Über die Suche nach Gutsuntertanen

Viele meiner Vorfahren im Kreis Preußisch Eylau waren keine Bewohner vom Amtsdörfern, sondern Gutsuntertanen (darunter Krüger – Müller – Gartenierer – Förster und Arrendatoren) vorrangig der Begüterungen Worienen, Groß Peisten und Wildenhoff.

Bei der Suche nach Gutsuntertanen sollte man daran denken, dass zu den Begüterungen üblicherweise eine ganze Reihe von Vorwerken und Dörfern gehören, die sich entweder in der Nähe des Hauptguts befinden, aber auch sehr abgelegen sein können. Das bedeutet, dass Gutsuntertanen nicht unbedingt über Jahrzehnte an nur einem Ort leben, sondern von ihren Gutsherren mal hier und mal dort eingesetzt werden konnten, vielleicht auch für einige Zeit an befreundete oder verwandte Gutsleute in entfernteren Gegenden ‚ausgeliehen‚ wurden und irgendwann wieder zurückkehren. All das habe ich bei meiner Suche erlebt.

In meiner Chronik von Worienen habe ich dazu geschrieben:

Ein kleiner Exkurs für Familienforscher: Bei der Suche nach Vorfahren, die in Orten des Gutsbezirks Worienen im Kirchspiel Eichhorn wohnen, kann es sinnvoll sein, auch die Kirchenbücher von Klein Dexen durchzusehen. Gutsuntertanen werden je nach Bedarf dort hingeschickt, wo ihre Arbeitskraft benötigt wird und so kommt es vor, dass sie mit ihren Familien immer mal wieder in anderen – zur Begüterung gehörenden – Orten leben. Als Beispiel sei noch einmal der bereits erwähnte Johann Dieker genannt. Er ist Cämmerer in Worienen als er am 18. Februar 1697 in Eichhorn Maria Simson, die Tochter des damaligen Eichhorner Krügers Peter Simson, heiratet. Als Cämmerer untersteht er dem Woriener Burggrafen Johann Seel, der im Jahre 1698 das im Kirchspiel Kl. Dexen gelegene kleine Gut Grundfeld von seinem Bruder Reinhold übernimmt. Johann Dieker wird von Worienen auf das Gut Grundfeld beordert, um dort als Hofmann Dienst zu tun. So kommt es, dass Tochter Maria im Februar 1700 dort geboren und anschließend in der Kirche von Kl. Dexen getauft wird. Im Mai 1704 kommt Sohn Johann Dieker in Schwadtken zur Welt, da sein Vater dort mittlerweile als Hofmann benötigt wird. Als Taufpatin legt die Ehefrau des Burggrafen Johann Seel den weiten Weg von Worienen nach Kl. Dexen zurück. Im Jahre 1706 lebt Familie Dieker wieder in Worienen – hier erblickt Sohn Christianus am 4. April das Licht der Welt. Und wieder geht es zurück nach Schwadtken, wo im September 1713 ein weiterer Sohn namens Michal geboren wird. Am 23. Oktober des Jahres 1720 heiratet Tochter Dorothea in Kl. Dexen den Böttchergesell Gottfried Gerge, zieht mit ihm nach Eichhorn und bekommt dort 7 Kinder. Bruder Johann ist mittlerweile Stallknecht auf dem Hof Wokellen, Bruder Christian arbeitet als Knecht in Schwadtken. Der Cämmerer und Hofmann Johann Dieker selbst verstirbt im Januar 1731 in Schwadtken.

Ein anderes Beispiel:

Zu den Peistischen Gütern – von 1547 bis 1815 im Besitz der Familie von Kreytzen – gehören über lange Zeit die Vorwerke Ponienken Achthuben Wiecherts Wangnick Schwadtken Kattlack Egdeln und Sienken sowie die Dörfer Hanshagen Albrechtsdorf Buchholz Dixen Finken Grauschienen und Papperten.

Einige Vorwerke und Dörfer gehören zum Kirchspiel Buchholz, andere zum Kirchspiel Guttenfeld – Hanshagen liegt im Kirchspiel Groß PeistenDixen im Kirchspiel Eichhorn.

Diese Zusammenhänge sollte man im Blick behalten, wenn man nach Gutsuntertanen sucht!

Das Foto stammt aus dem Staatsarchiv Olsztyn – dort befinden sich die Grundakten der Begüterung Groß Peisten.

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Eine Antwort zu Über die Suche nach Gutsuntertanen

  1. Anja Danielzik sagt:

    Vielen Dank für den Hinweis. Ich bin erst am Anfang. Meine Mutter Else Springer geb. 1922 war eben so eine Gutsuntertanin in Wildenhoff / Amalienhof (Bauern, Dienstmädchen) Leider weiß in meiner Familie niemand mehr die Vornamen oder Geburtsdaten meiner Großeltern aus Wildenhoff, die leider beide 1945 die Flucht nicht überlebt haben. Die möchte ich jetzt, spät, noch herausfinden.
    Ihre Seite macht mir Mut!

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