Aus der alten Landesberger Chronik, die erst im Jahre 1951 gefunden wurde und heute im Archiv der Kreisgemeinschaft Preußisch Eylau in Verden verwahrt wird, habe ich bereits an mehreren Stellen zitiert. Auf dieser Seite ist nachzulesen, auf welchem Wege die Chronik wieder auftauchte – außerdem sind dort Links zu folgenden Berichten aus der Chronik zu finden!
In den Jahren 1815 bis 1835 wird die Chronik vom damaligen Landsberger Pfarrer Carl Wilhelm Kob geführt. 1820 und 1821 notiert er folgende Ereignisse:
Im Jahr 1820 wurde auf dem hiesigen Wachhause am Markt ein Thurm errichtet, in welchem eine neue Sturmglocke aufgebracht wurde, die nur dann gezogen und geläutet wird, wenn in der Stadt Feuer und in den Vorstädten entsteht.
Den 20ten July dieses Jahres halb ein Uhr Mittags schlug der Blitz in das am Markte belegene Haus des Kaufmann Ohlenschlaeger sen(ior), zündete das Dach desselben und fuhr durch die Stockwerke hindurch. Bei dem häufigen und anhaltenden Regen diesen Sommer, der auch dieses Gewitter begleitete, wurde aber durch die thätige Hülfe einer großen Menschenmenge das Feuer gleich gelöscht; Hauß und Stadt wurde demnach gnädiglich erhalten.
Im Jahre 1821 wurde auf Kosten der Stadt ein neues Sprizzenhaus am hohen Thore erbauet, besondere Veränderungen fanden nicht statt, doch zu bemerken: Einige Unglücksfälle, begangene Verbrechen, Selbstmorde und verdienstliche Handlungen etc.
- Die Frau des hiesigen Arbeitsmannes Andreas Kohn fiel abends 9 1/4 Uhr beim Waßerschöpfen in den Brunnen hinter der Hauptwache befindlich. Der Dienstknecht Johann Herrmann rettete sie und Stadt Chirurgus Münz erbrachte sie ins Leben. Das Unglück macht vorsichtig. Die Brunnen der Stadt wurden gleich bedeckt und mit einer Pumpe versehen.
- In der Nacht vom 3. auf den 4. Januar 1821 erhängte sich der Sohn des hiesigen Erbmühlenpächters Will mit Namen Carl am Querbalken des sogenannten Gebiels der Mühle, welcher nur 4 ½ Fuß hoch vom Boden ist. Er hatte sich wegen der Niedrigkeit des Balkens knieend erhängt. Melancholie war die Ursache seines Verbrechens. (Anmerkung: der Erbmühlenpächter Michael Will lebt vor 1803 als Großbürger und Mälzenbräuer in der Stadt Landsberg, ist in erster Ehe verheiratet mit Lovisa Gesnick, in zweiter Ehe mit Anna Dorothea Gabriel, e. Tochter des Müllers Friedrich Gabriel)
- Den 22. April wurde dem hiesigen Maurergesellen Friedrich Krause beim Steinsprengen wobei er nicht die nöthige Vorsicht gebraucht hatte, die linke halbe Hand fortgerißen. Dieser Unglückliche erhängte sich kurze Zeit darauf, nicht im Gefühl seines Unglücks, sondern in der Trunkenheit.
- Am 10ten Juny am ersten Pfingstfeiertage nachmittags 2 Uhr riß der hiesige Mühlenteich aus und der Müller konnte den Sommer hindurch nicht mehr mahlen. Der Erbmühlenpächter Will erlitt, wie er sagt, einen Schaden von 2 bis 200 Th.
- Den 12ten July ertrank ein uneheliches Kind 1 ¾ Jahre alt im Mühlenteich.
- Den 12ten July ersäufte sich der Bürger und Schuhmachermeister Friedrich Fischer im Röhrteich, ein liederlicher Mensch. Sein Körper wurde erst den 20ten July gefunden.
- Den 5ten October erhing sich der Schnurmachermeister Carl Grohnert, 33 Jahre alt im Bürgergehorsam oder sogenannten Grützkammer am Rathhause an einem schwarzseidenen Halstuch. In der Trunkenheit hatte er grobe Exeßen gemacht, und als Trunkener erhängte er sich auch. Die angestellten Versuche ihn ins Leben zurückzubringen, waren vergeblich angestellt.
- Den 1ten Juny fiel der Taglöhner Christian Koenig von hier im Eichenschen Walde von einer Fichte, ein Ast fuhr ihm ins Leib und riß ihm den Unterleib dergestalt auf, daß die Gedärme hervordrangen; wurde aber durch Stadt Chirurgus Kurz glücklich geheilt.
- Den 15ten August fiel der Maurer Metz vom Dach der Candittenschen Kirche, brach den rechten Fuß merfach entzwei und wurde am Kopf und im Gesicht schwer verwundet.
- Den 23. July verunglückte Otto Reimer, ein Sohn des verwitweten Stadt Chirurgus Reimer durch einen Sturz mit dem Pferde, blieb 24 Stunden sprachlos und gab seinen Geist auf.
- Am 11ten November d. J. hatte der Töpferteich durch eingetretenen Frost schon eine Eisdecke erhalten. Mehrere Knaben wagten es, trotz des Verbots, auf diesem schwachen Eise Schlittschuh zu laufen, der Sohn des Rector Ziegner namens Otto und der des Policeycommissair Petzel brachen ein. Otto Ziegner ertrank und Petzel wurde gerettet. Der Tagelöhner Wagner und der schon einmal erwähnte Dienstknecht Johann Hermann zeichneten sich rühmlich bei Rettung dieser Knaben aus.