Vor allem auf dem Land sind die Lehrer schlecht ausgebildet. Kriegsrath Genge, damaliger Erbherr der Graventhienschen Güter in Klein Dexen, plant deshalb, in Klein Dexen eine Ausbildungsstätte für Landschullehrer zu gründen.
In einem Brief an den König vom 22.Oktober 1767 schreibt er als Begründung seines Vorhabens:
‚… Da sich gemeinhin Leute zu Schulmeistern melden, die allem sonstigen zu dumm sind und vom Prediger angenommen werden müßen, weil keine Beßere zu haben sind, und die Land Schulen nicht gantz wüst stehen sollen, auch ein solcher angenommener höchst elender Mensch, wenn er sich äußerlich nur halb ehrbar führet, behalten werden muß, als wodurch gantz allgemach der vorigen Einfalt und Aberglauben Thür und Thor geöfnet wird, und lauter unbrauchbare und unnütze Leute vor den Staat werden erzogen werden‘. (Das Königliche Schullehrer-Seminar in Pr. Eylau – Festschrift zur Feier des 100jährigen Bestehens der Anstalt‘; Königsberg, Gräfe u. Unzer 1874; Seite 4)
Balthasar Philipp Genge stellt das zu seinem Gut Graventhien gehörige Vorwerk Lölken für die Gründung eines Lehrerseminars zur Verfügung. Interessant ist, dass er vorschlägt, die zukünftigen Landschul-Lehrer dort nicht nur im Unterrichten der … zu schulen, sondern ihnen auch Kenntnisse in Bezug auf ‚Garten-‚, ‚Hopfen-‚ und ‚Seidenbau‚ zu vermitteln.
Geplant ist außerdem, ein Waisenhaus für arme Landkinder einzurichten, ‚in welchem sie vom 5ten bis 9ten Jahre, da sie schon dienen können frey unterhalten und unterrichtet werden‘.
Das Projekt ‚Lölcken‘ scheitert vor allem daran, dass die Forderung, zum Bau und zur Unterhaltung Holz aus den Königlichen Forsten nehmen zu können, abgelehnt wird.
Von ‚Sr. Majestät Ministerio‘ wird vorgeschlagen, ein solches Seminar stattdessen in Königsberg einzurichten. Dies wiederum möchte Herr Genge aus vielerlei Gründen nicht; er schlägt deshalb den Kirchort Kl. Dexen vor, ‚der damals, wie heute noch, nur aus der Kirche, den Pfarr=und Organisten=Gebäuden bestand‘. (s.o)
Kl. Dexen wird als Ort akzeptiert und am 13. Februar 1772 wird das Lehrerseminar für die Ausbildung von Landschul-Lehrern als Stiftung Bathasar Philipp Genges genehmigt.
In der Stiftungsurkunde wird u.a. festgelegt, dass
- im Vorwerk Lölken eine Wollspinnerei, Strickerei und andere Manufakturen eingerichtet werden
- dass Holz aus dem Stablackschen Wald genommen werden darf
- dass anfangs 8 bis 10 Seminaristen aufgenommen werden sollen und dass diese freie Unterkunft, Versorgung und freien Unterricht erhalten
- die Candidaten ‚durch einen tüchtigen Gärtenier zum Garten, Hopfen und Seidenbau … angeführet werden‘ …, damit sie später in der Lage sind, in ihren Schuldörfern Pflanzungen anzulegen und diese zu pflegen.
- ‚Allergnädigste Intention‘ des Unterrichts ist auch, ‚der Unwißenheit und dem Aberglauben des größten Theils der Bewohner des platten Lands abzuhelfen‘
- Auch die Absicht, eine ‚Waysen= und Armen Anstalt für dürftige Land und Soldaten Kinder‚ zu errichten, in der diese zu Handarbeiten wie Spinnen, Stricken usw. angehalten werden, wird vom König gut geheißen, da kleine Kinder auf diese Weise …. ‚frühzeitig und in ihrer ersten Jugend vom Müßiggang abgezogen und zur Arbeitssamkeit und Betriebssamkeit gewöhnet werden sollen‘ (Quelle s.o.)
Das Seminarhaus wird gebaut, die Lehrmittel werden beschafft und im März 1774 wird der erste Seminarist aufgenommen – Schneider Friedrich Göze aus Gießkeim.
Noch im selben Jahr folgen weitere sechs: 3 Schneider, 1 Bäcker, 1 Papiermüller und 1 Chirurg. Bis zum Jahr 1806 sind die Kandidaten für den Beruf des Landschullehrers ausschließlich Handwerkergesellen.