Mit der Postkutsche von Danzig nach Königsberg

Der folgende Bericht ist enthalten im 3. Band der von Friedrich von Coelln geschriebenen ‚Vertrauten Briefe über die innern Verältnisse am preußischen Hofe seit dem Tode Friedrichs II‚.

Friedrich von Coelln, Nationalökonom, zeitweise Kriegs- u. Domänenrat, auch Steuerrat, übt in seinen Briefen Kritik an den Zuständen in Preußen – an der Staatsverwaltung, dem Adel und dem Militär. Er selbst sagt:

vonCoelln_BriefeHier erzählt er im September 1807 von einer Reise mit der Postkutsche nach Königsberg.

‚Ich bin von Danzig mit der ordinairen Post hierher gereist, um den Schikanen der Postmeister auszuweichen, die einem stets mehr Pferde aufdringen wollen, als man braucht, und um nicht auf den Stationen wegen Mangel an Pferden liegen zu bleiben; das ist mir aber schlecht bekommen. Wenn im preußischen Staat bekanntlich das Postfuhrwesen sehr vernachläßigt und noch einmal so theuer ist als in Oestreich; wenn Graf Schulenburg (Anmerkung von mir: Friedrich Wilhelm von der Schulenberg (1742-1815) war seit 1800 Generalpostmeister in Preußen) zu seinem steten Andenken auch die Postmeilen, die lang waren, verkürzt, die zu kurz waren (wie in Schlesien) nicht verlängert hat, so ist doch in Altpreußen diese Partie noch mehr wie in jeder andern Provinz vernachläßigt.

Sonntags um 7 Uhr verließ ich Danzig und kam Mittwochs früh um 7 Uhr hier an, war also auf 26 Schulenburgsche Meilen 72 Stunden gefahren. Fast auf keiner Station kamen wir unter zwey Stunden fort; in Marienburg lagen wir 5 Stunden. Nirgend(s), obwohl man die ordinaire Post erwartet, werden für sie Pferde aufbewahrt, sondern erst bestellt, wenn sie ankommt. Für die Bequemlichkeit der Passagiere ist nirgends gesorgt, und in Marienburg war unter andern keine Passagierstube. Sie sind als Frachstück dem Schirrmeister und Postillions verdungen und so gehen sie auch mit ihnen um.

Was die Extrapostfuhren anlangt, so kann es kein absurderes Reglement geben als dasjenige ist, welche die Anzahl Pferde bestimmt, die man nehmen muß. Hast Du einen federleichten Wagen und ein Kind von 10 Wochen bey Dir, ohne alles sonstiges Gepäcke, so mußt Du 3 Pferde nehmen; hast Du aber einen schweren halben Wagen und einen Coffer voll Goldstangen bey Dir, bist allein, und hast selbst nicht soviel Verstand, 3 oder 4 Pferde zu verlangen, so muß man Dich mit 2 Pferden fortschaffen‘.

Die Briefe und andere von Friedrich von Coelln verfasste Schriften wurden von Google digitalisiert – ich finde, es lohnt sich sehr, darin zu stöbern …

Dieser Beitrag wurde unter Allgemein abgelegt und mit , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Kommentar verfassen

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.