Mit Klotzschuhen und blau klunkernen Hosen entwichen

Friedrich Wilhelm Röthling wird am 4.8.1798 in Stettinen, Pr. Eylau, als Sohn des Hirten Jacob Röthling und dessen Ehefrau Lovisa Thiel geboren und am folgenden Tag in der Eichhorner Kirche getauft. Der Name ‚Röthling‘ ist kommt ansonsten  im Kirchenbuch von Eichhorn kaum vor. Zwei Jahre vor Friedrich Wilhelm Röthlings Geburt ist im Sterberegister der Tod eines Christoph Röthling vermerkt – ebenfalls Hirt in Stettinen – der am 18.5.1796 im Alter von 62 Jahren an Brustfieber verstirbt. Möglicherweise  ist er Friedrich Wilhelms Großvater.

Dann verliert sich die Spur dieser Familie im Kirchspiel Eichhorn und vermutlich hätte ich niemals etwas über Friedrich Wilhelm Röthlings weiteren Lebensweg und sein äußeres Erscheinungsbild erfahren, hätte ich nicht zufällig den Steckbrief entdeckt, der im April des Jahres 1846 vom ‚Königlichen Landrathsamt Pr. Eylau‚ im ‚Öffentlichen Anzeiger‚ von Königsberg veröffentlich wird.

Friedrich Röthling ist mittlerweile 49 Jahre alt, hat eine Familie gegründet und lebt in Gerlauken, im Kirchspiel Kl. Dexen. Er wird von der Polizei gesucht, da er sich ‚heimlich‘ aus seinem Wohnort entfernt und seine Familie ohne Wohnung dort zurück gelassen hat. Friedrich Röthling ist kaum größer als 1,50 m, hat blonde Haare und ‚desgleichen Backenbart‚, besitzt eine lange gebogene Nase, blaue Augen, ein spitzes Kinn und eine gesunde Gesichtsfarbe. Er ‚geht etwas gebückt. Bekleidet war er mit einem blau leinenen Rock, blau klunkernen Hosen, blau gedruckter Weste, grau tuchner Mütze mit Schirm, wollenen Handschuhen, dergleichen Socken und sogenannten Klotzschuhen‘.

Laut ‚Handwörterbuch der deutschen Sprache mit Hinsicht auf Rechtschreibung, Abstammung und Bildung, Biegung und Fügung, so wie auf deren Sinnverwandtschaft‘ angelegt von Joh. Chr. Aug. Heyse, weil(and) Schuldirector in Magdeburg 1833 ist ein Klotzschuh ein ‚plumper hölzerner Bauernschuh‚ und ‚klunker‚ bezeichnet ‚eigentlich das schlotternde nachlässig herabhängende Gewand‚ lese ich in einem Buch über ‚Andeutungen zur Stoffsammlung in den deutschen Mundarten Böhmens‘ bzw. ‚ein herabhängendes Ding aus schlechtem Stoffe‘ laut ‚Grammatisch-orthographisch-stilistischem Handwörterbuch der deutschen Sprache‘ von Josef Alois Ditscheiner, Weimar 1870.

Man wünscht sich als Ahnenforscher ja nicht unbedingt, seine eigenen Vorfahren in einem Steckbrief zu entdecken, aber ich wüsste schon gern, wie sie früher aussahen und wie sie gekleidet waren. Vermutlich liefen einige von ihnen wohl auch mit Klotzschuhen, Schirmmütze und klunkernen Hosen durch Eichhorn, Worienen oder Landsberg ….

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