Ahnenspuren – 2. ein Haus in Züschen

Casparus Schellhase ist mein Ur-Großvater 8. Grades. Er lebt  von etwa 1610 bis 1671 in Züschen, einem wunderschönen kleinen Ort in Waldeck. In den Jahren 1656, 1658 und1671 ist Casparus Bürgermeister von Züschen, 1662 ist er Kastenmeister der Ev. Reformierten Kirche.

Bekannt ist, dass er mindestens 9 Kinder hat, dass er im März 1671 in Züschen verstirbt und am 31. März dort beerdigt wird. Einer seiner Söhne ist Jacob Schellhase, Obermüller auf der Ölmuhle zu Züschen,  in zweiter Ehe verheiratet mit Elisabeth Krausshaar.

Etwa 20 Jahre nach dem Tod des Casparus Schellhase wird der kleine Ort Züschen von einem großen Unglück betroffen: infolge eines heftigen Unwetters tritt die Elbe über die Ufer, die Stadtmauer zerbricht,  zahlreiche Gebäude werden zerstört und viele Personen ertrinken in den Wasserfluten. Auch meine Schellhase-Vorfahren werden bei diesem Unglück nicht verschont – neben anderen ertrinkt auch Elisabeth Schellhase geb. Krausshaar, die zweite Ehefrau von Jacob Schellhase.

Der damalige Pfarrer Johannes Helfrich Kuchenbecker schreibt im Kirchenbuch von Züschen:

Große Wasserflut in Züschen am 27. Juny 1692


Am 27. Juny Morgens frühe um 7 Uhr ist, Gott erbarme es! ein groß Donner und Ungewitter entstanden, Bey welchen das Wasser die Stadtmauer zerbrochen, die Oleymühle, die Untermühle, das Brandhauß, deß Stadtdieners Wohnhäußchen, so auf der Brücke des Unterthores gestanden, alles mitgenommen und totaliter ruiniert.

Desgleichen hat es hiesigem Pfarrhaus großen Schaden zugefügt, die Mauer nach der Mistestätte über einen Haufen geworfen, daß es sobald muß unterstüzt werden und sind in dieser Grausamen Wasserfluth 18 Personen ertrunken.

Den 29. Juny sindt von diesen Personen zu Fritzlar begraben worden Gertrud Eecard hiesigen Stadtdieners Frau, Gertrud Brackhüßer, deß Untermüllers älteste Tochter Maria, Engel Daniel, Engels mittelälteste Tochter.

Den 30. Juny sind allhier nachfolgende Personen ertrunken begraben worden, nahmentlich Mr. Brockhüßler der Untermüller und seine Hausfrau, Daniel Engels Frau, Jakob Schellhaßen, des Obermüller Frau, Daniel Eecard der Stadtdiener mit s. Söhnlein Johann.

Den 30. Juny sindt zu Geißmar 5 Personen von den ertrunkenen begraben worden: Daniel Engel mit s. Töchterlein Catharina, Elisabeth Schelhaße, Bertholda Schelhaßen Tochter Anna Elisabeth Schelhaße, Engel gleichfalls der Engels Töchterchen.
item Maria Brockhuser des Untermüllers Töchterlein.

Den 8ten Juli sind 2 Kinder auch von den ertrunkenen, des Untermüllers und des Stadtdieners Töchterlein, zu Geismar wiederfunden. Den 9. Juli begraben worden.

Den 2. July habe ich allhier publice das Votum gethan. Ich gelobe jährlich auf den Tag, den uns Gott heimgesucht zum Gedächtnis dieser grausamen Wasserflut eine Predigt zu halten zuforderst Gott zur ehre und dann auch, daß wir solcher Züchtigung Gott allzeit eingedenk sein. Gott beschütze uns alle rechtschaffene Christen vor solchen Jammer jetzt und ferner, in Jesum Christum Amen.

(Aus dem Kirchenbuch von Züschen und Heimarshausen 1689 bis 1797, Eintrag von Pfarrer Johannes Helfrich Kuchenbecker.)

Mein direkter Vorfahre ist Johannes Schellhase, Jacobs älterer Bruder. Johannes wird um 1640 in Züschen geboren und im Jahre 1655 in der dortigen Kirche konfirmiert. Er ist Leineweber und heiratet am 14. November 1671 Anna Hucke, eine Tochter von Ditmar Hucke aus Lohne. Auch Johannes Schellhase ist – wie bereits sein Vater – zeitweise Bügermeister von Züschen, und zwar in den Jahren 1679, 1680, 1685, 1689 und 1692.

Trotz allen Unglücks, das den kleinen Ort Züschen im Jahre 1692 ‚überrollte‘,  blieb das wunderschöne alte Fachwerkhaus, das Casparus Schellhase und Ditmar Hucke vor etwa 300 Jahren für ihre Kinder bauen ließen, erhalten:

Über dem Eingang die Namen der Erbauer des Hauses meiner Ahnen:

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