Benedikt Ankermann – Leibwächter des Herzogs

Zwischendurch bin ich immer wieder dabei, Folianten auszuwerten, die ich im vergangenen Jahr im Geheimen Staatsarchiv Pr. Kulturbesitz in Berlin gefunden habe.

Bei einigen dieser Dokumente handelt es sich um einen Schriftwechsel zwischen Benedikt Ankermann, der fast 20 Jahre lang – bis zum Tod des Herzogs Albrecht – als Trabant (Leibwächter), Rüst– und Fechtmeister in dessen Diensten stand, und Anna Maria von Braunschweig, der zweiten Ehefrau des Herzogs.

Einiges ist schwer zu entziffern – verstanden habe ich bislang folgendes:

3.1.1565 (1. Brief)

Benedikt Ankermann schreibt an den Herzog – er bekennt, daß er bei ihm noch Schulden habe (Geld, das ihm der Rentmeister für Holz gegeben hatte) – erwähnt, daß der Cantzleyverwandte Heinrich Stein ihn als Trabanten für einen Zug nach Marienwerder beordert habe – daß er seine Schulden nicht begleichen könne – daß er seine Besoldung aus der Reichskammer nicht bekommen habe – bittet um Gnade, da er ansonsten Weib und Kind nicht ernähren könne

20.10.1567
Brief von Anna Maria (geb. Herzogin von Braunschweig), Ehefrau von Herzog Albrecht, an Benedikt Ankermann – sie teilt ihm mit, daß ihm für seine langjährigen Verdienste der Krug zum “Neuen Hauß” verliehen werde, zins- und scharwerksfrei – weist ihn auf seine Pflicht hin, den Krug “in verbeßerung zu bringen” – teilt ihm mit, daß er “umb dieser verleihung willen vorpflichtet (sei), den Thiergartten helfen zu bereitten”

Genau 5 Monate nach diesem Brief – am 20.5.1568 – stirbt Herzog Albrecht in Tapiau an der Pest, seine Ehefrau Anna Maria am selben Tag im Schloß Neuhausen, der herzoglichen Sommerresidenz.

1568 – 1574 (ohne Datum)
Brief von Benedikt Ankermann an Herzog Albrecht Friedrich v. Preußen (Sohn und seit 1568 Nachfolger von Herzog Albrecht) – er fühlt sich schlecht behandelt und verstoßen – seine Dienste würden nicht anerkannt – er sei plötzlich aus dem Dienst entlassen worden, ein „frembter außlendischer“ solle seine Stelle einnehmen – er könne das nicht verstehen, er sei immer nur für seine Verdienste gelobt worden, es habe niemals eine Beschwerde gegeben – bei einer Entlassung würde er samt seiner Familie in Not geraten – der ehemalige Herzog habe ihm den Krug zu Neuhausen geschenkt, das habe er auch schriftlich – nach dem Tod des Herzogs sei ihm der Krug aber wieder abgenommen worden – dann habe ihm der Herzog durch den Hoffmeister Herrn Zendorff ein Haus zugesagt – dieses Versprechen sei nicht eingehalten worden – er habe drei Viertel seiner Besoldung samt Winterkleidung entbehren müssen – bittet um Unterstützung, da er sonst mit seiner Familie in Not geraten würde

1574

Brief von Benedikt Ankermann an die neue Fürstin Maria Eleonore (geb. von Jülich-Kleve, seit einem Jahr verheiratet mit Herzog Albrecht Friedrich v. Preußen, dem Sohn und Nachfolger von Herzog Albrecht) – er wiederholt, „in die zwanzich Jar am fürstlichen Hoff zu Preußen vor einen Trabanten, fechtmeister, und eine Zeitlang vorn Rüstmeister gedinet“ zu haben – daß ihm deshalb sowohl die ehemalige Herzogin Anna Maria als auch der Herzog zu ihren Lebzeiten den „Krug zum Neuen Hauß Zins und Scharwecks frey zu besitzen zugesaget und unter fürstlichem Insiegell verschrieben“ – den Krug habe er auf Anraten des Regenten wieder abgetreten – der Herzog habe ihm durch den Hoffmeister Caspar von Lehndorff mitteilen lassen, ihm würde ein anderes Haus überlassen – das sei aber nicht geschehen – bittet nochmals darum und ebenso um weitere Anstellung

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2 Antworten zu Benedikt Ankermann – Leibwächter des Herzogs

  1. Viktor sagt:

    Nun finde ich hier, was sich hinter den vielversprechenden Aktentiteln im Findbuch verbirgt. Ich freue mich über die Entdeckung, an der ich durch meine Vorrecherche im Archiv ein bißchen mitwirken durfte . Spannende Geschichte mit tragischen Aspekten: so konnte es bei einem Regentenwechsel zugehen, die ganze Existenz gerät ins Wanken…

    Wenn ich richtig verstehen, gibt es noch keine Anknüpfung an die bereits erschlossene Genealogie der Ankermanns. Diese Geschichten fordern nun heraus, die Lücke zu schließen bis zu jenem Ahnherrn. Ich wünsche dafür die nötige Geduld, eine große Portion Glück und Intuition und eine gute Spürnase!!!

    Ich habe schon reichlich Erfahrung sammeln können mit Handschriften aus dieser Zeit. Wenn ich beim Entzieffern zweifelhafter Stellen behilflich sein kann, so schicke mir einen Scan.

  2. Pingback: Ankermann-Familien in Königsberg vor 1620 | Genealogie-Tagebuch

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