In Maryland siedeln sich im Verlauf des 19. Jahrhunderts viele deutsche Familien an. Zwischen 1820 und 1860 bilden die Deutschen die größte Gruppe der Einwanderer in Baltimore – um 1860 beträgt ihr Anteil ein Drittel der Gesamtbevölkerung.
Ab 1841 wird in Baltimore wird ‚Der Deutsche Correspondent‚ herausgegeben. Wenn man ein wenig darin stöbert (die Zeitung wurde digitalisiert und kann nach Namen durchsucht werden), findet man Informationen zu vielen aus Deutschland ausgewanderten Familien.
Auch einige Haesloops leben in Baltimore.
Johann Haesloop, der älteste Sohn von Diedrich Haesloop und Adelheid Hohorst wird am 22. Mai 1834 in Flethe geboren. Er verlässt seine Heimat im Alter von 18 Jahren. 1855 heiratet er in Baltimore Maria Eleanora Heise aus Liebenau, eine Tochter von Johann Ludwig Heise und Bertha Magdalene Raba.
Johann und Maria (bzw. John und Mary) Haesloop bekommen insgesamt 10 Kinder. Am 28. Mai 1905 berichtet der Deutsche Correspondent darüber, dass das Ehepaar ‚Häsloop‚ am Tag zuvor ‚im besten Wohlergehen im Kreise ihrer Familie und intimsten Freunde ihr goldenes Hochzeitsjubiläum‘ gefeiert habe.
Dem Jubelpaare gingen von Nah‘ und Fern Gratulationen zu und bei der Feier … wurden die Gäste auf das Allerbeste bewirthet. Alle Anwesenden waren besonders ob des rüstigen Aussehens des Jubelpaares überrascht‘.
Zum Zeitpunk der Goldenen Hochzeit leben noch 6 der Kinder des Ehepaars – 17 Enkelkinder sind dazugekommen.
Die Familie von Johann Haesloops Ehefrau stammt aus Liebenau an der Weser. Als Johanns Schwiegervater Johann Ludwig Heise am 29. September 1897 im hohen Alter von 95 in Baltimore verstirbt, berichtet der ‚Deutsche Correspondent‘ am nächsten Tag ausführlich: ‚Einer der ältesten, wenn nicht der älteste Deutsch-Amerikaner Baltimore’s, Hr. Johann Ludwig Heise, ist gestern Morgen in seiner Wohnung, Nr. 2121 Ost-Pratt-Straße, plötzlich gestorben. Hr. Heise war 95 Jahre alt und erfreute sich bis zu seinem unerwarteten Tode der besten Gesundheit. Erhatte sich in den letzten Tagen eine nur anscheinend leichte Erkältung zugezogen, und gestern Morgen um 6 Uhr noch stand er auf und ging im Hause umher. Kurz vor 8 Uhr klagte er über Unwohlsein. Ein Arzt ward gerufen und nur wenige Minuten nach dessen Weggang, um 8 Uhr, war der alte Mann eine Leiche.‘
Es folgt eine ausführliche Beschreibung des Lebenswegs von Johann Ludwig Heise: ‚Hr. Heise stammt aus Liebenau an der Weser, Hannover. Er erblickte dort am 16. Juni 1802 das Licht der Welt und erlernte das Schneidergewerbe. Nachdem er als Geselle die deutschen Gaue bereist hatte, heirathete er Frl. Bertha Magdalene Raba aus Bremen und etablirte sich in seinem Heimathsorte als Damenschneider und später, als seine Töchter heranwuchsen, als Spitzenklöppler. In dieser Kunst erreichten die Töchter eine solche Geschicklichkeit, daß Hrn. Heise die Lieferung der Spitzen für die Brautkleider der jungen Königin von Hannover, einer Prinzessin von Sachsen, übertragen wurde.
- In der Mittelweser-Region wird seit ca. 1750 geklöppelt. „Liebenauer Spitzen“ waren nicht nur an den bäuerlichen Trachtenhauben ein Muss, sondern auch in Königshäusern wurde die hauchfeine, wertvolle Spitze geschätzt. (Quelle: Mittelweser-Region; Altes Handwerk)
Im Herbste des Jahres 1852 wanderte Hr. Heise nach Amerika aus, nachdem sein ältester Sohn Wilhelm schon einen Monat früher nach der neuen Welt gezogen war, und landete hier in Baltimore, wo auch der Sohn war, nach einer 7 Wochen und 3 Tage dauernden Fahrt mit dem Segelschiffe ‚Mississippi‘ am 13. Februar 1853. Bald darauf ließ er die übrigen Familienmitglieder nachkommen. Er versuchte es anfänglich mit dem Damenschneider-Geschäft, jedoch wollte es hier nicht gehen, und so trat er denn in das Geschäft seines Sohnes Wilhelm ein, welcher in Compganie mit einem Freunde unter dem Namen Heise&Klingmeier an Mc Clallen’s Alley eine Kisten-Fabrik angelegt hatte. In diesem Geschäfte verblieb er, bis er sich seines hohen Alters wegen, vom Geschäfte zurückzog. (Anmerkung: Im Census von 1900 wird auch bei Johann Haesloop als Beruf ‚box maker’angegeben).
Der alte Herr erinnerte sich noch vieler Begebenheiten aus seiner frühesten Jugend. So z.B. der Zeit, als Napoleon der Erste die erste Aushebung in Liebenau vornahm; es wurden damals 30 Mann gezogen, die alle den Feldzug nach Rußland mitmachten; aber nur 3, ein Handelsmann, ein Küster und ein Schmied, kehrten wieder zurück.
Im Jahre 1867, am zweiten Weihnachtstage, starb seine Gattin, und sechs Jahre später heirathete er zum zweiten Male; die zweite Gattin war eine Frau Schutz. Aber auch diese starb schon nach 4 1/2 jähriger Ehe.
Hr. Heise war der Urahn von 118 Nachkommen: 9 Kindern, 45 Enkeln und 64 Urenkeln. Von den 9 Kindern sind noch 5 am Leben, nämlich Frau Marie Haesloop,Frau Meta Steibel, Frau Charlotte Klitsch, Hr. August Heise und Hr. Adolph Heise. Die vier Verstorbenen sind die HH. Wilhelm, Albrecht, Louis und Karl Heise.
In diesem Zusammenhang werden auch die Nachfahren von Johann Haesloop und seiner Ehefrau genannt.
Die Liste ist lang – hier folgen alle weiteren Nachkommen:
Interessant ist in diesem Zusammenhang vielleicht noch, dass sich die von Wilhelm Heise und Partner 1852 gegründete kleine Kisten-Fabrik zu der bekannten Holzhandlung Heise & Bruns entwickelte, in der nicht nur mit Holz gehandelt, sondern in der auch Türen, Fenster und andere Bauelemente gefertigt wurden. Wilhelm Heise verstirbt 1892. John und Mary Haesloop sterben 1915 bzw. 1911.
Im Übrigen wandern auch einige von Johanns Geschwistern nach Amerika aus und wohnen mit ihm in Baltimore.