. Zum erstgenannten Teil gehören die Orte Büttel, Neuenlande, Rechtenfleth und Sandstedt sowie die Ortsteile Neuenlandermoor, Rechtenflether Moor, Rechtenflether Feldhof, Reepen und Sandstedter Moor.

In Süder-Osterstade befinden sich dagegen Offenwarden, Rechtebe, Wersabe, Wurthfleth, Uthlede, Aschwarden, Rade, Hinnebeck sowie die Ortsteile Rechteber Moor, Wersaber Moor, Cleve, Bruch und Hassel und der Nordteil von Meyenburg. (Wikipedia)

Digitalisiert sind zum Beispiel:

Kopfschatzbeschreibungen verschiedener Ämter1663

Gefunden habe ich darin u.a. Franz Bauerfeindt in Meyenburg (mit Ehefrau und einer Magd) und Johan Öhlich in Rechtenfleth (mit Ehefrau u. Stieftochter) – Carsten Tietjen (Titken) in Heesen mit Ehefrau und 2 Kindern

Verzeichnisse der Knechte und Mägde, die Osterstade verlassen haben und in fremde Dienste gegangen sind – Enthält: Listen von 1730, mit Namensnennung und Angabe der neuen Dienstorte – ein Beispiel aus dem Dorf Wersabe

Dorffschafft Wersabeh 1 Hinrich Meyer nach Englandt – 2Johann Siebs nach Engelandt – 3 Luder Siebs nach Amsterdam zu Schiff

Attestat des Bremer Erzbischofs zur Erbfolge in Rechtenfleth, Osterstade, Sandstedt, Stotel und im Vieland hinsichtlich eines Appellationsprozesses am Reichskammergericht – Auszug:

Landbeschreibungen – Enthält: Beschreibung der Ländereien im Kirchspiel Belum (o. J.), im Kirchspiel Oppeln (1670), im Alten Land (1662) und in Osterstade incl. der Herrenmeier auf der Geest im Amt Hagen (o. J.) Laufzeit 1662 – 1670 – Beispiel:

Streitsache zwischen den Osterstader Einwohnern und den in Osterstade begüterten Bremer Bürgern und Einwohnern wie auch den Einwohnern des Landes Würden wegen Verteilung der Lasten und Einquartierung (unvollständig) – 1656-1663 – Beispiel:

Unterschriften der Bewohner von Sandstedt

Kassierte Protokolle zur regulierten Konsumtionsakzise im Amt Hagen und Osterstade, sowie in der Amtschreiberei Stotel – Laufzeit 1696-1697 Enthält Gebundenes Buch (Fol. 1 – 172), mit Verzeichnung der Konsumtions-Akzise Bem.: An Stelle dieser kassierten Blätter befinden sich im ersten Teil der Kommissionsakten unter den gleichen Blattzahlen die gültigen Verzeichnisse zu Hagen, Osterstade und Stotel (siehe Rep. 5a Nr. 3164)

Viele Seiten sind schlecht lesbar. Angegeben werden: 1. die Anzahl der Personen im Haushalt und 2. bis 5. die Menge der Accise in Form von Naturalien, die ans Amt geliefert werden muss: Malz Brandschrot (?) – Weizen Roggen und Grütze. Gekennzeichnet sind meine Vorfahren Joachim Westphal aus Aschwarden und Hermann Otten aus Hinnebeck

Mannschaftsrollen aus einzelnen Landesteilen von 1682 – Enthält Berichte einzelner Pastoren und Beamter, mit beigefügten Rollen aus den Kirchspielen, Börden, Gerichten bzw. freien Dämmen Scharmbeck, Lesum, Trupe, St. Jürgen, Ritterhude, Blumenthal, Osterstade, Bramstedt, Meyenburg, Schwanewede, Holte und Achim – Beispiel:

Gekennzeichnet sind meine Vorfahren: Röpke Vollers, Baumann in Lobbendorf – Arend Burgwall – Hinrich Haesloop und Albert Voßhahl aus Beckedorf

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Nachrichten aus der Burgschanze bei Lesum

Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich gar nicht viel weiß über die Geschichte der Region, in der meine norddeutschen Ahnen lebten und in der ich selbst aufgewachsen bin – die Geschichte des jetzigen Bremen-Nord. Nun arbeite ich mich nach und nach ein!

Da ich historische Zusammenhänge sehr viel besser verstehe, wenn sie

  • 1. mit Leben gefüllt werden – und
  • 2. wenn ich diese Zusammenhänge aufschreibe

verwende ich mein Genealogie-Tagebuch erneut als ‚Merkzettel‚.

Vor allem möchte ich möglichst viel über die Lebensumstände meiner Vorfahren erfahren! Auch bei der Beschäftigung mit meinen ostpreußischen Ahnen habe ich darauf viel Wert gelegt. Deshalb enthält mein Natangen-Buch neben historischen Abläufen viele Berichte über die Lebensverhältnisse der ehemaligen dortigen Bewohner.

Zunächst einmal beschäftige ich mich mit der Burgschanze bei Lesum und der ‚schwedischen Zeit‚ im Herzogtum Bremen. Mehrere meiner Vorfahren haben zu unterschiedlichen Zeiten einen direkten Bezug zur Burgschanze, deshalb interessiert mich deren Geschichte sehr. Und während der Zeit der schwedischen Besetzung leben viele meiner Vorfahren-Familien in diversen Orten und Dörfern des Herzogtums.

Burg bei Bremen – das Zollhaus an der Brücke über die Lesum – fertige und im Bau liegende Schiffe – Bildvorlage von Anton Radl aus dem Jahr 1818/1819 (Quelle: Adam Storck, Ansichten der Freien Hansestadt Bremen und ihrer Umgebung,
Schünemann, Bremen 1977)

Der Bremer Lehrer und Heimatkundler Franz Buchenau behauptet:

.Es gibt keinen Fleck Erde in Bremens Nähe, der eine so eigenthümliche Geschichte hat, wie der, auf dem der jetzige Ort Burg sich erhebt ..Der Ort Burg kann in seiner ganzen Existenz nur aus seiner Geschichte begriffen werden; er ist weder ein ackerbautreibendes Dorf, noch ein Flecken oder eine Stadt, in der die umwohnende ländliche Bevölkerung einen Mittelpunkt fände; er ist nur eine Ansiedelung, zu der ein wichtiger Flußübergang den Anstoß gegeben hat.‘ (Franz Buchenau, Die freie Hansestadt Bremen und ihr Gebiet; Bremen, Schünemann 1862)

Im Bremer Sontagsblatt von 1865 finde ich ab Seite 111 Notizen des Pfarrers Johann Melchior Kohlmann aus der ‚Geschichte der Feste und Pfarre zu Burg‚ . Einige Auszüge daraus:

  • 1350 baut man eine hölzerne Brücke und beginnt mit der Errichtung der ersten der insgesamt acht Befestigungen, die jedoch schon nach wenigen Jahren durch kriegerische Auseinandersetzungen wieder zerstört wird. Die zweite Befestigung hält von 1387 bis 1538. Beide Male werden lediglich Türme gebaut.
  • Nachdem man erkannt hat, welch große Bedeutung dieser Punkt an der Lesum für den Handelsverkehr und für die Kriegsführung hat, errichtet Bremen die erste Schanze. ‚Mit dem Dorfe Burg wird das Fort wohl noch nicht verbunden gewesen sein; die Häuser der Bauern werden noch außerhalb der Gräben und Wälle gelegen haben, so auch Kirche und Pfarrhaus.‘
  • Am 7. September 1627 wird die Schanze durch die Dänen zerstört – die Bremer kommen jedoch wieder in Besitz des Platzes und bauten sie erneut auf.
  • Den Dreißigjährigen Krieg übersteht Bremen ziemlich unbeschadet – die Herzogtümer Bremen und Verden werden administrativ vereinigt und den Schweden zugewiesen. Der Verwaltungssitz ist Stade!

Nun wird es turbulent!

  • 1654 kommt es zum Ersten Bremisch-Schwedischen Krieg. Gekämpft wird um die Vorherrschaft im Gebiet des Herzogtums Bremen-Verden und den Status Bremens als freie Reichsstadt. Der Ablauf wird hier genau beschrieben:
  • Im Ersten Stader Vergleich einigen sich Schweden und die Stadt Bremen, durch die am 28. November 1654 der Erste Bremisch-Schwedische Krieg beendet wurde. Sie wurde in Stade als Verwaltungssitz des Herzogtums Bremen abgeschlossen.

Das Herzogtum Bremen umfasst folgendes Gebiet:

Das Herzogtum Bremen in einer historischen Kartendarstellung aus dem 17. Jahrhundert. Das Amt Ritzebüttel (hamburgisch) und das Land Hadeln (Sachsen-lauenburgisch) sind nicht als externe Territorien kenntlich gemacht, obwohl sie nicht zum Herrschaftsbereich der Bremer Erzbischöfe gehörten. (Archiv der Ritterschaft).
  • Die Schwedenzeit dauert bis zum Jahr 1719 – aus dieser Zeit sind viele interessante Dokumente erhalten, die sowohl im Staatsarchiv von Stade als auch im Stockholmer Reichsarchiv lagern und teilweise digitalisiert wurden!

Im Stockholmer Archiv entdeckte ich u.a. diese Skizzen

der Burgschanze bei Lesum

Die nachfolgende Zeichnung wird im Staatsarchiv von Stade aufbewahrt:

1666/67 – Abriss der Burgschanze an der Wümme mit umliegendem Gelände zwecks möglicher Erweiterung der Festung bzw. Anlegung einer neuen Stadt – Kolorierte Handzeichnung, unsigniert – entnommen aus der Akte Rep. 5 a Nr. 7614 (alt: Rep. 5a Fach 387 Nr. 8)
Ausschnitt aus obigem Bild

Einen der zahlreichen Ordner des Staatsarchivs Stade aus der Zeit von 1651 bis 1657 habe ich mit großem Interesse Seite für Seite ‚durchgeblättert‚. Enthalten sind überwiegend Briefe, die – von Stade aus – an die verschiedenen Ämter der Herzogtümer Bremen und Verden gesandt wurden.

Man erfährt viel über die damaligen Lebensbedingungen der Landbewohner und ich stelle mir vor, dass auch einige meiner Vorfahren, die um diese Zeit innerhalb des Herzogtums Bremen leben, mit einer Schublade voller Torf oder Holz zur Burgschanze beordert wurden … Und sicherlich werden sie verpflichtet gewesen sein, Proviant und Fourage für die Soldaten und ihre Pferde abzuliefern und sich mit ‚guten Gewehren‘ auszustatten.

Vor 1700 betrifft dies meine Ahnen Hermann Otten, Henrich von der Lieth und Henrich Dreyer in Hinnebeck – Carsten Tietjen in Heesen – Johann Kreye, Johann Siemer, Hinrich Selßen und Berend Bellmer in Schwanewede – Johann Jachens in Holthorst, Ksp Lesum – Arend Burgwall, Cord Voßhall und Henrich Haesloop in Beckedorf – Jacob Steinbrügger in Rönnebeck – Johann Ratjen in Ritterhude – Henrich Seedorf in Lintel, Ksp Scharmbeck – Friedrich Fixen, Hinrich Behnken und Johann Ölrich in Offenwarden Moor – Dietrich Langhaar in Aschwarden – Wohler Ohlsen in Uthlede – Lüder Hinrichsen in Sandstedt – Hinrich Pundt in Vorbruch, Neuenkirchen und Franz Bauerfeindt in Meyenburg – Claus Hancken in Heine

Notizen aus diesem Ordner:

  • Mai 1653 – Wulbrand Clüver – als Steuereinnehmer der Börde Bramstedt – soll angeben, welche Höfe der dortigen Bauleute unbewohnt sind – auch andere Ämter müssen diese Angaben machen
  • Verschiedene Amtmänner (aus dem Land Wursten Lehe Beverstedt Viehland) werden ermahnt, da eine Reihe von Personen aus ihrem Gebiet im April bei auf der Weser angegriffenen Schiffenhandthätig‘ geworden seien. Sie sollen nach Stade gebracht werden!
  • Juni 1654 – einige Amtmänner werden aufgefordert, Männer mit ‚ober- und Untergewehr sambt allem zubehöre, auch Schauffeln und Spaden‘ nach Ottersberg zu schicken
  • Juni 1654 – in Stade möchte man wissen, ‚wieviell Bremer Ochsen jetziger Zeit in Osterstade geweidet werden‘ – der Amtmann zu Hagen soll ‚fleißige Obacht geben‘, dass keine Ochsen über die Weser ‚weggeführet werden‘
  • Kontributionszahlungen sind fällig – manchmal werden auch die Namen der Dorfbewohner genannt
  • Pferde sollen geliefert werden
  • es wird Material zum Fortifikations–Bau benötigt! Ermahnungen, weil es mit der Lieferung der Pallisaden nicht klappt und fernerer Verzug nicht zu dulden sei
  • Juli 1654 – die schwedische Königin ist ‚zu Hamburg glücklich angelanget‘ und den Grafen im Alten Land und im Land Kehdingen wird befohlen, ‚ein und andere Victualien, alß Hüner, Tauben, Fische und dergleichen‘ ‚zur Küche‘ zu liefern
  • fremde Kriegswerbung wird untersagt
  • in Buxtehude fehlt Schießpulver
  • April 1655 – u.a. an Frantz von Schönebeck, Richter zu Lesum: in Lesum und Ritterhude sowie in anderen Ämtern soll eine Zeit lang eine Compagnie des Regiments der Grafen von Waldeck einquartiert werden – die Soldaten sollen verpflegt werden!
  • 20. April 1655 – Maria Eleonore ist gestorben (Maria Eleonora von Brandenburg (* 11. November 1599 in Königsberg; † 28. März 1655 in Stockholm) war eine Prinzessin von Brandenburg und durch Heirat Königin von Schweden) – es wird gebührende Trauer‘,entäußerung aller üppigkeit und pracht in Kleider‘‚einhaltung der Music‚ und leutung der Glocken angeordnet
  • 19.6.: ‚demnach bereits vor einigen Wochen die königliche Leiche in Stockholm beerdiget ‘ kann das Läuten eingestellt werden, aber ‚mit der Music soll auf fernere ordre eingehalten werden‘
  • Mai 1655 an alle Ämter der Herzogtümer Bremen und Verden: eine ansehnliche Anzahl guter starcker Pferde in behuff der artiglerei‘ muss herbeigeschafft werden
  • ‚Wegen einiger zum Fortificationsbau zur Burg nöhtiger Materialien und Mannschafften‚ werden die umliegenden Börden angeschrieben – u.a. Frantz von Schönebeck, Richter zu Scharmbeck
  • auch die Börde Beverstedt wird aufgefordert:

Alß auch bey verfertigung der Schantze zur Burg einige Haußleuthe nothwendig erfordert werden, so wird Zugleich Euch hirmit anbefohlen, die anstalt zu machen, daß gegen nechst künfftigen dienstag, wird seyn der 2te Monaths July, frühe Morgens, auß der Böhrde Beverstedte 44 Personen, undt Zwar duchtige Mannschafft, mit Schauffeln und Spaden versehen sich dahin ohnfehlbahr erheben, undt daselbst, was Ihnen alda Zu arbeiten angewiesen wird, mit fleiß verrichten.

Insgesamt werden 200 Mann und viele verschiedene Materialien (u.a. Bretter, Pfähle, Pallisaden und Fassinen ( faschine, f. = fest zusammengeschnürtes reisigbündel, das zur befestigung und sicherung von ufern, wegen, militärischen verteidigungsanlagen o. ä. verwendet wird) angefordert

  • September 1655 – ein Teil der angeforderten Leute sind nicht erschienen. Warum?
  • Februar 1656 – wie viele wüste Höfe in der Börde Beverstedt?
  • Juli – August 1656 – in Bremen u. in anderen Orten des Herzogtums nimmt die ‚Pestlianische Seuche zu – es wird bey höchster straffe befohlen, dass ‚niemandem von Bremen, Er sei wer er wolle, bei anhaltender Seuche der durchzug weder hin noch von Brehmen vergönnet‘ werde.
  • Juli 1656 – u.a. an Jacob Lundy, den Commandanten der Burg: … ‚so befehlen wir euch hirmit, dass Ihr zur Burg auf die ankommende reisende leuthe fleißige achtung geben lasset’, damit sich die Seuche nicht weiter ausbreitet
  • September 1656: es muss für den kalten Winter vorgesorgt werden – jede Festung soll mit einem Vorrat an Torf für 3 Monate versorgt werden
  • September 1656 – für den Transport von Pulver nach Lehe werden Wagen u. Pferde benötigt
  • Oktober 1656 – Drucksache – soll (wie üblich) von allen Kanzeln verlesen werden!
  • mehrere Kompagnien werden angekündigt – sie müssen ‚mit einem Nachtlager, auch notdürftigem Bier und brodt‘ versehen werden
  • zur Abführung der 3 Kompagnien Schotten werden Schiffe benötigt
  • Januar 1657 – der Regiments-Quartiermeister beabsichtigt, sich mit 16 Reitern zur Werbung von Soldaten von Stade aus nach Holland zu begeben – sein Weg wird beschrieben, damit er versorgt werden kann
  • März 1657 – ohne Vorzeigen eines Passes der königl. Regierung dürfen keine Waren aus dem Hafen an der Elbe gefahren werden
  • März 1657 – Festungen u. Garnisonen sind ohnverzüglich mit Torf u. Holz zu beliefern
  • März 1657 – die Börde Oldendorf soll 4 Kälber, 6 Hammel, 6 Lämmer, 12 Hühner u. 4 Schock Eier zu Feldmarschall Carl Gustav Wrangel nach Bremervörde liefern – auch andere Ämter werden angeschrieben
  • März 1657 – verschiedene Festungen brauchen Pallisaden und Pfähle
  • März 1657 – es müssen Wagen und Sch(a)ubkarren in die Schanzen geliefert werden – 9 Wagen und 150 aus der Börde Lesum und Scharmbeck nach Burg!
  • März 1657 – der ‚Fortificationsbau‘ erfordert an verschiedenen Stellen ‚eine ziembliche Mannschafft uff eine Zeitlang‘ – nach Burg werden 100 Leute geschickt
  • Mai 1657 – an die Grafen des Alten Landes, des Landes Kehdingen, Amtsvogt des Landes Wursten, Amtmann zu Hagen wegen Osterstade – man soll die Gewehre der Eingesessenen prüfen, ‚damit, wenn von den benachbahrten etwas feindliches tentiret werden solte‘ man zu ‚behöriger gegenwehr greifen kann!
  • Mai 1657 – ‚bey gegenwertigen Zeiten‘ sollen die Fährleute ihre Prahme (flache Fähren zum Übersetzen von Menschen, Vieh und Wagen – eines der kleinsten Schiffe, das Waren transportierte) ans Land ziehen und mit eisernen Ketten befestigen
  • Mai 1657 – man hat erfahren, ‚dass verschiedene Reuther nach eigenem belieben auß den Quartieren bald hir, bald dorthin auffs Land .. reiten und den frembden reisenden sowohl als Einheimischen und Hausleuthen, welche ihnen unterwegens begegnen, das Ihrige abnehmen… Die Offiziere werden angewiesen, besser aufzupassen!
  • Schreiben an verschiedene Ämter, dass die Eingesessenen Proviant und Fourage abliefern sollen und dass ihnen dies ‚nach billigem werth angerechnet werden soll.
  • Schreiben nach Lesum, Osterholz u. Verden: dem königlichen Proviantmeister, Zoll- u. Accise-Inspektor Martin Hempel sollen Wagen und Pferde zur Verfügung gestellt werden
  • Mai 1657 – es müssen einige Tonnen mit Pech und Teer zur Burg gebracht werden – ‚hergegen von dannen eine Anzahl Musqueten und Kugeln nebst einem Protzwagen – benötigt werden: ein Wagen für Pech und Teer – sieben Wagen mit Pferden für die Kugeln und zwei ledige Pferde für den Protzwagen!
  • Mai 1657: in Burg werden noch mehr Materialien benötigt – alle Ämter werden aufgefordert, ‚daß sie dem Commandanten zur Burgh Herrn Baron Forbes uff jedesmahliges begehren so viell holtz oder Materialien, alß er noch zu dem Vestungs Bau daselbst nöthig haben wird, ohnerwartet einiger fernerer verordnung ohnverzüglich abfolgen laßen‘
  • Juni 1657 – man hat gehört, dass die dänische Armee kommt – es soll ‚gute Wacht‘ gehalten werden
  • 1. August 1657 – u.a. an die Ämter Hagen u. Osterstade, Osterholz, Scharmbeck, Lesum u. Stotel: die Eingesessenen sollen mit guten Gewehren ausgestattet werden und sich dort, wo es nötig ist, zur Musterung stellen
  • Dezember 1657 – Schreiben an alle Ämter: auf speziellen Befehl des Königs sollen sämtliche Beamte, Vögte u. andere Bediente am 15. Januar 1658 in Stade erscheinen!
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Im ‚Photographen Atelier‘ von Carl Friedrich Röthlisberger

Diesen Beitrag hatte ich bereits vor mehreren Jahren veröffentlicht, aber nun kann ich ihn durch weitere Informationen ergänzen!

Das nebenstehende Foto wird etwa um 1900 im ‚Photographen Atelier‘ von Carl Friedrich Röthlisberger in Vegesack entstanden sein.

Glücklicherweise hat meine Mutter auf der Rückseite mit Bleistift die Namen der beiden abgebildeten Damen vermerkt: Elisabeth Dehls (oo Meyer) und Anna Kröger (oo Haesloop).

Meine Großmutter Anna Lisette (rechts) hätte ich erkannt. Von ihr existieren noch viele weitere Bilder. Anna Lisette Kröger, geb. Schaumlöffel wurde 1885 in Lüssum geboren und ist hier vermutlich 15 oder 16 Jahre alt.

Elisabeth Catharine Dehls ist zwei Jahre älter als Anna Lisette. Sie ist die älteste Tochter des Lüssumer Zimmermanns und Seefahrers Johann Carl Dehls und seiner Ehefrau Adeline Louise Margarete Hanke.

Auf diesem Bild sieht man Elisabeth Catharine Dehls (sitzend) mit ihren drei Schwestern: Adele Margarethe Dehls (1884-1952) – Caroline Louise Dehls (1886-1947) und Wilhelmine Adelheid Dehls (1890-1976).

Ihr Vater ist ein unehelicher Sohn meiner Ur-Ur-Großmutter Elisabeth Dehls, der am 13. Juni 1847 in Lüssum zur Welt kommt und als dessen Vater im Kirchenbuch ‚Diedrich Rabe aus Süstedt‚ angegeben wird. Elisabeth bringt diesen Sohn mit in die Ehe, als sie am 26. Mai 1850 in Blumenthal den Schneider Carsten Knübel (1814-1881) heiratet. Er wächst gemeinsam mit den sechs ehelichen Knübel-Kindern in Lüssum auf.

Meine Großmutter Anna Lisette und Elisabeth Catharina Dehls – die beiden jungen Mädechen auf dem oberen Bild – sind gemeinsam in einem Vegesacker Haushalt tätig. Ihre sorgsam gebügelten und frisch gestärkten weißen Schürzen deuten auf eine Arbeit als ‚Hausmädchen‚ hin. Damals war es üblich, dass junge Mädchen – in Vorbereitung auf ihre spätere Rolle als Ehefrau und Mutter – nach Beendigung ihrer Schulzeit zunächst in einem fremden Haushalt das Kochen, Backen, Waschen und Putzen erlernten. 

So war es auch zum Beispiel auch bei meiner Urgroßmutter Elisabeth Haesloop, die eine Zeit lang bei ihrem Onkel, dem Schiffskapitän Bernhard von Hagen in Vegesack ‚diente‘.

Dank einer Notiz auf der Rückseite dieses Fotos weiß ich nun, dass die beiden Mädchen im Vegesacker Haushalt des Zoologen Simon Albrecht Poppe arbeiten, Sohn des Schiffskapitäns Georg Poppe und dessen Ehefrau Margarethe Jaburg, die aus einer Vegesacker Seefahrerfamilie stammt.

Nach Simon Albrecht Poppe wird später die Albrecht-Poppe-Straße in Vegesack benannt werden.

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Zur Genealogie der Müller in Zinten, Heiligenbeil

Leider habe ich meine Sammlung ostpreußischer Müller, Mühlenpächter und Mühlenbesitzer aufgrund anderer Projekte ein wenig vernachlässigt. Aber da die Erforschung meiner eigenen Vorfahren gezeigt hat, wie mühsam es ist, die Müller-Familien zu verfolgen und die Zusammenhänge dieser Familien herzustellen, bin ich bei der Durchsicht von Kirchenbüchern nach wie vor wachsam, wenn mir Müller begegnen …

Es begann mit der Suche nach der Herkunft von Anna Juliana Vetter, die 1822 in der Kirche von Klein Dexen in dritter Ehe den Müllermeister Jacob Westphal, einen Halbbruder meines Vorfahren Friedrich Westphal, heiratet. Jacob übernimmt die Schlauthiener Mühle von ihrem zweiten Ehemann Gottlieb Ernst Kohn, der 1822 in der Mühle verstarb. In erster Ehe hatte Anna Juliana 1808 in Kreuzburg den verwitweten Töpfermeister Daniel Congehl geheiratet. In diesem Eintrag wird angegeben, dass sie aus Tilsit stammt.

Irgendwann landete ich bei meiner Suche nach Familien namens ‚Vetter‚ im Kirchenbuch von Zinten, da der dortige Mühlenbesitzer um 1800 Johann George Vetter hieß. Eine Verbindung zu Anna Juliana Vetter ließe sich nicht finden, aber ich beschäftigte mich ein wenig mit der Zintener Mühle und der Müller-Familie Vetter.

Zunächst ein Text aus dem Buch „Der Kreis Heiligenbeil“, Ein ostpreußisches Heimatbuch – zusammengestellt und bearbeitet von Emil Johannes Guttzeit; Rautenbergsche Buchhandlung Leer; 1975:

Die Wassermühle in Z i n t e n, die 1412 erstmalig genannt wird, hatte 1437 3 Gänge und zinste jährlich 80 Mark. Später hatte sie wie andere Mühlen Weizen, Roggen, Malz und gemästete Schweine ans Amt zu liefern. Um 1525 verwaltete sie der Müller Andreas Kante. 1533 erhielt der Müller Hans Matern die Erlaubnis, in der Nähe eine Schneidemühle zu erbauen; als diese 1541 abbrannte, errichtete er sie 1547 von neuem. Um 1580 wird der Müller Basilius Thiel (Thilo) überliefert (er ist der Vater des am 2. Jan. 1579 in Zinten geborenen Pfarrers und Kirchenliederdichters Valentin Thilo (+ 1620); sein Adventslied »Mit Ernst, o Menschennkinder, …« ist allgemein bekannt).

1594 ging die Mühle an den Mühlenmeister Hans Höner über; sein Nachfolger war der Mühlenmeister Pönner, dem 1633 Hans Kühn folgte. 1622 wird der Müller Leonhard Bergau erwähnt. Auf die Erbmüller Bartsch, Griß, Tiede und Erdmann Willner folgte 1751 Joachim Heuer, dem die Mühle in Erbpacht gegeben wurde. Er verkaufte sie 1756 an Georg Ludwig Kiefer für 1800 Taler. Als dieser die Mühle 1759 neu erbaute, erhielt er eine Beihilfe von 156 Talern. Er verkaufte die Mühle an Preuß, der dem Amt im Jahre 1770 300 Taler schuldig blieb; ihm folgte Buchholz, der die Mühle 1780 für 10000 Floren an Hennig weiterveräußerte.

Die Mühle muß damals wenig einträglich gewesen sein; denn sie kam – unter dem Eigentümer Rokitzki – in Zwangsverwaltung, bis sie 1789 für 18000 Floren an Georg Vetter verkauft wurde. Als sie dann 1825 an Bergau überging, brachte sie 12000 Taler. 1827 wurde der Erbpachtkanon aufgehoben, so daß die Mühle nunmehr in vollen Privatbesitz übergehen konnte. Ihre Besitzer waren Patschke, Pauly, zuerst der Vater, dann vor 1902 sein Sohn Wilhelm Pauly, der sie an Frommhagen verkaufte.

Im Jahre 1886 war die Mühle umgebaut und mit neuen Maschinen ausgestattet worden. Um 1910 vermahlte sie täglich 300 bis 450 Ztr. Getreide. Der Mühlenbesitzer W. Pauly (+1936) errichtete 1902 ein eigenes Elektrizitätswerk, das den zwei Dynamomaschinen der Mühle den Strom lieferte. An dies Werk war auch die Stadt Zinten mit der Straßenbeleuchtung und 110 Privathaushalten angeschlossen. Frommhagen, der den Landbesitz vergrößert hatte, verkaufte 1932 eine erhebliche Fläche zu Siedlungszwecken.

Diese Photos von 2006 stammen von Bernhard Waldmann

Einige Ergänzungen von mir: Der erwähnte Georg Vetter – richtig Johann George Vetter – verstirbt am 2.9.1810 in der Zintener Mühle. Er hat mindestens 4 Kinder:

  • Henriette Anna Vetter heiratet am 17.3.1808 in Zinten August Friedrich Wilhelm von Geyso – der Heiratseintrag lautet: ‚Herr August von Geyso, Reichsfreiherr u. Lieut. außer Dienst, mit Demoiselle Henriette, des Herrn Johann George Vetter, Erbmühlenpächters hieselbst ältester Tochter
  • 1809 ist August Friedrich Wilhelm von Geyso Besitzer des Vorwerks Woymanns bei Landsberg im Kreis Pr. Eylau – dort wird am 25. Oktober 1809 Tochter Mathilde Antonette von Geyso geboren.
  • Dorothea Vetter heiratet den Müllermeister Johann George Bergau, der die Mühle in Zinten zunächst pachtet und später Eigentümer der Mühle wird. Die beiden bekommen 5 Kinder, die von 1816 bis 1830 in der Mühle geboren werden.
  • Johanna Lovisa Vetter, geb. 1795 in der Mühle von Zinten heiratet am 4.7.1831 -nach dem Tod ihrer Schwester Henriette in der Festung Friedrichsburg in Königsberg ihren Schwager August Friedrich Wilhelm von Geyso. Der Eintrag lautet:: ‚August Friedrich Wilhelm Freyherr von Geyso, 47, Major außer Dienst, aus Soest in Westphalen, mit Fräulein Johanna Louise Vetter, 36, des verstorbenen Mühlenbau Inspectors Johann George Vetter zweite Tochter‘
  • Charlotta Dorothea Vetter *5.9.1796 in der Mühle von Zinten.

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Forschungsergebnisse werden zu Büchern …

Ich freue mich sehr darüber, dass ich es geschafft habe, viele meiner Forschungsergebnisse der vergangenen (fast 30) Jahre auszuwerten und dass sie nicht nur in einer Schublade verschwinden! Seit gestern ist auch mein zweites Natangen-Buch im Handel erhältlich!

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