Nicht nur in Danzig oder in der Stadt Heiligenbeil gab es einen ‚Schnüffelmarkt‚ – auch in der ostpreußischen Stadt Landsberg wurde diese Bezeichnung von den Bewohnern verwendet. Der nachfolgende Text stammt aus der Chronik der Stadt Landsberg – dieser Auszug wurde um 1876 von Rektor Carl Ludwig Holldack verfasst. Er berichtet:
Jede Stadt, groß und klein, hat ihre … Eigenthümlichkeiten … Frägt man nämlich einen geborenen Königsberger: Wo liegt das historisch, merkwürdige Ausfallthor? Oder in dem bergigen Theil der Stadt der Katzensteig? oder wo geht man nach der grünen Wiese oder gar: nach der Neuen Sorge? So weiß er`s nicht, denn seine Vaterstadt hat ja 2-3 Meilen im Umfange und ist ihm viel zu groß !
Und kommt man nach unserem kleinen Städtchen, das man in einer halben Stunde um- und durchwandern kann, so weiß dieses der zehnte Theil seiner Bewohner auch nicht und auch du lieber Chronikleser, der du in unserem Städtchen alt und grau geworden?! Weißt darauf keine Antwort zu geben, denn du hast diesen Schnüffelmarkt in deinem ganzen Leben und im eigenen Interesse vielleicht nie besuchen dürfen, aber frage nur den Fleischer oder den Höker, der Butter und Eier braucht, der wirds dir wohl sagen !
Der Schnüffelmarkt liegt nämlich im südöstlichen Theil der Stadt vor dem alten Mühlenthore und begreift die Dammstraße zwischen der Mühle und dem Töpferteich. Hierher gehen fast täglich die Fleischer am Morgen und sehen, ob nicht die hereinkommenden Fuhrwerke ein Kälbchen oder ein Schweinchen (im Stroh versteckt) zum Verkauf bringen? Hierher geht der Höker und revidirt die Körbe der zu Fuß ankommenden Landleute: ob nicht Eier oder Butter darin anzutreffen??
Und von diesen Lischken-Korb-Fuhrwerk-Revidiren und Schnüffeln hat dieser Theil
der Stadt den Namen des Schnüffelmarkts erhalten. Das Wort: Schnüffeln … scheint mehr seiner Bedeutung nach den Hunden zuzukommen und auf uns Menschen nur übertragen zu sein.
In der Mitte des Schnüffelmarktes steht seitwärts die immerwährend laufende Pumpe im Allgemeinen ‚der Pisser‘ genannt auch wird dieser Markt momentan häufiger frequentiert, weil unmittelbar daran nach den Scheunen zu sich der Schweinemarkt anschließt. Die Stadt hat diesen Theil der Stadt keinen offiziellen Namen gegeben, weil er mehr nur im Munde seiner Bewohner lebt.