Zum Bau der Königsberger Bewallung (1626-1636)

Bildquelle: Caspar Stein, Das alte Königsberg, eine ausführliche Beschreibung der drei Städte Königsberg samt ihren Vorstädten und Freiheiten wie sie Anno 1644 beschaffen waren – 1910 ins Deutsche übertragen von Arnold Charisius

10 Jahre – von 1626 bis 1636 – dauern die Arbeiten eines neuen Walls rund um die Stadt Königsberg. Veranlassung zu diesem Bau gab die Landung des schwedischen Königs Gustav Adolf in Pillau (1626) und dessen Annäherung an die damals vollkommen wehrlose Hauptstadt Preußens. Der Entwurf der Bewallung stammt von Johann Strauß, dem damaligen Professor der Mathematik an der Königsberger Albertina – geleitet wurde der Bau von dem Obersten Grafen Abraham von Dohna.

Wallbefestigung der Königsberger Städte Altstadt, Kneiphof und Löbenicht (1626) – Urheber: Stadtgemeinschaft Königsberg

Caspar Stein schreibt 1644: ‚Rings um die ganze Stadt, d.h. die drei eigentlichen Städte, ihre Vorstädte und die fürstlichen Freiheiten, zieht sich ein Erdwall, der anno 1626 am Bartholomäustage zu Folge einer bestimmten Anordnung des Freiherrn Abraham zu Dohna begonnen, auch einige Wiesen und Felder mit einschließt. Er hat 32 aus Erde aufgeworfene Bastionen, von denen 8 1/2 zur Altstadt, 10 zum Kneiphofe, 1 1/2 zum Löbenicht und 12 zur Schlossfreiheit gehören. Der Umfang des ganzen Walles soll 1 3/4 deutsche Meilen betragen, mit dem Festungsgraben und der Contrescape dagegen 2 deutsche Meilen und 3 Stadien, ein Stadium aber zu 130 Schritt, und die einzelnen Schritte (d.h. Doppelschritte) zu 6 Fuß gerechnet‘. (Anmerkung: Contrescape = äußere Mauer bzw. Böschung des Hauptgrabens um eine Festung)

Der barocke Befestigungsgürtel … umgab Königsberg mit allen Freiheiten in weitem Umkreis von zwei Meilen, mit 32 Rondells und Ravelins, zwei Toren südlich und sieben Toren nördlich vom Pregel. Mit Ausnahme des Gumbinnischen Tores behielten die Tore ihre Namen bis zum Ende Königsbergs. Die nur auf Zweckmäßigkeit bedachten Durchgänge wie das Steindammer Tor lagen näher bei der Stadt als der Holländerbaum und das Brandenburger Tor. Der Nasse Garten wurde vom Alten Garten abgetrennt, die Lomse befestigt. (Wikipedia)

Beim Bau der Bewallung werden zahlreiche Arbeiter unterschiedlicher Profession benötigt: Teichgräber, Fuhrleute, Zimmerleute für die Anfertigung von Pfählen – Scharmacher, Schmiede zur Herstellung und Lieferung von Spaten und Zangen und viele Tagelöhner. Auch Soldaten wirken beim Bau mit.

Sämtliche Ämter – auch die Ämter Brandenburg Balga Preußisch Eylau und Bartenstein, in denen zu dieser Zeit eine Reihe meiner Vorfahren leben – sind zur Mitarbeit verpflichtet. Sie entsenden entweder Arbeiter nach Königsberg oder bezahlen stattdessen ein sogenanntes ‚Grabegeld

Unter den von den Mormonen digitalisierten Dokumenten entdeckte ich diesen Ordner, der eine Vielzahl von Abrechnungen enthält. Alle Ein– und Ausgaben werden genauestens dokumentiert. Wenn man hier klickt, sollte man den Ordner finden!

Quodlibet Nützlicher Cammer-Cassen- und Kriegessachen wie auch anderen algemeinen nachrichtungen von etzlichen Jahren als von 1620 bieß 1640

Vor allem die Teichgräber sind gut beschäftigt! Unter ihnen werden in den Jahren 1628 und 1629 genannt: Erdmann Neumann – Jacob Sybert – Augustin Hoffmann – Jacob Feyerabend – Melchior Außlend(er) – Barthel Tannenberg – Paull Kariott – Andreas Hoffmann – Jacob Jansen – George Gerlach – Erdmann All – Nicolauß und Michel Gronwaldt – Joachim und Adam Peters – Jacob Kranigk – Baltasar Knoll – Lorenz Sprungk – Lorenz Renken – Christoff Dromenzky – Adam Straßberger – Peter Lingnau . Michell Düttken – Michel Meyer – Herman Lebedanz (Lobedanz), der zeitweise auch als Werkmeister für den verstorbenen Benedict Nagel beschäftigt wird – Urban Steffen – Peter Hohenberg – Jonas Roß – Joachim Schumann – Andreas Germahn – Michell Sarkoffsky

Am 31. März 1628 ergeht, ‚weil es die hohe Noth erfordert‘, von Königsberg aus eine Nachricht an diverse ostpreußische Ämter – diese können entscheiden, ob ihre Untertanen ’selbsten anhero .. kommen und .. graben‘ oder stattdessen Geld schicken wollen, ‚damit solliches Werck uffs schleunigste seinen fordt gang‘ nehmen kann.

Die folgende Zusammenstellung vom 3. Mai 1628 zeigt die Geldbeträge, die von den Ämtern Brandenburg, Balga, Preußisch Eylau und Bartenstein ‚welche selbsten nichts haben graben wollen‘, gezahlt wurden:

Mit Graben und Aufschütten ist es jedoch nicht getan … Zur Bewallung wird zudem viel Holz benötigt. Deshalb werden die Ämter aufgefordert, ‚Starkehten‚ (Staketen) und Pfähle zum Fortifications und Defensionswerck nach Königsberg zu liefern und vom 16. bis 21. Januar 1635 werden von verschiedenen Ämtern Pfähle und Staketen geliefert.

Allein am 18. Januar 1635 sollen insgesamt 433 Staketen und 43 Eichenstangen in Königsberg ankommen!

Und vom 16. bis zum 31. Januar werden aus allen Himmelsrichtungen Unmengen an Pfählen in die preußische Hauptstadt transportiert!

Ab Seite 110 (bis 133) sind in dem dicken Abrechnungs-Ordner Auflistungen der Untertanen einzelner Dörfer zu finden. Oftmals werden die Namen der Bauern und die Anzahl ihrer Pferde genannt und man erfährt, wie viele Staketen die Dorfgemeinschaft zu liefern hat. Die 7 Bauern des Dorfes Hohenfürst im Amt Balga (später im Kreis Heiligenbeil) sollen beispielweise mit ihren 13 Pferden insgesamt 15 Staketen und 1 Eichenstange nach Königsberg bringen. Ich gehe davon aus, dass auch einige meiner eigenen Vorfahren ihren Beitrag zum Bau der Königsberger Bewallung leisteten.


Auf dem höchsten Punkt des alten Königsberger Walls wird von 1811 bis 1813 die Königsberger Sternwarte errichtet. Erneuert wird die Stadtumwallung in der Zeit von 1860 bis 1911.

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