Familie Teichert in Grauschienen, Reddenau und Gallingen

In einem Heimatkreisblatt des ehemaligen Kreises Bartenstein, das im März 2023 erschien, ist u.a. ein Bericht über eine Familie Teichert zu finden, die aus dem Kreis Preußisch Eylau stammt und über lange Zeit auch dort lebte. Der Bericht basiert auf Erzählungen von Franz Georg Teichert. Es folgen einige Auszüge daraus – und einige Ergänzungen von mir.

Franz Georg Teichert wird 1867 im Dorf Grauschienen im Kreis Pr. Eylau als Sohn des Bauern Carl Teichert und seiner Ehefrau Maria geb. Boehnke geboren und wächst mit seinen Geschwistern in Grauschienen auf.

Die Ortsbezeichnung Grauschienen existiert im Kreis Pr. Eylau zweimal: es gibt das Dorf Grauschienen südlich von Groß Peisten und das Gut Grauschienen in der Nähe von Reddenau. Um Verwechslungen zu vermeiden, wurde das Dorf zeitweise ‚Groß Grauschienen‘ und das Gut ‚Klein Grauschienen‘ genannt.

Doch zurück zu Familie Teichert …

Nachdem der Vater 1878 in Reddenau einen Besitz von 3 Hufen gekauft hatte, verlässt die Familie das Dorf Grauschienen und zieht auf das neue Anwesen. Carl Teichert erwirbt auch das Nachbargundstück in Reddenau und pachtet zudem noch über 100 Morgen Pfarrland hinzu. Franz Teichert:

‚Als wir Brüder die Soldatenzeit hinter uns hatten, dachten wir auch daran, uns selbständig zu machen. Nachdem die Mutter 1892 gestorben war (Anmerkung: lt. Sterbeeurkunde des Standesamts Reddenau verstarb sie am20.2.1891), gab mein Vater die Wirtschaft ab und kaufte das Pfarrwitwen-Grundstück mit 3 Morgen Gartenland als Altensitz. Die Brüder und die Schwester wurden ausgezahlt und ich, Franz, übernahm die kleine Wirtschaft, die mein Vater mal angekauft hatte in einer Größe von 90 Morgen. Ich nahm deshalb die kleine, weil ich mir vorgenommen hatte, nicht in Reddenau zu bleiben.‘

Bei einer Festlichkeit erfährt Franz Teichert vom Tod des Landwirts Friedrich Wilhelm Langhals in Gallingen und davon, dass dessen älteste Tochter Auguste Maria Langhals, die seinen Besitz übernehmen solle, im heiratsfähigen Alter sei. Sie ist zu dieser Zeit 19 Jahre alt.

Friedrich Wilhelm Langhals verstirbt am 29.4.1895 in Gallingen. Er ist seit 1875 verheiratet mit Henriette Justine Molgedei aus Gallingen, einer Tochter von Friedrich Molgedei und Johanne Knippke.

‚Mit dieser Mitteilung ging ich nach Hause‘, berichtet Franz Teichert und ‚Da ich den Gedanken an die Einheirat nicht los wurde und auf der kleinen Wirtschaft nicht bleiben wollte, besprach ich das mit meinem Vater, welcher mir noch zuredete‘.

Familie Teichert aus Reddenau und Familie Langhals aus Gallingen lernen sich kennen und dann geht alles sehr schnell. Franz Teichert erzählt: ‚Da wir uns alle gegenseitig gefallen hatten, fuhr ich bald wieder rüber. Da fand ich meine Zukünftige am Webstuhl sitzen, und wir haben uns verlobt. Ich zog Anfang September hin und am 25.10.1895 war unsere Hochzeit.

Die Gebäude in Gallingen waren nicht nach meinem Geschmack. Die Scheune, der Pferdestall mit Schweinestall hatten ein Strohdach. Am Wohnhaus blieb auch viel zu wünschen übrig, ein Insthaus war nicht vorhanden. Das Allerbeste war meine junge Frau, die sich vor keiner Arbeit fürchtete. … Ich fing dann gleich an zu bauen. Es war noch eine schwarze Küche vorhanden wie in alten Zeiten, dahinter eine Kammer. Aus der schwarzen Küche und der Kammer wurde eine schöne helle Küche gemacht. Weil kein Insthaus vorhanden war, ließ ich ein Insthaus für vier Familien bauen.

Am Ende des Jahres 1896 wird Sohn Emil geboren – es folgen 1898 Sohn Fritz und 1901 Tochter Paula. Danach erkrankt die Mutter schwer und verstirbt im Herbst des Jahres 1902.

2 Jahre lang bewirtschaftet Franz Teichert den Hof gemeinsam mit der Großmutter seiner verstorbenen Frau – dann entscheidet er sich für eine neue Ehe.

Am 12. Oktober 1904 findet in Gallingen die Hochzeit mit Luise Amande Langhals statt, einer Cousine seiner verstorbenen Frau.

Foto: Unser Bartenstein – März 2023

Luise Amande Langhals wird am 10.3. 1884 als Tochter von August Gustav Langhals und Rosa Bertha Lisette Hartmann in Gallingen geboren. Gustav Langhals und Friedrich Langshals – Vater der 1. Ehefrau Franz Teicherts – sind Brüder.

1906 kommt Sohn Erich Teichert zur Welt (+23 Jan 1945 in Kurland) . 1907 wird der Besitz in Gallingen für 59.000 Mark an Herrn Gottschalk aus Reddenau verkauft. Carl Teichert rät seinem Sohn Franz zum Kauf des kleinen Gutes Grauschienen – und dieser folgt seiner Empfehlung. ‚Das Gut kostete 150.00 Mark bei 50.000 Mark Anzahlung. Der Rest wurde finanziert‘.

‚1913 gehörte das adlige Gut mit 140 ha Franz Teichert, der eine Schneidemühle eingerichtet hatte. Von dem Besitz waren 121 ha Acker, 8 ha Wiesen, 5 ha Weiden, 6 ha Wald, 1 ha Hof/Wege. Es standen 25 Pferde, 70 Rinder – davon 30 Kühe – und 20 Schweine auf dem Hof. Verwaltungsmäßig gehört das Gut Grauschienen bis 1928 zum Gutsbezirk Powarschen‘. (Quelle: Horst Schulz, Die Städte u. Gemeinden des Kreises Pr. Eylau) Diese Angaben stimmen allerdings nicht ganz überein mit denen von Franz Teichert selbst, der berichtet, dass er das Gut Grauschienen bereits 1912 für 190.000 Mark an Herrn Scharfenorth verkauft habe.

Um sie auf den Besuch des Gymnasiums vorzubereiten, werden die Teichert-Söhne Emil und Fritz von Lehrer Schmierdke aus Weischnuren zu Hause unterrichtet. Alle drei Kinder werden in eine Pension nach Bartenstein gegeben – die beiden Jungen zu Frau Zier und Paula zu Frau Knoblauch.

‚Da die Kinder in Bartenstein waren, fuhren wir öfter dorthin, das Getreide wurde auch fast alles nach Bartenstein verkauft. Bis dahin waren es 16 km und 4 km war ein sandiger Weg. Gewirtschaftet hat es sich ja ganz gut. Damit sich auch die Schneidemühle verzinste, machte ich noch Lohnschnitt für die Stellmacher von Reddenau und Albrechtsdorf‘.

Die verkehrsmäßig ungünstige Lage des Gutes Grauschienen veranlasst Franz Teichert schließlich dazu, das Gut wieder zu veräußern. Die Familie zieht zunächst nach Bartenstein, von wo aus sich Franz Teichert nach weiteren Kaufobjekten umsieht, die er auch findet … Der Bericht von Franz Teichert ist noch nicht beendet – hier findet man das Heimatblatt der Kreisgemeinschaft Bartenstein, in dem man ihn insgesamt lesen kann.

Besitzer des Gutes Grauschienen ist 1920 Aloys Penkwitt, nach dessen Tod seine Frau Maria, geb. Warkalla. Verwalter und anschließend Pächter Gutes war bis 1945 ihr Bruder Edmund Warkalla.

Quelle: Unser Bartenstein – März 2023

Ergänzungen zu Familie Teichert:

‚Franz Teichert ist am 24. Dezember 1961 nach einem ereignisreichen Leben im gesegneten Alter von fast 95 Jahren sanft entschlafen‘ fügt sein Enkel Dr. Franz-Dietrich Erkwoh (+2022) hinzu – ein Sohn von Tochter Paula, die 1922 den Gutsbesitzer Walter Erkwoh auf Gut Katzenblick heiratete.

Otto Robert Teichert – ein Bruder von Franz T., der 1864 in Grauschienen zur Welt kam, heiratet 1897 in Landsberg, Pr. Eylau Hulda Hermine Krüger aus Glandau, eine Tochter des dortigen Besitzers Ferdinand (Krieger) Krüger und Ehefrau Caroline Hartwich. Ihr Sohn Curt Alwin Teichert, geb. 1898 in Domtau, wandert später nach Brasilien aus.

Bruder Carl Gustav Teichert, geboren 1869 in Grauschienen, ist Besitzer in Reddenau als er er am 14.5.1895 in Landsberg Bertha Marie Krüger heiratet, eine Schwester der o.a. Hulda Hermine Krüger aus Glandau.

Maria Boehnke – Mutter der Teichert-Geschwister und Ehefrau von Carl Teichert – wurde am 20.1.1842 in Canditten geboren und verstarb am 20.2.1891 in Reddenau.

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