Die Aufzeichnungen im Kirchenbuch von Borken, Kr. Pr. Eylau. Anno 1691 bis 1707.

(geschrieben von Helmut Ramm)

Gemacht durch Pfarrer Hase in seinem Kirchenbuch.

Seiten 71 rechts bis 75 links
Doppelseite 71 des Kirchenbuches, Die linke Seite ist nicht beschrieben.

Recess, wegen Hans Gettken, eines bösen gottlosen Knechten.

Recessur wegen eines schelmischen Knechtes namens Hans Gettken, so sich aber hier im Dorf mit einer Magd; Maria Grühnin ehelich versprochen und nachdem weggelaufen.

Als Anno 1695 Hans Gedtke außem Falckenauschen Kirchspiel in meines, nach Spittähnen gekommen und sich beim Pauern Gergen Pehlcken vermietet, hat derselbe dabey solchem Manne sich übel gehalten demselben nicht gehorchet sondern durch Ungehorsam sich ihm widersetzet und zuschlagen, Sein- und Fürtebens (?) (schlecht lesbar) gewesen. Von diesem Manne Greger Pehlcken ist solcher Hans Getdke aus dem Dienst gegangen (Maßen Pehlike ihn auch gerne gelassen,) die weil er ihm kein Gutes getan, sondern hier ofter im Kruge gelegen, gesoffen oder freinfiedeln und spielen, auch seine Braut abgewartet. Von dem Pehlcken ist er nachdem ins Dorf nach Borcken gekommen, und hier sich beim Michael Malgedein, einem Mietsmann im Dorf in den Dienst für Knecht begeben. Bei welchem er auch nicht viel Gutes getan, sondern alsbald wie er nicht lang im Dienst gewesen, von dem selben anfänglich weggegangen, doch aber nach einzigen Wochen wieder gekommen. Mit seiner Verlobung ist es also ergangen, daß er im Obgedachten Jahr 1695 Dominicâ Jubilate den 24. April sich ordentlich mit meiner Magd Maria Grünin so beim Pauer allhie, Martin Langen gedienet, versprochen und in Gegenwart zwei guter Männer nemlich Greger Brandten einen Pauersmann und Wilhelm Langhansen, Krügers allhier von Borcken ehelich verlobet, dermaßen, dass in deren beisein sie sich ihnen untereinander nicht allein die Hände auf zukünftige Ehe gegeben sondern auch Geschenke, da die Braut, Maria Grünin ihme, dem Hans Getdken Tuch und Ring, er aber dahingegen der Braut ein hartes Zwey Güldenstück gereichet, nach solcher Verlobung habe sich solche beiden Personen, wollen allhie gemein machen, also, daß der Kerdell zu der Magd oftmalen bey der Leinwand ( Die neu gewebte Leinwand wurde auf einer Wiese aufgespannt und durch öfteres begießen mit Wasser von der Sonne gebleicht.) in die Bude, doch, wie die Braut für mir ausgesaget, in allen Ehren gekrochen. Worüber ich sie beide, nachdem hart bestrafet und mit starkem Eifer, daß sie ferner sich nicht so gemein machen sollen, bedrohet, auch dem Kerdell ( = Kerl ) angesagte, weil er in so kur- zer Zeit sich so übell und schlein in meinem Kirchspiel verhalten, so könnte ich dem Beweis, den er mir von Herren Pfarrer zu Falkenau gebracht so bevor gut wenn nicht schlechter Dinge, allein trauen, sondern, wenn er sich künftighin mit seiner Braut wollte ehelich zusammengeben lassen müßte er mir noch ein Gezeugnis bringen, so daß er da letzendlich aufgeboten werde, dann er könnte sich wohl mit einer verlobet haben. Hierauf hab ich ihm ferner mit seiner Braut Datum 14 past Trinitatus didi Anni zur heiligen Beicht und Kommunion angenommen. Er hat auch nachdem, ferner als ein ehelich verlobter Bräutigam in meinem Kirchspiel hie in Borcken gelebet. Da aber nun die Zeit vorrangangen hat, daß er seine Hochzeit anstellen sollte, ist er den 7. November am Montage nach dem 23. Sonntag Trinitatio in der Nacht von seinem Wirt Michael Malgedein weggelaufen und hat ihm einen Rock, auch ein neu paar Schuhe und Ziech ( Ziech, = Zich = Bettbezug.) von dem Bett mitgenommen und seine Braut sitzenlassen.
Dieser unzeitige Bräutigam ist den 20. November wiedergekommen.

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Receß wegen der Knechte so weggelaufen. Zwey wiedergekommen und 1 noch weg.

Receßur wegen Michael Schwarzen, Patred Schwarzen, Instmanns seeligen zu Pilwen entlaufenen Sohns, und seines Cammerathen Melchior Haßelbergs, so auch entlauffen gewesen, wie auch Christoph Schwarzen, so noch weg ist.

Anno 1695 den 5. September. Da der Knecht Michael Schwarz von mir, nach seinem Weglauf ist zur Beicht angenomen worden, hat er ausgesaget, wie er Anno 1691 an dem letzten Weihnachts-Feyertag von Melchior Haßelberg und Christoph Schwarzen sey zum weglaufen von Hansen(?) Andreß Friedrich von Helmig-Gottburg, getosed und genetstiegert worden. Die Ursach sey gewesen, daß er nicht so viel Lohne gekrieget als er kriegen sollte, denn obgedachter Herr ihm nur 27 Mk Lohn geben wollen, da er dann mit seinm Mitcompagnon Melchior Haßelberg und Christoph Schwarzen, sich nach Elbing begeben und sich jenseits Elbing, 2 Meilen im Dorf Krohns Nest, Dienst bey einem Pauren, Jacob Krusen genanndt, angenommen, bey welchem Er auch 2 Jahre gedient, doch also, das Er da nichts Böses getan und begangen. Das dritte Jahr Er sich habe vermiehtet gehabt im Dorf Neudolstätt, bey einem Pauren Nahmens Andrian Buttweg, so noch nicht eine halbe Meile vom vorigen Dorf gelegen, allwo Er auch gut gedienent, nicht gestohlen, noch gefuert oder sonst weggelauffen. Da aber solch Dorf im Fürstenthumb gelegen und er nicht sicher wegen der Werbungen und Soldaten gewesen, hat er sich von denen wieder weg und nach Pilwen begeben .

Zu Lichtenfeld, (Lichtenfeld, im westlichen Teil des Kreises Pr. Eylau gelegen) hart an der Niedrigung, so ein Kirchdorf, sey Er immer zur Beicht gegangen. Der Pfarrer daselbst, wenn nicht zu alt, auch nicht zu jung gewesen, (Der Pfarrer Jacob Züllbeck war aus Burg in Sachsen war dort von 1688-1738 Pfarrer. Geboren war er 13.Jan. 1655) habe auch nicht nach seinem Vorigen Lehnsherrn, oder wie Er dahin gekommen gefraget, sondern habe ihn nur, wenn Er gekommen, zur Beicht angenommen.

Solcher Michael Schwarz mit dem Melchior Haßelberg, haben Ihr Unrecht erkannt und sind wieder nach Pilwen gekommen. Der dritte aber, nehmlich Christoph Schwarz ist noch weg und hält sich noch im Elbingschen, bey einem Pauren Nahmens Albart auf.

Receßes wegen Michel Nueßen und Weib Anna.

Receßus wegen Michael Nuessen, eines Gärtners zu Lengen, zunebenst seinem Weibe Maria

Diese beiden Eheleute sind sehr böse und schlimme Leute gewesen, so das Weib, das anfänglich bey mir für Magd, mit Zulassung ihrer Herrschaft, gedienet, mir aber wenig oder fast nichts Gutes gethan, sehr untreu sich erwiesen, und da sie nachmals als Weib mit ihrem obgedachten Manne in mein Kirchspiel gekommen, haben sie sich zu Lengen immer mit den Leuten gehadert, und großen Streit erreget. In ihrem Christentum haben sie sich sehr säumig und fahrlop(?) erwiesen. Der Kerdell aber, der über seine Herrschaft ein sehr böses Maul gehabt, und sich ungehorsam erwiesen, ist nach Königsberg in die Festung Friedrichs-Burg geschicket. Da er eine Weile Claussicken u. Mores lehren müssen. Ist aber mit Ihm also mißgeschlagen. Vulper mutat pilor, Sei non maret.

Doppelseite 72 rechts des Kirchenbuches

Michel Langen seyn verstorben, Weib, nur auf 7 Wochen betrauert

Receßus wegen der Kirchen und Amptseingriffe so geschehen von denen Bartensteinischen Priestern auch wegen der Gezeugnis der nach sie die Leut übersetzet.

Anno 1684 den 22. November hat Herr M. Martinus Butatio, Erzpriester, Michael Langen, einen Instmann von Spitähnen, der noch nicht sieben Wochen sein verstorbenes Weib betrauert gehabt Dominika past Trinitates semel pro semper, wieder meinem Consens und Motestation aufgeboten, nachdem auch von Spitähnen ihn aus meinem Kirchspiel zu sich gewiesen und gewaltsamerweise Weise zu Bartenstein getrauet und coppulieret. Die Hochzeit ist zu Spittähnen beim Hans Schulzen verrichtet worden bei welchem noch ferner woll zu merken, daß Herr Erzpriester in der Gebundenen Zeit vor Weihnachten, den 4. Dezember getrauet. Receß wegen Christian Hagen, Caplan, so einen polnischen Soldaten absolviert Anno 1684 14. April hat Herr Christian Haagen, Deutscher Kaplan zu Bartenstein ohne mein Vorbewußt und Consens, einen Soldaten zu Spittähnen, der polnisch soll gewesen sein, ihn aber nach seinen zugestandenen Bekenntnis , deutsch soll absolviret und kommunizieret haben, mit dem heiligen Nachtmal versehen . Derwider ich ihn eines harten schriftlichen Verweis, den er als einen warmen Putterweck ( = Buttersemmel) verschlungen, zugeschicket und ihn mit dem Consistoris bedrohet.

Recess wegen Christian Haagen

Anno 1695 den 20. Januar hat Herr Christian Haagen, deutscher Caplahn zu Bartenstein von Michael Kleinen einem Zimmermann zu Borcken für ein Gezeugnis ihm geben lassen zwei Scheffel Haaber. Anno 1685 den 31. Marty hat Herr Christian Haagen deutscher Caplahn Christian Haagen falsches Gezeugnis. ein falsch Testimonium dem obigen Michael Haagen an den Herren Pfarrer zu Albrechtsdorf gegeben welches ich durch ein Schreiben an den Herrn Pfarrer zu Albrechtsdorf, bewiesen und dessen Falschheit ihnen demonstriret.

Receß wegen eines Hirthen.

Anno 1693 den 14. February hat der Herr Landrad zu Tolks nach Ardappen dem Schulz befehlen müssen, daß er dem Hirten mit seinem Weibe und Töchtern gebiethen das sie nicht mehr aus meinem Kirchspiel nach Bartenstein sollen zur Kommunion gehen und zwar bei dem polnischen Caplahn Herrn Basecovio, der solche Leute auch unverantwortlich wider mein Wissen eine lange Zeit angenommen. Der Hirt hat geheißen Stenzel Barkowsky welche Leute nachdem ihnen untersagt worden sich fleißig zu meinem Beichtstuhl gehalten.

Michel Rodnitzlowsky ist ohne Erkenntnis seines Unrechts weggelaufen.

Anno 1693 hat der deutsche Herr Caplahn Christian Haagen einen Knecht von Ardappen namens Michael Rodzwittowsky, der von denen Soldaten war entlaufen, und den ich ohne Gezeugnis seines vorher geführten Lebens, Ihn nicht annehmen wollte, angenommen. Ohngeachtet daß solcher Knecht aus Trotz und Verachtung meines Amptes aus meinem Kirchspiel ohne Erkenntnis seines Unrechtes zu ihm gelauffen. Nachdem aber Herr Landraht an mich wegen solchen Knechtes geschrieben und versicherte, daß selbiger nachdem, wenn mir wegen des Soldaten was sicherer sein würde. Er mir ein Gezeugnis von seinem vorrichten Beichtvater bringen sollte, ist er von mir zur Beicht angenommen worden.
Den 17. February Supra dicti anni

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Ulterior Consignatio Receßuum der Eingriffe und Unrechts der Bartensteiner Priester.

Anna Barkowskin eine Hure

Wegen Anna Barkowskin, Hirths Tochter zu Ardappen.
So beim Herrn Erzpriester zu Bartenstein, durch meinen Knecht Michael Holwich Anno 92 zur Huren gemacht worden, und was sie über Herrn Erzpriester geklaget, auch meinetwegen wegen Eingriffs, ist weiter aus nachfolgenden Recessen, da ich deren Hurenkind Anno 93 den 5. April getauffet, mit mehrerem umständlich zu ersehen, wie ich denn auch dasselbe absonderlich an Herrn Erzpriester geschrieben gehabt.

Michael Horn, der sein Weib vor der Trauung geschwängert

Anno 1692 den 12. Augusti hat Herr Johann Basewik polnischer Diakon zu Bartenstein den Michael Horn gewesenem Schulmeister zu Spittähnen, meinen Losmann und auf einer Krücke gehenden Menschen, der einen geraume Zeit in meinem Kirchspiel sich aufgehalten, ein solch Testimonium erteilet, daß Er sich ordentlich habe aufbieten und trauen lassen, der Herr Caplahn doch wider unsere Kirchenordnung gehandelt, in dem er ihn ohne Proklamation so in zweyen Kirchen geschehen soll, und ohne Gezeugnis von mir aus meinem Kirchspiel, gekopuliret, über daß solcher Kerdel noch sein Weib vor der Trauung geschwängert, wie aus nachfolgenden Recessii, in diesem Buch auch befindlich mit mehrerem, zu ersehen ist.

Polnische Caplan Boretio hat Leute aus meinem Kirchspiel getrauet.

Anno 1680 hat Herr polnischer Caplahn Boretio zu Bartenstein, wider alles Recht Protesattive und Interesset E.E. Consistorii, mir zwei verlobte Leute so nah an meiner Widdem gewohnet, nämlich Herrn Bastian Kosaack, mit seinem Weibe, einem Pauren von Borcken, gewaltsam im Hof zu Markienen, wegen Haß und Feindschaft der Herrschafft gegen mich, und das die Braut ein Gezeugnis von Bartenstein, daß ich begehrte, mir aber sie solches nicht bringen wollte, getrauet. Selbige Sache die sie zwar an E.E. Konsistorium wiederhin (?) und obenhin vortragen, ist noch nicht einmal als gewalttätig erkennet und verglichen worden. Die Hochzeit haben sie nachdem mir zur höchsten Bekränkung hin, im Dorf, im Hause, in der Widdem halten und verrichten müssen.
NB. Zu Bartenstein schreiben die Prediger der Confitenten Namen (Confitenten = die Teilnehmer des Abendmahls) nicht an, weil es bei Ihnen nicht der Brauch ist und sich auch schwer was Neues machen laß. So eigene Worte Herrn Johannis Bastori, polnischer Caplahns seins, so ich aus seinem Briefe von Anno 1687 den 12. January von ihm erhalten, hierher gesetzt, nehmlich wie ich von ihm ein Gezeugnis, wegen hiergewesenem Schulmeister Nicolaus Bernhardi Tochter Anna Maria gefordert.

Recess wegen eines Weibes Anna und H. Deutschen Caplahn zu Bartenstein

Anno 1686 den 29. Juni habe ich an Herrn M. Martinum Babatium Erzpriester ein hartes Bittschreiben geschrieben, umb den deutschen Caplahn Recess wegen eines Weibes Anna und H. Deutschen Caplahn zu Bartenstein. Herr Christian Haagen zu ermahnen, daß er nicht ferner Eingriffe in mein Kirchspiel thun wolle, und hierzu ist Ursach gewesen, ein Weib namens Anna aus dem Friedländischen zu Schonklitten, in meinem Kirchspiel sich aufgehalten. Dieselbe solle mir vor ihr, vom vorigen Herrn Beichtvater, Herrn Magister Fischer zu Friedland ein Gezeugnis wegen ihres geführten Lebens daselbsten bringen, Deshalben ich auch ein eigenhändiges Schreiben Ihr an Herrn Magistrum gebe. Selbige aber verbleibet halsstarrig, bringet solch Schreiben nicht an Stell und Ort sondern gehet aus meinem Kirchspiel nach Bartenstein, zum deutschen Herrn Caplahn. Der nimmt

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sie also bald unbefragt wegen ihres Lebens und Wandels zur Beicht und heiligen Abendmahlen, das Weib lebet darauff ferner in meinem Kirchspiel, im gedachten Orth, nach Langen Weil aber, wie sie sich schon zu Bartenstein angenommen, bringet sie mir von Herrn Magister Fischeren von Friedland ein Gezeugniß.

Anno 1683 ist Maria, eine Dienstmagd von Spittähnen, bey dem Schützen zu Bartenstein von dem Polnischen Caplahn, Herrn Boretio, dahin schon sie in meinem Kirchspiel geschwängert gewesen, zur Beichte angenommen worden, deswegen ich denn auch deshalbens mit einem gebührenden Verweis, an solchen polnischen Herrn Caplahn geschrieben und ihn erinnert sich ferner solchen Kuren zu enthalten.

Den 22. September Ao 1673
(Hier hat sich der Pfarrer in der Jahreszahl wohl verschrieben. Es muß 1683 heißen)

Receß wegen eines bösen Knechts.

Anno 1686, da ein gottloser Knecht aus dem Groß-Maraunschen Kirchspiel in meines kommen und ich Ihn wegen eines rechten Beweises den Er mir von seinem vorigen Herrn Beichtvater aus obgedachtem Ort nicht bringen wollen ich habe nicht zur Beicht und Communion, nehmlich das Hofmanns zu Meckelburgs (Meckelburg, ist ein kleiner Ort im Kreis Bartenstein / Ostpreußen) Stiefsohn, ist er darauf halsstarrig und verstrickt zu dem Herrn deutschen Caplahn Christian Haagen nach Bartenstein gelaufen der Ihn auch bald ohnbefraget und ohnbeforscht zur Beichte angenommen. Als ich aber nachdem seinetwegen an seinen Herrn Beichtvater in Groß-Schwansfeld geschrieben, habe ich wieder Ihn dieses Gezeugniß erhalten, das Er ein ungerechter Sohn, der seiner leiblichen Mutter und Stiefvater Fluch gewiß auf sich hatte. Der auch, wie er jederzeit unstet und flüchtig gewesen selbigem Herrn Pfarrer, heimlicherweise ohne Abschied außem Dienst gelauffen. Der auch wegen überführter Hurerey zu Meckelbg. ein böses Unwesen hatte und gefährlicher Reden, wenn etwas unter Ochsen und Pferden fürgelauffen, sich verlauten lassen. Solch böser Mensch, da er endlich aus meinem Kirchspiel ins Rednausche, nach Groß Kirschitten sich wand nur Er daselbst vom seel. Rednauschen Herrn Pfarrer wegen eines Gezeugnißes angehalten worden, ist in seiner Bosheit verblieben und immer zu dem deutschen Herrn Caplahn in Bartenstein gelauffen, der Ihn auch immer weiter angenommen und sich seiner Sünde theilhaftig gemachet.

Gerge Schwarz ein Hurer.

Anno 1690 ist aus meinem Kirchspiel von Spittähnen ein Knecht, Nahmens Greger Schwarz mit seiner geschwächten Braut, bei Engelbrechten, Fuhrmann zu Bartenstein, unverantwortlich und ohne geschehener Proclamation, auch ohne Gezeugniß zu Bartenstein getrauet worden. Als aber ich darauf Herrn Erzpriester, ein scharfes Schreiben zugeschrieben, und Ihm darinnen solche Ungebühr verwiesen, mich auch anderer Üblen Dinge wegen solcher Personen entkräftet, hat er alles mit Stillschweigen wahrgemacht, Keine Antwort mir zurück gesendet.

Herr Christian Hagen hat ein falsch Zeugnis gegeben.

Anno 1694, den 9 January, hat Herr Deutscher Diacony Christian Haagen, zu Bartenstein einen Knecht von der Großen Woll, (Großen Woll = Groß Wolla, ein Ort im Bartensteiner Stadtwald gelegen, Dieser Wald grenzte an die Pr.Eylauer Forst.) Nahmens Hans Borm, beim Barthel Stehlin gedienet, ein falsches Gezeugniß erteilet, dergestalt, da solcher Knecht, ein ganzes Jahr, in meinem Kirchspiel gelebet. Er Ihn unverantwortlich zu seinem Beichtstuhle gelassen. Nachmalen aber wie ich beim Gebeht solchen Knecht für mich gehabt, und ihm seine halsstarrige Bosheit verwiesen, hat er mir obgedachtes falsches Gezeugnis, damit Er von dem deutschen Herrn Caplahn ist übersetzet ( übersetzet = übervorteilt, betrogen worden.( worden, indem Er ihm 18 Gl. dafür geben müssen, von Ihm gebracht. Also das Herr deutscher Diacony hat unterstehen dürfen, zu schreiben, daß solcher Knecht, zu Loyden sich aufgehalten und gelebet. Wie solches Gezeugnis, mir überreicht, und als Zeugen dabeygewesen: Herr Johann Ivel Üßwald, Hofmeister zu Tolcks, Martin Reimann, Mäurer zu Tolcks und Andreß Eggert, Schulmeister allhier.

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Dem Martin Merten abermals ein falsch Gezeugnis gegeben

Anno 1694, den 10. Aprilii, hat Herr Deutscher Caplahn Christian Haagen abermals ein falsches Gezeugnis dem Hirten von Spittähnen, Martin Mertens, gegeben, den Er dazu noch übersetzet da Er für solch falsch Gezeugnis, ihm 18 Gl. Geben Müssen, wie des Hirten Weib für den Beichtstuhl mir gesaget: Vor solch beyden Personen hat Er gezeuget, daß sie sich zu Bartenstein Aufgehalten, da doch der Hirt, wie Er solch falsch Gezeugnis ausgegeben, schon übern Jahr in meinem Kirchspiel gelebet den Er aber ganz gewissentlich zu seinem Beichtstuhl immer angenommen und darüber denselben gegen unsere Kirchenordnung ferner serie provia proclamarione, et absip ullo testimonio vorhin kopuliret und getrauet.

Herrn Polnischer Caplan hat Über Gebühr für ein Gezeugnis genommen.

Anno 1694, den 13. Aprilii, hat Herr Polnischer Caplahn zu Bartenstein Johann Basavius wegen Stenzel Burggrafs, gewesenen Hirten zu Hermenhagen, Tochter Maria, 9 Gl. für Ihr Gezeugnis genommen und also sie übersetzet, indem Ihm nicht mehr nach unserer Preußischen Landordnung zukommt und gehören, als 3 Gl., wie solches die Magd und dem Müller bey mir ausgesaget.

Receß wegen Deutschen Caplan Christian Haagen.

Anno 1693 hat Herr Deutscher Caplahn Christian Haagen zu Bartenstein, ein Weib aus meinem Kirchspiel, Nahmens Anna Köhlburnin, so anfänglich ein ganzes Jahr in Tolcks und auch wiederum fast ein halbes Jahr zu Borcken gelebet, dennoch ganz gewissenlos und unverantwortlich bey Ihm zur Beicht angenommen. Als ich nun solches erfahren, hab ich solches Weib für mich gefordert, die dann öffentlich ausgesaget, daß der Caplahn sie nicht gefraget, wer sie wäre, wo sie gelebet, oder wo sie dazumals lebe, sondern sie immerfort mit seinem breiten Gewissen, zu Ihm zur Beichte kommen lassen, da doch, nachdem ich solches Weib von Grund auf, examiniret, daß noch Ihr Gewissen gedrücket und solcher Caplahn es zukynftig für Gott wird verantworten müssen.

Herr Deutscher Caplan hat 2 Knechte aus meinem Kirchspiel zur Beicht angenommen.

Anno 1694 und 95 Herr Deutscher Caplahn Christian Haagen gewissenlos, zwey ganze Jahr, zwey Knecht von Spittähnen Namens Gerge Blesch und David Kalinsky, aus meinem Kirchspiel geraubet, und sie zur Beicht bei Ihm angenommen,

Wiederum einen Hirten Mügge angenommen.

Anno 1693 hat ferner der Deutsche Caplahn Christian Haagen einen Hirten von Spittähnen, Nahmens Mügge unverantwortlich und wider sein gewissen zur Beicht angenommen.

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Catharina Gillbergin hat Gott mit einer toten Tochter entbunden.

Anno 1695 den 21. November, Nehmlich am Freytag vor dem 24. Sonntag nach Trinitatis, in der nacht, hat Gott der Herr, Gerge Gillenbergs Weib Catharinam, mit einer toten Tochter entbunden, solches Weib hat sich für (vor) ihrer Entbindung sehr an dem lieben Gott, als auch an ihren Nächsten versündyget gehabt. An Gott, daß sie unversöhnt mit ihrem Nächsten, zur Beicht und heiligem Abendmahl, wie die Sau zum Troge, gelauffen. An Ihrem Nächsten, das sie demselben das Seinige entwendet und ihrem Nachbar, Michael Stüzens Schaf gestohlen und geschlachtet, darauff mit großem Schmerz und Vermalmedeyen sich verwünschet und unschuldig seyn wollen. Darum denn der liebe Gott, der sich nicht spotten läßt, sie so hart gestrafet. Indem aber nun solche beyde Eheleute solche todte Leibesfrucht erhalten, hat der Mann, nehmlich Gerge Gillenberg, so damals zuer Großen Woll, bey einem Miehtsmann, Nahmens Christoph Satken gedienet ein Fürhaben geholt, so seyn todtes Kind in dem Garten zu begraben. Daher Er auch dasselbige über 8 Tage zu Hause behalten, und gesaget, ein todtes Kind von meinem Weibe habe ich schon, wo ich erst zu Roschenen gewohnet, beim Stroh-Haufen begraben, daß es dem Edelmann seinen Hof ver (be) wachen soll, dieses andere will ich nun in dem Garten begraben, daß es denen Satkes den Garten verwachen (bewachen) soll. Als mir dieser böse Mann, von seiner Nachbarin, Maria, seel. ( = seeligen, = verstorbenen Gerge Bruhnen,() Schulz zu der großen Woll Wittibe, ( = Witwe) von solchem bösen und ungeistlichen Führnehmen (Vorhaben) ist zurück gehalten worden, und ich endlich drauf gedrungen, hat Er das Kind mir herbringen und auf dem Kirchhof allhier begraben müssen.

Huren-Kind

Anno 1695, den 20. Julii, nehmlich an dem Mittwoch nach dem 7. Sonntag nach Trinitatis, des morgens um 4 Uhr, ist in diese mühseelige und jammervolle Welt geboren, Wulff Friedrich von Promock, Hurenkind von Barbara Bluhmin, seiner Huren, sodann auf den 22. Julii, am Freytag vor dem 8. Sonntag nach Trinitatis getauffet, und Barbara genannt worden.
Deren Pathen sind gewesen:

  • ? 1.) Friedrich von Promock,
  • ? 2.) Wilhelm von Promock, so damahls noch junger Knabe, und zu Bartenstein zur Schule gegangen.
  • ? 3.) Seel. Herrn Reinhold Seetes, Burggrafen der Schwerinschen Willdenhöffschen Güter und damahliger Arendatorii der Borkschen und Markienschen Güter Sohn.
  • ? 4.) Otto Schwarz, Hofmann von Markienen
  • ? 5.) Heinrich Brießkorn, Hofmann von Borcken,
  • ? 6.) Christoph Ödems, Michael Ödems, Pauren zu Borcken Sohn, Servy . ( Servy = Diener, auch Knecht.)
  • ? 7.) Michael Brüller, Hofjung aus dem Vorwerk zu Borcken.
  • ? 8.) Daniel Eggert, ein Gesell und Schneider beim Schulmeister.
  • ? 9.) Michael Kundter, Knecht von Borcken, beym Pauern Christoph Lembcke.
  • ? 10.) Gertrud Iffländerin, Ancilla ( =Mädchen, Dienstmädchen.) zu Borcken beim Pauern Christoph Lembcke.
  • ? 11.) Christina, seel. Martin Schwarzen, gewesenen Schulzen und Krügers zu Borcken Filia et Sponsa.( =Verlobte.)
  • ? 12.) Maria, Martin Ödems, Pauren zu Borcken, filia und ancilla.
  • ? 13.) Maria, Martin Langninks, Pauren zu Borcken Uxor. ( = Gattin, Ehefrau.)
  • ? 14) Anna, Christoph Ödems, Pauren zu Borcken uxor.
  • ? 15) Anna, Christoph Ödems, Pauren zu Borcken ancilla.
  • ? 16) Anna, Wilhelm Langhansen, Krügers zu Borcken Uxor.
  • ? 17) Maria, Martin Wicken, Gärtenierers zu Markienen uxor.

( Gartenierer ist ein Gärtner in heutigem Sinne. Hingegen war ein Gärtner damals der Besitzer eines Garthauses (Kätnerhaus) im Dorf. Er hatte kein Land in der allgemeinen Feldflur, sondern nur einen Garten am Haus und war meistens ein Handwerker.)

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