Momentan stöbere ich mit großer Begeisterung in den ‚Wöchentliche(n) Königsbergische(n) Frag- und Anzeigungs-Nachrichten‘, die in den Jahren 1735 bis 1799 in Königsberg erschienen. Einige Jahrgänge wurden von der Staats- und Universitätsbibliothek in Bremen digitasiliert. Leider ist der Jahrgang 1757, den ich eigentlich suche, nicht verfügbar. Nun blättere ich Seite für Seite durch …
Wenn man den Umgang mit Sprache liebt und Freude an altertümlichen, längst vergessenen Bezeichnungen und Formulierungen hat, ist das Lesen dieser Wochenblätter ‚worinnen allerhand in und außerhalb der Stadt zu kauffen und verkauffen, zu verleihen und lehnen vorkommende, auch verlohrne, gefundene und gestohlene Sachen, sodann Personen, welche Geld lehnen oder auslehnen wollen, Bedienungen oder Arbeit suchen oder zu vergeben haben. Imgleichen die in Memel, Pillau und Königsberg eingekommne und ausgegangene Schiffe, die ankommende Fremden, wie auch Copulirte, nebst dem Preuß=Courant der Waaren und des Wechsel=Courses angemercket wird‘ ein wahrer Genuss!
So wird dem Publico beispielweise mitgeteilt, dass am 5. März des Jahres 1765 ein silberner Potage-Löffel in Königsberg von Händen gekommen und der Finder ersuchet wird, sothanen Löffel bitte bei Herrn Hartmann aufm Ochsenmarckt einzuliefern.
Im Februar erfährt man u.a., dass in Königsberg eine Muff gefunden wurde und der Besitzer sich desfalls bei Buchbinder Mager an der Krämerbrücke melden möge, um sein Eigentumsrecht erweißlich zu machen. Gleichzeitig wird bei einem Kaufmann im Kneiphof – in der Fleischbänkengasse Nr. 326 – eine Lehrstelle angeboten. Das klingt dann so: ‚Solte jemand resolviren von hübschen Eltern seinen Sohn beym Kauffmann in Condition zu geben, der beliebe sich in der Kneiphfischen Fleischbäncken Gasse No. 326 zu melden‘.
Es werden viele leckere Dinge angeboten: bei Herrn Kinder in der Altstädtischen Langgasse zum Beispiel recht frische eingemachte Pommerantzen-Aepffel – Spansche Chocolade und Porto-Rico Tobac.
Es wird von Häusern, Grundstücken und Gärten berichtet, die vermietet, verpachtet, versteigert oder verkauft werden – u.a. auch ein plaisanter Garten mit schönen Obsttragenden Bäumen ….
Bei der Durchsicht dieser Zeitungen sind immer wieder auch genealogisch relevante Informationen zu finden: im März 1765 verkauft z.B. Meister Gottfried Matern in Friedland sein Haus an Meister Jacob Brieskorn – der Erbmühlenpächter Barth. Koch veräußert seine Mühle im Cämmerey-Dorff Neuendorff – ebenso im März 1765 – an den Müller Johann Christoph Grense.
Außerdem entdeckt man Nachrichten wie diese: ‚Der im Jahr 1734 von hier in die Fremde über Lübeck und Amsterdam, von dannen(,) aber Ann0 1738 nach Ostindien gegangene und bis jetzo abwesenden Schumacher-Gesell Christoph Ranisch oder dessen etwannige Leibes= und Testaments-Erben, sind ad instantiam seines leibl. Geschwisters allhie, wie auch zu Lübeck und Amsterdam, mittelst eines offentlichen Proclamatis auf den 6. May, 8. July und 12. Sept(ember) …. vor den Königsberger Rat … adcitiret worden‘.