Vor einiger Zeit wurden vom polnischen Staatsarchiv in Allenstein umfangreiche Kirchenakten der evangelischen Diözesen Rosenberg und Bartenstein publiziert. Unter diesen Akten befinden sich auch Kirchenkassen-Rechnungen des Kirchspiels Canditten im Kreis Pr. Eylau aus den Jahren 1822 bis 1846. Die Kirchenbücher des Kirchspiels enden bereits im Jahr 1823 – zudem sind sie sehr lückenhaft: aus der Zeit von 1800 bis 1820 fehlen die Taufeinträge und eine ähnlich große Lücke besteht bei den Heirats– und Sterbeeinträgen. Für Familienforscher mit einem Bezug zum Kirchspiel Canditten bieten diese Kirchenkassen-Rechnungen deshalb einige neue Ansätze.
Sämtliche Bewohner Candittens und der zum Kirchspiel gehörigen Dörfer sind verpflichtet, Abgaben an die Kirchengemeinde zu leisten – je nach Stand in unterschiedlicher Höhe. Die Gemeinde führt darüber genau Buch und zeitweise werden die in den einzelnen Dörfern lebenden Besitzer von Bauernhöfen und Katen namentlich genannt. Allerdings werden sie in den Kirchenkassen-Rechnungen insgesamt als „Eigenkätner“ bezeichnet.
Horst Schulz nennt 1831 im Kirchdorf Canditten: : 2 Freigüter, 21 Bauerngüter, 4 Kätner, 6 Handwerker und 18 Instleute – insgesamt 281 Einwohner und schreibt weiter: „Das Dorf wuchs in der Zeit nach der Separation durch Abbauten und durch neue Höfe nach Besitzteilungen und Kätnerstellen. 1846 hatte Canditten schon 57 Wohngebäude und 340 Einwohner“. (Quelle: Horst Schulz, Die Städte u. Gemeinden des Kreises Pr. Eylau; S. 335).
Diese Angaben lassen darauf schließen, dass die Bezeichnung „Eigenkätner“ in den Kirchenakten sämtliche Personen umfasst, die im Dorf Canditten (und den anderen Dörfern) eine „eigene Kate“ = ein „eigenes Haus“ besitzen. Vergleicht man die Angaben bei Horst Schulz mit denen in den Kirchenakten, bedeutet das:
- 1824 gab es in Canditten 12 Bauernhöfe und 12 Katen = 24 Wohngebäude
- 1831: 21 Bauernhöfe und 4 Katen = 25 Wohngebäude
- 1837: 35 Höfe und 11 Katen = 37 Wohngebäude
- 1846: 57 Wohngebäude
Aus den Kirchenrechnungen von 1824
1824: 12 große und 12 kleine Höfe – unterschieden in alte und neue. Unter den großen Höfen werden genannt: alte: 1. Zimmermann Hoffmann, 2. Schmidt (= Schmied) Schiemann, 3. Radmacher Lehmann, 4. Wirth Jacob Boenke, 5. Wirth Carl Boehnke, 6. Wirth Gottlieb Steinau. — neue: 7. Ernst Kohn, 8. Friedrich Labowsky, 9. Michael Scheffler, 10. Michael Hahnke, 11. Gottfried Springer, 12. Friedrich Gutt.
Die „kleinen Eigenkäthner“ zahlen eine geringere Abgabe an die Kirchengemeinde. Dazu gehören die alten: 1. Tischler Simon; 2. Gottfried Woelk; 3. Carl Boehnke; 4. Jacob Corinth; 5. Schneider Grund; 6. Witwe Schiemann; 7. Böttcher Will; Schneider Rautenberg; 9. Gottfried Springer – und die neuen: 10. Krüger Gutt; 11. Jacob Lehmann; 12 Johan Schart
Der o.g. Krüger Gottlieb Gutt ist mein direkter Vorfahre. Er wird 1751 als Sohn des Freischulzen Michael Gutt und seiner Ehefrau Catharina Barbara Hellwich in Canditten geboren. Nach seiner Eheschließung mit Anna Barbara Boenke, einer Tochter des Krügers und Kirchenvorstehers Johann Boenke ist Gottlieb Gutt zunächst Hofmann des Vorwerks Amalienhoff bevor er um 1785 den Krug in Canditten von seinem Schwiegervater übernimmt. Ein wenig irritierend finde ich, dass er hier als „neu“ eingestuft wird. Er betreibt diesen Krug seit dem Jahre 1785. Oder wurden die mit „neu“ bezeichneten Häuser neu erbaut?
Die Hausbesitzer in Canditten im Jahre 1837
Die Anzahl der Höfe ist gestiegen – 1837 werden 24 große und 11 kleine Höfe genannt. Die großen gehöre:n 1. Carl Hoffmann, 2. Boehnke, 3. Sarge, 4. Carl Corinth, 5. Hill, 6. Gottfried Rautenberg, 7. Schiemann, 8. Fr. Neumann, 9. Carl Böhnke jun(ior), 10. Carl Böhnke sen(ior), 11. Reske, 12. Kirschnik, 13. Knorr, 14. Witwe Scheffler, 15. Scharth, 16. Hahnke, 17. Gottfried Springer, 18. Krüger Gutt, 19. Pächter Schulz, 20. Wiese. 21. Wilhelm Springer. 22. Joh(ann) Springer. 23. Wilh(elm) Neumann und 24. Simon Lehmann.
Die kleinen Höfe in Canditten besitzen im Jahre 1837: 1. Tischler Simon, 2. Gottfried Woelk, 3. Schuhmacher Wessel, 4. Carl Böhnke sen(ior), 5. Daniel Bruchmann, 6. Zimmermann, 7. David Klein, 8. Minuth, 9. Gottf(ied) Lehmann, 10. Wittwe Gottl(ieb) Lehmann und 11. Johann Boehnke.
Es folgen die Namen der „Eigenkätner„, die im Jahre 1837 in den Dörfer Sangnitten – Wormen – Worschienen – Augam – Quehnen und Rimlack leben – außerdem wird der damalige Müller der Mühle Groß Steegen genannt.
Außerdem findet sich in den Unterlagen dieser Vermerk: ‚In den übrigen Ortschaften sind keine Eigenkäthner-Häuser‘.
Liebe Irmi, das ist ja wie eine Rundreise meiner Vorfahren – Steinau – Möck – Springer – Schermacher (Schirmacher), Licht, Stumpf… Schade, dass man die Wohnorte nicht mehr weiß. Ich glaube, dass der Steinau aus dem Ort Quehnen eigentlich zu Worschienen gehörte, denn ich weiß, dass mein Vorfahr Johann Steinau 1744 in Worschienen ein 50 Hektar Grundstück für die Teilnahme am Schlesischen Krieg erhalten hatte… GLG und vielen lieben Dank für die tollen Informationen… Danke!
Frank
Hallo Frank, ich bin Nachfahrin der Familie Kroemke / Melchin. Vielleicht können wir uns austauschen.
Liebe Kristina,
das können wir gern machen – ich habe die Nachricht erst spät gelesen, GLG Frank
PS: Mit Wohnorten meinte ich, in welchem Haus, welche Familie gewohnt hat…
Hallo, hat vielleicht jemand Infos zu dem Ehepaar Minna und Gustav Krause aus Canditten?
Ich vermute, es handelt sich um dieses Ehepaar: Gustav Krause, geb. am 2.3.1895 in Sangnitten u. Minna Krause, geb. Aust, geb. am 1.8.1897 in Hoppendorf.
Ja das sind sie ?