Im Laufe der Jahre sammeln sich viele interessante Gschichten auf den Festplatten meines PCs an – eine davon dreht sich um die Familie Weinreich in Landsberg, Pr. Eylau.
Als Landsberger Bürger und Kaufmann heiratet Friedrich Wilhelm Weinreich am 22. Oktober 1817 in Landsberg, Pr. Eylau die aus Barten stammende Kaufmannstochter Charlotta Wilhelmine Jockel. Der genaue Eintrag im Kirchenbuch lautet: ‚Friedrich Wilhelm Weinreich, 24, Bürger und Kaufmann alhier, mit der Demoiselle Charlotta Wilhelmine Jockel, 20, des verstorbenen Herrn Kaufmann Jockel in Barten ehelicher 2ter Tochter‘.
Im Jahre 1826 erregt Ferdinand Wilhelm Weinreich in Landsberg großes Aufsehen, da er durch einen hohen Lottogewinn zu unerwartetem Reichtum gelangt.
In der Chronik von Landsberg schreibt der Kaufmann Julius Ohlenschlaeger: ‚Im Jahre 1826 fiel dem hiesigen Kaufmann Fr(iedrich) Wilh(elm) Weinreich einem bis dahin unbemittelten Mann ein Lotteriegewinn von 25,000 Thaler zu, eine Summe, die zu der Zeit einen enormen Werth hatte, denn man hätte damit(,) weil der Grundbesitz so billig war(,) eine bedeutende Herrschaft acquiriren können. W. bisher Kaufmann, lebte Gottes vergessen leichtsinnig und verschwenderisch, und da das Geschäft höchst nachläßig betrieben wurde, schwand das Vermögen nicht allmählig sondern so rapide, daß schon nach fünf Jahren Alles hin war, und die Familie praktisch am Bettelstabe sich befand. Da habe ich es denn auch erfahren wie die Vorsehung demjenigen zur Seite steht, der ihr fest vertraut: Mein Vater Carl Ohlenschlaeger welcher auch Kaufmann, also Concurent von Weinreich war, wurde allerdings sehr alterirt, als es hieß W. habe ein so bedeutendes Vermögen gewonnen und glaubte Mancher, daß das Geschäft meines Vaters, der beiläufig gesagt acht Kinder zu ernähren hatte, jetzt untergehen müßte. Derselbe sagte jedoch zu denjenigen welche dergleichen Andeutungen machten, „ich verlasse mich auf Den dort oben!“ Sein Vertrauen hat ihn nicht geteuscht, denn indem W. unterging wurde mein Vater ein recht wohlhabender Mann. Weinreich hat wenigstens dadurch sich hier ein Denkmal gesetzt, daß er das große Haus erbaute, welches wenn man zum Mühlenthor in die Stadt tritt seine schöne Facade präsentirt. Gegenwärtig dient es zum Gasthofe.‘
Durch Zufall entdeckte ich irgendwann im Internet (über den FAMILY HISTORY LIBRARY CATALOG der Mormonen) die von Paul Weinreich Jespersen – einem Nachkommen dieser Landsberger Weinreich-Familie – verfasste Lebensgeschichte seines Großvaters (Ferdinand Emil Weinreich: his life story; P.W. Jespersen, 1979).
Im Zeitraum von 1818 bis 1838 werden dem Ehepaar Weinreich in Landsberg acht Kinder geboren. Zu den Kindern gehört auch die am 13. Januar 1824 geborene Tochter Berta Ulrieke Caroline Weinreich, die (lt. Paul Weinreich Jespersen am 04 Dez 1848 in Landsberg; ich selbst habe den Eheeintrag im KB von Landsberg jedoch nicht gefunden) den Mühlenbaumeister Theodor Ferdinand Schoenborn aus Memel heiratet. Theodor Ferdinand Schoenborn und Berta Ulrieke Caroline Weinreich leben – laut Paul Weinreich Jespersen – in Memel und bekommen dort zwei Kinder. Im Januar 1854 kommt in Königsberg dann noch Ferdinand Emil Weinreich zur Welt, ein unehelicher Sohn der Berta Ulrieke Caroline Weinreich, deren Ehemann im Februar desselben Jahres verstirbt.
Paul Weinreich Jespersen behauptet in der Biographie seines Großvaters, dieser sei ein unehelicher Sohn von Prinz Wilhelm Friedrich Ludwig bzw. Kaiser Wilhelm I. gewesen.
Er schreibt kurz zusammengefasst: Ferdinand Emil Weinreich (1854-1941) was born in Konigsberg, East Prussia, illegitimate son of the widow Bertha Caroline Shonborn and Kaiser Wilhelm I. His mother was born in 1824 in Landsberg, East Prussia, daughter of Friedrich Wilhelm Weinreich and Charlotte Wilhelmine Jockel. He later settled in Copenhagen, Denmark and married Vilhelmine Sivertsen Michelsen, born in Slagelse, Denmark in 1851. After her death, he married Ane Kirstine Christensen. Some descendants lived in Denmark. Some of his descendants joined the L.D.S. Church and moved to Utah.
Auszüge aus der Biographie (von mir aus dem Englischen übersetzt):
‚Als ich vor zwanzig Jahren Emil Weinreichs Lebensgeschichte schrieb, gab es keinerlei Informationen darüber, wer sein Vater war, da Emil meines Wissens nach mit keinem seiner Kinder jemals darüber gesprochen hatte. Die Folge war, dass sich Gerüchte in Umlauf setzten bis hin zu der Geschichte, seine verwitwete Mutter habe eine Beziehung zu einem jüdischen Kaufmann gehabt, dessen unehelicher Sohn Emil sei. Es hieß auch, dass seine Geburt im jüdischen Kirchenbuch von Königsberg verzeichnet sei, wo Emil geboren wurde.
Eine kürzlich durchgeführte gründliche Untersuchung der jüdischen Geburtseinträge von Königsberg zeigt nun jedoch, dass Emils Geburt dort nicht aufgeführt wird. Im Gegegenteil zeitg sein Geburtseintrag, dass er am 25. Januar 1854 in der Lutherischen Kirche St. Trinitatis am Haberberg in Königsberg getauft und am 4. Januar 1854 geboren wurde (LDS Library film 71762, page 63, # 26). In diesem Eintrag ist der Geburtsname der Mutter, Berta Caroline Weinreich, Witwe Schoenborn, angegeben. Der Name des Vaters wurde nicht eingetragen. In Ferdinand Emils Geburtsurkunde wird seine Mutter angegeben als Witwe des Mühlenbaumeisters Schoenborn, ‚Bertha Caroline Schoenborn, geborene Weinreich‘.
Obwohl mein Großvater Emil weder mir, meiner Mutter oder einem seiner anderen Kinder jemals erzählt hat, was er über seinen Vater wußte, hat er auch niemals behauptet, dass er nichts wisse. Er vermied diese Frage einfach und ließ die Leute glauben was sie wollten. Dann – im August 1941 – als Dänemark von der deutschen Armee besetzt war – ereignete sich etwas Interessantes. Eines Tages, während sich Emils Enkel Mogens bei ihm aufhielt, erhielt Emil Weinreich den Besuch eines hochrangigen deutschen Offiziers, der ihn begrüßte wie jemanden von adliger Geburt – als den einzig überlebenden Sohn von Kaiser Wilhelm I. Als Emil versuchte, dieses Verhalten zu beenden, lächelte der Offizier und sagte: ‚Wir wissen, wer Sie sind!‘ Dann lud er Emil – als Repräsentanten der Hohenzollern – zu der erwartenen Siegsesfeier nach Berlin ein, wenn Deutschland den Krieg gewonnen hätte. Emil entgegnete jedoch, dass Deutschland den Krieg niemals gewinnen würde.
Auf Mogens Fragen hin erkärte Emil, dass er tatsächlich der uneheliche Sohn Kaiser Wilhelms I. der Hohenzollerndynastie sei, nahm Mogen jedoch das Versprechen ab, seinen (Emils) Kindern davon nichts zu erzählen. Emil berichtete Mogen auch davon, dass er – etwa um 1887 – nach Berlin gebracht worden war als die königliche Familie den Nachfolger Wilhelms I. bestimmen mußte. Der Kaiser und dessen ältester Sohn und vermeintlicher Thronfolger Friedrich waren beide dem Tod nahe. Als einziger weiterer Sohn Wilhelms und 23 Jahre jünger als Friedrich hätte Emil eine gute Wahl sein können. Aber aufgrund seiner verhältnismäßig geringen Körpergröße sowie seiner zweifellos fehlenden militärischen Erfahrung entschied man sich dagegen – und so wurde Friedrich III. 1888 – nach dem Tod Wilhelm I. – der nächste Kaiser. Er starb jedoch nach 90 Tagen und Nachfolger wurde sein Sohn, Wilhelm II., der deutsche Kaiser des 1. Weltkriegs. (Ferdinand Emil Weinreich: his life story; P.W. Jespersen, 1979)
Ein interessanter Beitrag zur Familie Weinreich.
Ich suche im Rahmen meiner Familienforschung die Vorfahren von Wilhelmine Weinreich, die am 7.10.1850 in Bartenstein geboren sein soll.
Sofern sich Verbindungen herstellen lassen, wäre ich für entsprechende Informationen dankbar.
Freundliche Grüße
Heinz-Jürgen Graf
Hallo,
ist denn etwas über die 8 Kinder (Namen und Geburtsdaten und dessen Kinder) bekannt? Meine Urgroßmutter Wilhelmiene Weinreich wurde 1861 in Döllstädt geboren.
Lieben Gruß
P. Seddig
Hallo Petra –
du meinst sicherlich Dollstädt im Kreis Pr. Eylau (heute Krasnonamenskoje), oder? Dollstädt war ein eigenständiges Kirchdorf – ich habe aber bislang keine Kirchenbücher von Dollstädt durchgesehen. Allerdings ist mir der Name Weinreich in anderen KB kaum begegnet, vielleicht gibt es einen Zusammenhang dieser Familien. Du müsstest dir mal den Taufeintrag von Wilhelmine Weinreich ansehen! Er müsste in diesem Film von Dollstädt enthalten sein: FHL INTL Film
1814610 (Taufen 1856-1874). Den Film kannst du über eine Forschungsstelle der Mormonen bestellen.
Gruß von Irmi
Auch mir wurde von meinem Vater ge. 1909 überliefert, dass in unseren Adern blaues Blut fließen würde. Mein Ur Ur-Großvater sei ein uneheliches Kind von Kaiser Wilhelm I.. Wilhelm soll eine Kammerzofe geschwängert haben und dann einen seiner Offiziere, einem Alexander Riese befohlen haben, jene Kammerzofe zu heiraten und das Kind als seines auszugeben. Dieses Kind ist mein Ur Ur-Großvater. Das soll auch dokumentiert gewesen sein. Eine Nachfrage meines Vaters im Hause Hohenzollern brachte keinen Erfolg und wurde mit der Anwort beendet. Die Unterlagen seien bei einem Brand vernichtet worden. Ich wüsste zu gerne ob es noch Nachweise irgendwo gibt.