Der kleine Ort Müggen – im Kirchspiel Eichhorn, nicht weit entfernt von Landsberg – wird erstmals im Jahre 1499 genannt, als dem lieben und getreuen Michael Moeghe vom damaligen Hochmeister Johann von Tieffen dort 6 Hufen verliehen wurden. Das kleine Gut wird vermutlich nach ihm benannt worden sein. Der Name ‚Moegke‚ wird später zu MÖCK und kommt in der gesamten Gegend häufig vor.
Um den kleinen Gutshof herum siedeln sich einige Bauern an – das Dorf Müggen entsteht.
Über Jahrhunderte gehört dieses zur Begüterung Worienen und wird somit von der Familie von Lehndorff weiter gegeben an Familie von Tettau – von Bredow und an die Familie von Domhardt. Das Gut wird selbständig bewirtschaftet – das Dorf Müggen (damals auch Miggen geschrieben) bleibt ein adliges gutsuntertäniges Dorf. Bei der Auseinandersetzung, die 1820 erfolgt, werden die dort lebenden Bauern umgesiedelt. In den Gutsakten ist zu lesen:
Von den in Miggen zur Regulierung gekommenen 7 Bauernhöfen sind die Besitzer von 4 derselben laut des am am 30. Oktober 1819 entworfenen, am 6. Mai 1820 gerichtlich vollzogenen, am 6. Juni 1820 von der Königl. General Kommission für Ostpreußen und Lithauen bestätigten, und am 17. August 1820, ausgeführten Auseinandersetzungsrezesses nach dem Dorfe Eichhorn translocirt worden, und haben daselbst außer den ihnen erbauten neuen Wohnungen 296 Morgen 150 Ruthen an Gärten, Hofstellen, Äckern, Wiesen und Weidenrain eigenthümlich erhalten. (Grundakten der im Haupt Amte Preusch Eylau gelegenen Worienenschen Ritter-Güter Vol II; Staatsarchiv Allenstein)
Nach Eichhorn umgesiedelt werden: Gottlieb Pohl – Johann Gottlieb Dorsch – Christoph Schmidt und Albrecht Worm.
Von den übrigen 3 Bauern aus Miggen ist der eine, Gottfried Feyer, durch einen Bauernhof in Worglitten, dessen Abschreibung schon per decretum vom 26. September 1823 erfolgt ist, abgefunden worden … die anderen beiden Bauern dagegen, ferner 2 Bauern aus Eichhorn und 1 Bauer aus Worglitten sind … auf das herrschaftliche Vorwerk Schwadtken verlegt worden. (Gutsakten)
Müggen fällt in Folge dieser Regulierung ‚zur eigenthümlichen Benutzung‘ ganz an die Gutsherrschaft zurück und wird nun Vorwerk von Worienen. Es wohnen dort keine Bauern mehr, sondern nur noch die Familien von 4 Eigenkätnern, 4 Handwerkern, 11 Instleuten – insgesamt 119 Einwohner.
Im Jahre 1830 wird die Begüterung Worienen mit sämtlichen Vorwerken auf 55.960 Taler taxiert und zur Subhastation angeboten. Ersteigert wird sie 1833 von dem Rittmeisters Hippolyt von Kositzki, Erbherr von Gielgudyszki und Bankieliszki in Litauen. Dieser verkauft Worienen 1841 an den aus Danzig stammenden Getreidehändler Christian Gustav Gützlaff.
In seinem Tagebuch beschreibt Gützlaff seine ersten Eindrücke nach dem Kauf, der auf Anraten des Amtmanns Fournier erfolgt war, ohne dass er selbst die Gebäude und das Gelände zuvor besichtigt hatte. Gützlaff erzählt:
‚So groß ich bei dieser Gelegenheit auch die Augen aufsperrte, einen richtigen Einblick in die hier vorliegenden Verhältnisse konnte ich nicht gewinnen. Alles was ich hier erblickte, erinnerte an die Zerstörung Jerusalems. Sämtliche Gebäude auf dem Hauptgut Worienen, sowohl wie auf den dazu gehörenden 7 Vorwerken, waren im höchsten Grade, ohne alle Ausnahme, verfallen, und in der aller jämmerlichsten Beschaffenheit.
Neben Müggen gehören auch Glomsienen, Dörsen, Neukrug, Wilhelmshöhe, Saagen und Schwadtken zu den Vorwerken von Worienen. Gützlaff investiert viel Arbeit, Zeit und Geld – sämtliche Gebäude werden fast völlig erneuert – und er beschäftigt sich intensiv mit der Verbesserung der Landwirtschaft, mit Methoden der Düngung und der Drainage. All das beschreibt er detailliert in seinem Tagebuch.
Ab 1849 trennt sich Gützlaff von einzelnen Teilen des Gutskomplexes – das Vorwerk Müggen wechselt am 30.11.1859 den Besitzer und wird für 55.000 Taler an Otto Schuhardt verkauft. Müggen ist nun ein separates Gut! So etwa soll es im Jahre 1863 dort ausgesehen haben – links im Hintergrund qualmen die Schornsteine der Begüterung Worienen!
In der o.g. Dissertation von Albert Rose ist auch ein Situationsplan der Gebäude zu finden, die damals zum Gut Müggen gehören:
Otto Schuhardt verkauft das Gut Müggen um 1905 an Max Bischoff, der wiederum im Jahre 1935 an Georg Albrecht, der sein Gut Schlawitten bei Kl. Dexen an den Truppenübungsplatz Stablack abtreten musste (nach Horst Schulz, Die Städte u. Gemeinden des Kreises Pr. Eylau, Seite 444).
Heute existiert Müggen nicht mehr!