Zur Bildungssituation in Natangen

Um 1402 entstehen in den Städten Pr. Eylau und in Kreuzburg sog. ‚Kaplanschulen‚, danach auch in den meisten Kirchspielorten ‚Pfarrschulen‚, die aber immer nur von wenigen – vom Pfarrer auserwählten – Knaben besucht werden. Diese werden vor allem als Chorknaben geschult – manchmal bringt der Pfarrer ihnen dann ’nebenbei‘ noch das Schreiben und Lesen in lateinischer Sprache bei.

Erst unter Herzog Albrecht werden nach und nach ‚richtige‘ Schulen gegründet – 1543 z.B. in Kreuzburg, 1586 in Landsberg.

Ein großes Problem besteht allerdings über Jahrhunderte darin, die Eltern dazu zu bewegen, ihre Kinder auch regelmäßig in die Schule zu schicken. Vor allem auf dem Land können die Eltern ihre Kinder kaum entbehren, weil sie bei der Erwirtschaftung des Lebensunterhalts auf ihre Mithilfe angewiesen sind. Die Kinder sind oft vollwertige Arbeitskräfte – sie helfen bei der Ernte, hüten das Vieh oder gehen ihren Handwerker-Vätern beim Weben oder Schneidern oder anderen Tätigkeiten zur Hand.

Unregelmäßiger Schulbesuch veranlasst die Obrigkeiten immer wieder, die Eltern zu ermahnen. Unter König Friedrich I. wird 1717 nun die offizielle Schulpflicht eingeführt.

Alle Eltern werden aufgefordert, ihre Kinder – im Winter täglich, im Sommer zumindest zwei- bis dreimal pro Woche – zum Unterricht zu schicken.

Genau heißt es in diesem Edict: „Wir vernehmen mißfällig und wird verschiedentlich von denen Inspectoren und Predigern bey Uns geklaget, daß die Eltern, absonderlich auf dem Lande, in Schickung ihrer Kinder zur Schule sich sehr säumig erzeigen, und dadurch die arme Jugend in große Unwissenheit, so wohl was das lesen, schreiben und rechnen betrifft, als auch in denen zu ihrem Heyl und Seeligkeit dienenden höchstnötigen Stücken auffwachsen laßen“.

Schulen gibt es noch nicht überall, aber in dieser Verordnung heißt es weiter, „daß hinkünfftig an denen Orten wo Schulen seyn, die Eltern bei nachdrücklicher Straffe gehalten seyn sollen (,) …in Winter täglich und im Sommer (,) wann die Eltern die Kinder bey ihrer Wirthschafft benötiget seyn, zum wenigsten ein oder zweymahl die Woche, damit Sie das jenige, was im Winter erlernet worden, nicht gäntzlich vergessen mögen, in die Schule zu schicken‘.

Ausgebildete Lehrer gibt es auch jetzt kaum – oft sind es die Organisten des Ortes, welche die Kinder unterrichteten, aber auch Handwerker üben das Lehreramt ’nebenbei‘ aus.

In Canditten wird bereits 1717 Johann Georg Geisler als ‚Schulmeister‘ (ohne zusätzliche Berufsangabe) genannt – in Landsberg dagegen übt noch im Jahre 1783 der Tuchmachermeister Benjamin Fünfeich zusätzlich zu seinem Gewerbe das Amt des ‚Mädchen Schullehrers‚ aus. Das Lehrergehalt ist derartig niedrig, dass Lehrer oft gar nicht in der Lage wären, eine Familie zu ernähren, wenn sie nicht noch einen weiteren Beruf hätten.

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