Bei einem meiner Besuche des Staatsarchivs Olsztyn konnte ich eine Reihe von Dokumenten abfotografieren – u.a. Unterlagen des Magistrats von Landsberg, Pr. Eylau (Górowo Iławeckie).
Darunter befand sich auch dieser Reisepass – ausgestellt am 6. August 1823 in Leobschütz, Schlesien, für den Schwarz- und Schönfärbergesellen Carl Kroczewsky. Nachdem sich Carl Kroczewsky durch Vorlage seines Wanderbuchs als unverdächtig legitimiert hatte, erhielt er diesen Pass, der 6 Wochen gültig war und ihm erlaubte, von Leobschütz aus über Oels, Posen und Thorn in seine Geburtssstadt Heilsberg zu reisen. Alle Civil- und Militairbehörden wurden ersucht, ihn mit angeführter Begleitung ungehindert reisen und zurückreisen zu lassen.
Carl Kroczewsky wird genauestens beschrieben:
Er ist katholisch, 26 Jahre alt, 5 Fuß 4 Zoll groß (etwa 1,65m ), hat braune Haare, schwarze Augenbrauen, graue Augen, eine gesunde Gesichtsfarbe und einen braunen Bart – außerdem einen gewöhnlichen Mund, eine bedeckte Stirn und eine stumpfe Nase.
Als ich diesen Reisepass entdeckte, wusste ich, dass ich den jungen Mann ‚kannte‘.
1824 wohnt Carl Johann Kroczewsky als Bürger, Schön– und Schwarzfärbemeister im ostpreußischen Landsberg und heiratet dort am 30. März 1824 Wilhelmine Wuttge, die jüngste Tochter des verstorbenen Stadtchirurgus Friedrich David Wuttge.
Carl Kroczewsky wird außerdem Mitglied des Landsberger Magistrats und im Jahre 1836 wird er zum Vormund der unehelichen Kinder des Woriener Gutsbesitzers Alfred von Domhardt und seiner Geliebten Elisabeth Zimmer ernannt, nachem Alfred von Domhardt im Juli 1836 den Gutshof Salwarschienen – heute Kanie Iławeckie – erstanden hatte, auf dem Elisabeth Zimmer fortan mit den gemeinsamen Kindern lebte.
Ich zitiere aus meinem eigenen Buch:
‚Am 18. Juli 1836 – unmittelbar nach der Geburt des 5. Kindes – kauft Alfred von Domhardt das eine Meile von Landsberg gelegene köllmische Gut Salwarschienen von Johann Heinrich Nikutowski. Schon im Kaufvertrag, verhandelt im Stadtgericht zu Landsberg, wird darauf hingewiesen, dass Alfred von Domhardt „beabsichtigt, seine aus dem vorliegenden Kontracte entspringenden Rechte an die unverehelichte Elisabeth Zimmer zu Egdeln (zum Patrimonial Gericht Peisten gehörig) und deren minorenne Kinder zu cedieren . . . “. Wenige Tage später wird der Besitz auf Elisabeth Zimmer übertragen; sie erhält ein lebenslanges Wohnrecht und ist lediglich verpflichtet, „ihre Kinder ordentlich und standesgemäß zu erziehen“. Als Vormund der Kinder ist der Landsberger Färbermeister Kroczewsky angegeben‘.