Was hat Schloss Meseberg mit Worienen (Woryny) im Kreis Pr. Eylau zu tun …?

Immer dann, wenn sich unsere Regierungsvertreter – so wie momentan – zu einer Klausurtagung im Schloss Meseberg versammeln, fällt mir ein, dass ich dieses Schloss auch in meinem WorienenBuch erwähnt habe …..

Schloss Meseberg
Foto: Bundesregierung/Fassbender –
https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/meseberg

‚Schloss Meseberg ist ein Barockschloss in Brandenburg aus dem 18. Jahrhundert. Es wird als Gästehaus der deutschen Bundesregierung genutzt und liegt etwa 70 Kilometer nördlich von Berlin in Meseberg, einem Ortsteil der Stadt Gransee mit 150 Einwohnern. Das Anwesen liegt direkt am östlichen Zipfel des Huwenowsees‘. (Wikipedia)

Dies ist ein Auszug aus meinem Buch:

Worienen unter Karl Friedrich Oskar von Gamp

Das Woriener Schloss

Karl Friedrich Oskar von Gamp kommt am 24.11.1846 nicht weit von Worienen entfernt – in Massaunen im Kreis Friedland – als Sohn des Gutsbesitzers Alexander Gamp und Ehefrau Eveline Müller zur Welt. Kurz nachdem die Begüterung Worienen (1907) in seinen Besitz übergegangen ist, ist sie „mit dem Anteil an Neuendorf 1913 wieder 1531 ha groß … Zum Gutsbetrieb gehörten 117 Pferde, 650 Rinder – davon 280 Kühe –, 550 Schafe und 400 Schweine. Es wurde Teichwirtschaft, Herdbuch-Viehzucht und Kaltblut-Pferdezucht betrieben; Mühle, Sägewerk, Brauerei, Molkerei und Käserei waren vorhanden“. (Quelle: Horst Schulz, Die Städte und Gemeinden des Kreises Pr. Eylau, S. 457)

Nach Carl H. Ziese, dem Besitzer der Schichau-Werke in Elbing, Danzig und Pillau, ist von Gamp – als Eigentümer der Fideikommisse Massaunen und Hebron-Damnitz im Kreis Stolp in der Provinz Pommern sowie der im Kreis Preußisch Eylau gelegenen Güter – nun der reichste Mann der Provinz Ostpreußen und ihr reichster Grundbesitzer. „Er ist ein geschickter Landwirt und darf bald den Titel eines Geheimrats führen. Als Abgeordneter der Freikonservativen Partei zieht er 1884 in den Preußischen Landtag ein, dem er bis zu seinem Tod 1918 angehört. . . . 1907 wird Karl Gamp als Freiherr von Gamp-Massaunen in den Adelstand erhoben. . . . Seine Ehefrau Clara ist eines der Kinder von Friedrich Bayer, einem der beiden Gründer der Bayerwerke.“ (Quelle: Hermann Pölking, Ostpreußen, Biographie einer Provinz; Seite 289)

Karl von Gamp verstirbt am 13.11.1918 in Berlin. Nach seinem Tod erbt seine Ehefrau, die „Freifrau v. Gamp-Massaunen und Hebron-Damnitz“ die Begüterung Worienen. 1922 wird diese in Niekammers Güteradressbuch noch als Besitzerin des Ritterguts Worienen sowie als Besitzerin von Glomsienen (mit dem Vorwerk Dörsen) und dem Dorf Neuendorf aufgeführt.

Zeitgleich wird jedoch Wilhelm Diehn – der Ehemann der Tochter des Freiherrn von Gamp – bereits als „Rittergutsbesitzer von Worienen“ genannt. (Aufgeführt in einem Kreisblatt vom Juli 1922 in einer Liste von Personen, die im Monat zuvor einen Jagdschein erhalten haben – siehe Abbildung)

Als letzter Privatbesitzer der Begüterung Worienen verkauft Wilhelm Diehn diese für etwa 1,5 Millionen Reichsmark an die Ostpreußische Landgesellschaft

Wilhelm Diehn verlässt Worienen und erwirbt von seinem Erlös aus dem Verkauf der Begüterung einen Gutshof in Götschendorf in der Uckermark.

Am 27. März 1930 sendet er von dort aus eine Vollmacht an den damaligen Gemeindevorsteher Hans Chrestien von Worienen. Dieser wird von ihm ermächtigt, ihn bei den Verhandlungen bezüglich der bevorstehenden Vermessungen rechtskräftig zu vertreten.

Beide Dokumente stammen aus dem Staatsarchiv Olsztyn:

Worienen, d. 1. April 1930 – die in den vorstehenden Verhandlungen 1-5 beschriebenen Grenzen und Grenzzeichen erkenne ich (,) der Bevollmächtigte der Frau Hildegard Diehn, geb. von Gamp und des Herrn Wilhelm Diehn den Nachbarn gegenüber als rechtsverbindlich an. Chrestin, Gemeindevorsteher

Zum Verbleib des letzten Besitzers der Begüterung Worienen wurde mir aus privater Quelle mitgeteilt: „Der Gutshof in Götschendorf in der Uckermark wird bis zum Jahre 1943 von Familie Diehn bewirtschaftet“. Götschendorf liegt am Rande der Schorfheide. 1943 müssen sämtliche Gutshöfe innerhalb dieses Gebiets an den Reichsmarschall Hermann Göring abgetreten werden, der sich die Schorfheide als Jagdgebiet auserkoren hatte.

Wilhelm Diehn ist Offizier der Wehrmacht und wird in einer weiteren Quelle als „enger Freund Hermann Görings“ bezeichnet.“

Der Journalist Florian Illies beschreibt in seinem Artikel „Das Bild über dem Sofa” den Weg des Bildes „Rüstungen” von Adolf Menzel, das sich ehemals im Besitz des Berliner Kunsthändler-Ehepaars Pächter befand. Nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten wurde die jüdische Familie Pächter verfolgt, viele ihrer Bilder gelangten in den Zwangsverkauf. „Am 5. und 6. April 1940 wurde beim Berliner Auktionshaus Hans W. Lange das Menzel-Werk „Rüstungen“ von Sch. Dahlem versteigert . . . Der Käufer war der Wehrmachtsoffizier und enge Freund Hermann Görings, Wilhelm Diehn, der das Blatt 1941 bei Lange wieder verkaufte und dort als ’D. Götschendorf’ erschien.“ (Quelle: Journal „Griesebach“ vom Herbst 2014, Seite 46)

Der Gutshof in Götschendorf wechselt den Besitzer und wird bis 1945 von Hermann Göring als Jagd- und Gästehaus genutzt. Wilhelm Diehn wird stattdessen Besitzer des Schlosses Meseberg in Brandenburg. Außerdem erwirbt er Eigentum am Bodensee.

Die Geschichte von Schloss Meseberg | Bundesregierung: Anfang der Dreißiger Jahre musste Lessings Witwe Anna „das gesamte Anwesen aber aus finanzieller Not heraus verkaufen. Ab diesem Zeitpunkt wechselte das Schloss alle paar Jahre seinen Besitzer. Bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs waren das der Diakonieverein Berlin-Zehlendorf und dann der Landwirt Fritz Lang. Dieser musste es schließlich wohl auf Druck von Hermann Göring dem Wehrmachtsoffizier Wilhelm Diehn überlassen.“

Das Gut Meseberg wird bis zum Einmarsch der Russen noch bewirtschaftet. Aufgrund politischer Auseinandersetzungen innerhalb der NSDAP wird Wilhelm Diehn verhaftet und ins KZ nach Sachsenhausen gebracht. Er wird vor Kriegsende aus dem KZ entlassen, von der Roten Armee verhaftet und in den Osten gebracht. Dort soll er von einem hohen polnischen Offizier erkannt worden sein, der sich als Kriegsgefangener auf dem Gut Meseberg aufgehalten hatte. Wilhelm Diehn wird aus seiner Gefangenschaft entlassen und flüchtet – mit 2 Wagenladungen seines Eigentums – auf seinen Besitz am Bodensee. Dort lebte er noch bis zum Jahre 1960. (Auch diese Angaben stammen aus privater Quelle).

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