Wenn möglich, versuche ich auch die Lebenswege der Geschwister meiner Vorfahren zu verfolgen und manchmal entdecke ich dabei Verbindungen zu interessanten Personen und Familien. Im Fall von Ernst Ankermann, der – aufgewachsen in einer Kaufmannsfamilie im beschaulichen ostpreußischen Landsberg – fand ich heraus, dass er in eine renommierte Königsberger Künstlerfamilie einheiratet.
Ernst Friedrich Ankermann wird am 13. September 1860 in Landsberg geboren. Sein Vater, der dortige Kaufmann Friedrich Rudolph Ankermann, ist ein Bruder meiner Ur-Ur-Großmutter Johanna Louise Tugendreich Ankermann – Ernsts Mutter Auguste Johanna Clemens ist die Tochter eines Lehrers aus Großendorf im Kreis Heilsberg.
Nach dem Besuch des Gymnasium in Bartenstein, das Ernst Ankermann zu Ostern des Jahres 1880 mit dem Reifezeugnis abschließt, studiert er Rechtswissenschaften in Königsberg.
Ernst Ankermann wird Landrichter in Bartenstein und später Oberlandesgerichtsrat in Königsberg. Er ist 22 Jahre alt, als sein Vater 1882 in Schlawitten Selbstmord begeht. Ein Blick in die Königsberger Adressbücher zeigt, dass seine Mutter Johanna, geb. Clemens, 1899 in der Augustastraße Nr. 15 wohnt – 1906 ist auch Ernst Ankermann in der Augustastraße – im Haus Nr. 12 – zu finden. Auch Ernsts Schwester Johanne Auguste Schirrmann, geborene Ankermann, zieht später in die Augustastraße.
Ganz in der Nähe wohnt auch Professor Dr. Johannes Wilhelm Heydeck, Historien- u. Porträtmaler und Professor der Königlichen Kunstakademie in Königsberg.
Eines seiner bekanntesten Historienbilder
Der Hochmeister der Marienburg begibt sich zur Abendandacht in seine Hauskapelle
(Heydeck 1872) Quelle: Wikipedia
Professor Hedeck wird Ernst Ankermanns Schwiegervater. Ernsts Ehefrau Elisabeth Johanne Hermine Heydeck wurde am 2. Oktober 1869 in Königsberg geboren – ihre Mutter ist Hermine Marie Emma Rosenfelder. Ernst Ankermann und Elisabeth Heydeck müssen um 1891 geheiratet haben – von 1892 bis 1907 werden ihre sieben Kinder geboren, von denen jedoch 2 schon als Kleinkinder versterben.
Ernsts Schwiegervater Johannes Wilhelm Heydeck kommt am 2. Mai 1835 in Sakuten im Kreis Memelland zur Welt, studiert an der Kunstakademie bei Professor Carl Ludwig Julius Rosenfelder, heiratet dessen Tochter und tritt nach Ausscheiden Professor Rosenfelders an der Kunstakademie dessen Nachfolge an. Neben seiner Tätigkeit an der Akademie übernimmt Heydeck eine Reihe von Ausgrabungen für die Altertumsgesellschaft Prussia – u.a. leitet er 1880 die Ausgrabung der Gebeine Immanuel Kants in der Arkadenhalle an der Nordwand des Königsberger Doms.
‚Nun hob Professor Heydeck eigenhändig die Grube aus. Die anderen sahen gespannt zu. Nicht lange dauerte es, so legte sein Spaten ein Schädeldach frei. Etwas weiter nördlich fand er die Bruchstücke der Platte „Cineres mortales“. Die andere Inschriftplatte war nicht zu entdecken.
Mit der größten Behutsamkeit grub Heydeck weiter. Unterhalb der Plattenbruchstücke fand er ein schlecht erhaltenes Skelett. Zu ihm paßte das vorher gefundene Schädeldach‘. (Auszug aus einem Bericht von Herbert M. Mühlpfordt zum 195. Todestag von Immanuel Kant)
Weitere Informationen zu Johannes Heydeck sind hier zu finden!
Carl Ludwig Julius Rosenfelder – Heydecks Vorgänger und Schwiegervater – wird 1813 als Sohn eines Uhrmachers in Breslau geboren. Bei seiner Heirat am 11.3.1841 in der Jerusalem Kirche in Berlin mit Caroline Auguste Hermine Stephens, der Tochter von Johann Christoph Stephens, eines Amtmanns zu Havelberg, wird er als ‚Geschichts Mahler‚ bezeichnet. 1845 erhält Rosenfelder seine Berufung zum Direktor der neu gegründeten Königsberger Kunstakademie.
Der Maler Lovis Corinth, der vor seinem Studium in München einige Zeit an der Kunstakademie in Königsberg verbringt, begegnet dort auch Carl Ludwig Rosenfelder und berichtet: ‚Ich sah einen alten verwilderten Herrn mit breitkrempigem Hut, weißem Schnurrbart, ‚Sanft-Jacke‘ und fliegender Krawatte über den Schlossberg eilen‘.
Carl Ludwig Rosenfelder verstirbt 1881 in Königsberg – Johannes Wilhelm Heydeck 1910 in Rauschen, seine Ehefrau 1907 in Königsberg. Ernst Ankermann wird 80 Jahre alt und stirbt 1940 im Haus Augustastr. 7 in Königsberg. Sein Tod wird beim Standesamt angezeigt von seinem Sohn Hans Ankermann, Apotheker in Marienwerder. Ernsts Ehefrau Elisabeth Johanne Hermine Heydeck stirbt 1944 in Tapiau.