Aus dem ostpreußischen Landsberg des 16. und 17. Jahrhunderts

Nachfolgend eine Steuerliste aus dem Jahr 1540, in welcher die zu dieser Zeit dort ansässigen Steuerzahler aufgeführt werden. Ich hatte ziemliche Schwierigkeiten, alles richtig zu entziffern und freue mich, dass ich diese Transkription in dem Buch „Geschichte der Stadt Landsberg Ostpreußen durch sechs Jahrhunderte“ des Lehrers Albert Otto Fischer (1879-1943) gefunden habe.

Albert Fischer erwähnt auch den Schicksalsschlag, der die Landsberger Bewohner im Jahre 1655 ereilt.

Er schreibt: „Die Nachstunden des 4. April 1655 sind wohl mit die furchtbarsten gewesen, die je Bürger unserer Stadt durchlebt haben. In dieser Nacht brannte die ganze Innenstadt in wenigen Stunden ab. Wir sind über die Vorgänge durch zwei Briefe, die im Mai des Jahres 1655 an den Großen Kurfürsten gerichtet wurden, ziemlich genau unterrichtet. Der Brand brach zwischen 10 und 11 Uhr nachts in dem Hause eines verstorbenen Bürgers aus. Die Ursache war ein defekter Schornstein. Das Feuer hat „so plötzlich überhand genommen, das dadurch die ganze stadt in ordentliche Lohe und flammen gestanden.“ Nun sind damals gewiß alle Häuser nur mit Stroh, Schilf und Schindeln gedeckt gewesen. Die Löscharbeiten gestalteten sich unsagbar schwierig „weill durch die straffe des Höchsten in diesem Winter durch den Frost das Wasser der Stadt benommen war.“ Kirche, Pfarrhaus, Schule, Rathaus und alle Häuser brannten ab, nur die Vorstadt und die Scheunen blieben stehen. Die Stadteinwohner konnten kaum das nackte Leben retten, Hab und Gut wurde ein Raub der Flammen. So waren in wenigen Stunden Landbergs Bürger bettelarme Leute geworden. Die Kunde von dem Unglück der Stadt erweckte nah und fern große Anteilnahme. Die reichen Hansestädte Danzig und Elbing besonders nahmen sich ihrer Not an und schickten reiche Hilfsmittel. Auch die Lehnsherrschaft half tatkräftig. Die Kanditter Kirche, die ziemlich wohlhabend war, musste „uff Belieben der gn. Lehnsherrschaft“ 900 Mk. zum Landsberger Kirchbau beisteuern. Dann schenkte die Lehnsherrschaft um 1700 der Gemeinde noch die Orgel, die 4000 fl. kostete. – Beim Brande blieben in der Stadt nur die Mauern des Rathauses stehen. Die Stadtväter wollten wenigstens diese erhalten und erbaten sich vom Kurfürsten kostenloses Bauholz aus den umliegenden Staatsforsten. Ebenfalls gingen bei dem damaligen Brande sämtliche Stadt- und Kirchenakten verloren. Für die Heimatforschung ist gerade dieses ein unwiderbringlicher Verlust.“

Die Landsberger Kirchenbücher konnte der damalige Pfarrer Jacob Leitner offenbar retten – sie beginnen im Jahr 1643.

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