Ich bin noch immer damit beschäftigt, die Geschichte meiner ostpreußischen Vorfahren zu bearbeiten. In diesem Zusammenhang habe ich ein wenig gebastelt und versucht, einige historische Gebäude der Begüterungen Worienen, Groß Peisten sowie Groß und Klein Steegen des Kreises Pr. Eylau an ihre ehmaligen Standorte zu setzen.
Viele meiner Ahnen sind an diesen Gebäuden vorüber gegangen – einige sicherlich täglich. Und einige haben sogar miterlebt, wie diese Bauten errichtet wurden …
Das Woriener Schloss wird in der Zeit von 1725-1730 von Matthias Christoph von Bredow errichtet und auch der gegenüber liegende Reitstall existiert bereits im 18. Jahrhundert. Die Brauereigebäude stammen aus der Zeit von Familie von Domhardt und wurden später um- und ausgebaut.
Auch das Administratorenhaus wurde zu Domhardts Zeiten (1797) erbaut. Dieses Gebäude blieb erhalten, wurde aufwendig restauriert und dient heute als Seniorenheim. Alle anderen Bauten sind verschwunden.
Auszüge aus meiner Familiengeschichte:
Sicherlich hat sich Michael Gegner (1713-1786) schon als Kind oft auf dem Gelände der Begüterung Worienen aufgehalten – vielleicht hat er seinen Vater Christoph von Polassen aus begleitet, wenn dieser seine Böttcherwaren auslieferte. Die Begüterung befindet sich seit 1724 im Besitz des „Geheimten Etats=Raths und Präsidenten“ Mathias Christoph von Bredow und Michael ist ein Teenager als um 1725 in Worienen mit dem Bau des Schlosses begonnen wird. Und sicherlich hat er erlebt, wie sein Onkel Christian Schmidt – der Ehemann seiner Tante Anna – als Kunstgärtner die Gartenanlagen rund um das Schloss betreute und verschönerte. …
Zum Zeitpunkt der Übernahme der Begüterung Worienen durch Ludwig von Domhardt (1781) ist Gottlieb Gegner – Sohn des Kunstgärtners Michael Gegner – als Kunstgärtner der Begüterung Worienen tätig. Ihm folgt um 1800 mein Vorfahre Carl Wilhelm Schmidt, der dieses Amt bis zum Tod des Gutsherrn ausübt.
In Groß Peisten existiert keines der ehemaligen historischen Gebäude mehr – weder die Gutskirche noch der Gutshof noch die Mühle. Reste der Peistener Mühle waren noch im Sommer des Jahres 2004 vorhanden. Ich konnte sie noch besichtigen.
Auszüge aus meiner Familiengeschichte:
Durch Johann Heinrich Ankermann (Nr. 28), Christophs und Dorotheas Sohn aus Pompicken, gelangen wir nun in die Begüterung Groß Peisten. Heinrich ist 30 Jahre alt und Erbpächter des Kruges in Groß Peisten als er am 9. November 1796 im benachbarten Landsberg die erst 17jährige Carolina Rosenberg ehelicht. …
Carl Sigismund Ankermann – Johann Heinrichs Sohn und Johannas Vater – ist Müller bzw. Pächter der Mühle von Groß Peisten. Friedrich Westphal, der 1830 in der Kirche von Groß Peisten als Johannas erster Taufpate, eingetragen wurde, ist zu dieser Zeit sein Geselle. Vielleicht wurde schon bei der Taufe verabredet, dass eine spätere Heirat der Kinder – Friedrichs Sohn Johann Carl Westphal ist 1830 acht Jahre alt – gut passen würde …?
Die Mühle von Groß Steegen gehörte zur Begüterung Wildenhoff im Kirchsspiel Canditten. Sie wurde zu verschiedenen Zeiten von mehreren meiner Vorfahren betrieben. Sowohl die Mühle als auch die Gutshöfe Groß- und Klein Steegen sind verschwunden.
Vorhanden ist noch das ehemalige Beamtenhaus des Gutes Klein Steegen – im Plan unten links. Es wurde mittlerweile renoviert. Die auf dem Foto abgebildete anschließende Meierei gibt es nicht mehr.
Auszüge aus meiner Familiengeschichte:
Im Mai 1749 nimmt Johann Wilhelm Hellwich die Mühlen von Groß Steegen und Liebnicken, die – wie die Landsberger Mühle – zur Wildenhoffschen Begüterung gehören, in Erbpacht. … Johann Wilhelm Hellwich zahlt 600 Gulden an Erbpacht und verpflichtet sich u.a.: „das Mahlwerck vor den Hoff (= für den Hof), es bestehe in der Consumbtion, Brandtwein Brenner= und Brauerey, jederzeit, ohne Metz und Mahlgeld tüchtig und gut zu verrichten“ – „die Schmiede=Arbeit an gehenden Wercken, im Stande zu halten“ – bei anfallenden Zimmerarbeiten „hülfliche hand zu leisten“, ein „wachsahmes Auge darauf zu haben, daß durch frembde mit fisch dieberey, kein Eintrag geschehe“ …..
Nach Johann Wilhelm Hellwichs Tod wird die Mühle zunächst von seinem einzigen Sohn – dem 1733 in Landsberg geborenen Johann Gottlieb – betrieben. Anschließend übernimmt sie mein Vorfahre Johann Friedrich Westphal, der von etwa 1775 bis 1790 als Pächter der ‚Reichsgräflichen Steegenschen Mühle‚ genannt wird. …
Die Verwaltung des Gutes Klein Steegen liegt in den Händen von Christian Schmidt, der 1729 als Sohn des gleichnamigen Woriener Gärtenierers und späteren Arrendatoren und dessen Ehefrau Anna, geb. Gegner, zur Welt kommt. Nach seiner Eheschließung mit Catharina Dorothea Schultz – einer Tochter des damaligen Guttenfelder Pfarrers Christian Melchior Schultz – übernimmt er die Gutsleitung.
Den heutigen Eintrag von Ihnen, liebe Frau Gegner-Sünkler, habe ich mit Freude durchgesehen. Im Spätsommer 2023 werde ich nach Woryny, Worienen, fahren. Meine Großeltern – und eine Vielzahl weiterer Familienangehöriger – haben in diesem kleinen Ort gelebt und mein Vater ist in Worienen geboren. Wir hatten bereits im Zuge Ihrer Buchpublikation zu Worienen einen Mailwechsel. Mein Großvater, Fritz (Friedrich) Brehm, war bis zum Kriegsausbruch Lehrer in der im Schloss Worienen beheimateten Schule. Er ist in Ihrem Buch erwähnt und auch zitiert sowie mit Fotos abgebildet. … jetzt nach der Corona-Pandemie kann ich die Reise nach Polen endlich nachholen.
Mit freundlichen Grüßen und schöne Ostertage, Bernd Brehm
Hallo, Herr Dr. Brehm, ich erinnere mich gut an unseren Mailwechsel! Ihrem Großvater haben wir viel zu verdanken, da er die tollen Beschreibungen des Woriener Schlosses und Parks hinterlassen hat. Mein Sohn und ich planen auch einen Worienen-Besuch, der irgendwann in den nächsten Monaten stattfinden soll. Ich möchte ihm gern die Orte unserer Vorfahren zeigen. Vielleicht treffen wir uns dort …? Viele liebe Grüße aus Oldenburg