Angaben auf der Meldekarte meines Urgroßvaters Rudolf Leopold Gegner, die mir das Staatsarchiv Bremen zusandte, sowie die Einsicht in Bremer Standesamtsunterlagen haben dazu geführt, dass ich nun einige Details meiner Familiengeschichte korrigieren muss, aber auch einiges ergänzen kann!
Mein Urgroßvater war etwa 38 Jahre alt als er seine ostpreußische Heimat mit seiner Ehefrau Therese Amalie Westphal und 5 in Landsberg geborenen Kindern verließ. Die Familie verbringt zunächst einige Jahre in Wolsdorf bei Helmstedt, wo 1895 und 1898 zwei weitere Kinder zur Welt kommen. Von Wolsdorf aus zieht die Familie – mit nunmehr 7 Kindern – zunächst nach Süpplingen, wo in den Jahren 1900 und 1903 die beiden jüngsten Kinder das Licht der Welt erblicken
In Halle bei Holzminden lebt um 1894 Leopolds jüngerer Bruder Carl August Gegner, der 1861 in Hoofe (heute Dwórzno) geboren und in Groß Peisten getauft wurde. Dass auch er Ostpreußen verließ, wusste ich bisher nicht. Halle und Süpplingen liegen gar nicht sehr weit auseinander …
Am 17. April 1894 findet in Halle die Hochzeit von Leopolds Bruder Carl August Gegner mit Dorette Johanne Wilhelmine Schütte statt, die aus Halle stammt. Carl August wird als ‚Häusling‚ bezeichnet. Erwähnt wird er als Vater seines Sohnes Karl August (geb. am 14.8.1896 in Halle) in dessen Bremer Heiratsurkunde.
Einige interessante Einzelheiten konnte ich über den in Halle geborenen Karl August Gegner und sein Leben in Bremen herausfinden: Als er 1924 in Bremen heiratet, ist er 28 Jahre alt und wohnt noch in Halle. Seine Braut Frieda Antonie Clara Bergmann stammt aus Blumenthal – kennengelernt haben sie sich möglicherweise in Halle, denn in der Heiratsurkunde wird angegeben, dass Clara als Buchhalterin in Halle tätig ist.
Frieda Antonie Clara Bergmann ist eine Tochter des Schlossers und Kammmeisters Carl Gustav Richard Bergmann und dessen Ehefrau Frieda, geborene Semper. Carl Gustav Richard Bergmann war einige Monate zuvor in Beckedorf verstorben.
Es lebten demnach nicht nur meine Urgroßeltern und ihre Kinder in Bremen, sondern auch der in Halle geborene Karl August Gegner ist dort gelandet! Ob die Familien wohl voneinander wussten und Kontakt zueinander hatten …? Immerhin war mein Urgroßvater Leopold Augusts Onkel und Leopolds Kinder (Augusts Vetter und Cousinen) wohnen mit ihrern Familien in Beckedorf, Vegesack und Aumund, der unmittelbaren Umgebung des Geburtsorts seiner Ehefrau!
Eine weitere Überraschung war, dass mir einer der aufgeführten Trauzeugen namentlich bekannt ist – es ist der damalige Obersteuersekretär (und spätere Blumenthaler Bürgermeister) Reinhold Eduard Löffler, der einige Monate zuvor Claras jüngere Schwester Frieda Gustava Bergmann heiratete. So wurde Karl August Gegner durch seine Heirat zum Schwager von Reinhold Löffler.
Der nachfolgende Ausschnitt aus der standesamtlichen Heiratsurkunde zeigt die Unterschriften von August Gegner, Clara Gegner, geb. Bergmann, Frieda Bergmann (Claras Mutter) und Reinhold Löffler.
August Gegner, der seinen Lebensunterhalt nach der Eheschließung zunächst als Straßenbahnschaffner verdient, wohnt mit seiner Ehefrau Clara im Bremer ‚Steintorviertel‚ – im Haus Fesenfeld Nr. 101. Einige Häuser dieser Straße sind sogenannte ‚Bremer Häuser‘ und stehen heute teilweise unter Denkmalschutz. (Anmerkung: sein Wohnsitz war gar nicht so weit entfernt von der ‚Lila Eule‘, in der ich mich als Teenager oft aufhielt …)
Frieda Antonie Clara, geb. Bergmann, wird nur 33 Jahre alt und verstirbt 1931 im Haus Fesenfeld Nr. 101. Auch ihre Schwester Frieda Gustava Löffler, geb. Bergmann, stirbt sehr jung. Sie wird nur 36 Jahre alt.
Am 1. April 1939 heiratet Karl August Gegner in Bremen erneut – seine 2 Ehefrau wird die 15 Jahre jüngere Erna Wilma Agathe Steffen aus Bahlum. Sie ist Köchin im Bremer Schlachthofrestaurant, was zu dieser Zeit sicherlich von Vorteil ist!
Laut Adressbuch wohnt August Gegner 1939 als Hilfsaufsichtsbeamter in der Treseburger Str. 23 – 1941 ist er Aufsichtsbeamter und lebt im Haus Vagtstraße Nr. 10. Was mag er wohl beaufsichtigt haben …?
Nach 1941 verliert sich seine Spur – im Bremer Adressbuch wird er nicht mehr genannt.
Nun bin ich ganz gespannt auf dieses Buch, das ich mir bestellt und inzwischen auch erhalten habe! Ich bin zwar in Blumenthal aufgewachsen, weiß aber relativ wenig über die Zeit des Nationalsozialismus in meinem Heimatort.