‚Der Ort Orschen war eine alte prußische Siedlung, deren ältester bekannter Name ‚Arsio‘ hieß …. erlitt schon im ‚Ständekrieg‘ von 1454/66 schweren Schaden und ging im ‚Reiterkrieg‘ 1520 unter. Im Zuge der Neubesiedelung der verwüsteten Stablackgegend wurde Orschen zusammen mit anderen Dörfern der Umgebung unter Herzog Albrecht um 1530-1550 neu gegründet. … Als das Dorf voll besetzt und eingewirtschaftet war, kam es 1627 in den Besitz von Wolf Heinrich Truchseß von Waldburg, Wildenhoff, wurde ein adliges Dorf und die Bauern gutsuntertänig. Damit begann der langsame Untergang des Bauerndorfes. Durch Einzug von Höfen entstand neben dem Dorf ein Gutsvorwerk von Wildenhoff. Orschen wurde bald von den Waldburgs verkauft. Aus dem Vorwerk entstand ein selbständiges Gut, das allmählich immer mehr Höfe an sich riss. Die Gutsbesitzer wechselten oft.‘ (Horst Schulz, Die Städte und Gemeinden des Kreises Pr. Eylau; Seite 325)
Heute heißt Orschen Orsy und ist ein polnisches Bauerndorf.
Besitzer von Orschen waren:
- 1680 Johann Dietrich von Tettau
- 1741 Herr von Kalnein
- 1777 – 1785 Generalmajor Lewin von Appenburg
- 1809 Albrecht Hein
- 1820 Amtmann Schiemann
Schiemann konnte das Gut nicht halten, deshalb wurde es 1825 zum Kauf angeboten. Zunächst fand sich kein Kaufer, das Gut wurde verpachtet.
(Quelle: Leopold Krug; Die preussische Monarchie: topographisch, statistisch und wirthschaftlich dargestellt: S. 574)
1830 kauft der ‚königlich prinzliche Domainen-Kammerrath‘ Ludwig Avenarius das Gut Orschen. ‚Avenarius, früher zu Halberstadt, dann zu Orschen bei Landsberg in Ostpreußen, ist zuerst sehr bekannt geworden durch die im Jahre 1827 auf gegebene Veranlassung des Oberpräsidenten v. Schön edirte Abhandlung „über den Verkauf zahlreicher adeliger Güter in der Provinz Preußen, in welcher er die deutschen Landwirthe auf die sich ihnen dort bietende Gelegenheit mit verhältnißmäßig sehr geringen Capitalien große und schöne Besitzungen ankaufen zu können, aufmerksam machte … ‚Zu seiner eigenen Information reiste Avenarius im Juni 1827 selbst nach Ostpreußen, bleib beinahe 2 Monate dort und benutzte sorgfältig seine Zeit und Verbindungen, sich … über die Beschaffenheit der zu verkaufenden Güter selbst möglich gründlich zu unterrichten‚ schreibt Dr. Alexander von Lengerke in seinem 1842 veröffentlichten ‚Landwirthschaftlichen Conversations-Lexicon für Praktiker und Laien‘.
Bei seiner Reise durch Ostpreußen stellte Avenarius nicht nur fest, das Ostpreußen nicht das ‚Land der Wölfe, Sibirien oder Kamtschatka‚ ist – er wird auch das Gut Orschen bei Landsberg in Pr. Eylau entdeckt haben.
‚Seine Erwartungen von diesem Lande wurden zu seiner Freude sehr übertroffen; er fand dort alle Bedingungen eines angenehmen, zufriedenen und glücklichen Lebens, und bestimmte sich, sich dort häuslich nieder zu lassen, indem er dem Extrahenten (Extrahent=jemand, auf dessen Antrag eine gerichtliche Verfügung erlassen wird) der Subhastation (=Zwangsversteigerung) des …. nicht unbedeutenden Guts (Orschen) mit 4661 Magdeburgischen Morgen Flächeninhalt seine Forderung abkaufte, und nun die Subhastation fortsetzen ließ‚. (Dr. Alexander von Lengerke)
Irgendwo habe ich gelesen, dass 2/3 der ostpreußischen Gutsbesitzer um diese Zeit insolvent waren und dass viele dieser Güter zwangsversteigert wurden.
Avenarius selbst erzählt:
‚Leider starb Avenarius bereits in der ersten Hälfte des Jahre 1838, noch im kräftigsten Mannesalter‚. (Landwirthschaftliches Conversations-Lexicon für Praktiker und Laien; Herausgegeben von Dr. Alexander von Lengerke; Braunschweig 1842)