Ein schöner Text !

O s t p r e u ß e n

Aus der Vorzeit des Landes

Am Anfang schuf Gott Himmel und Erde und Ostpreußen. Und der Geist Gottes schwebte über den Wassern und ruhte sich über Ostpreußen aus. Diese Geistesruhe ist dem Land geblieben bis auf den heutigen Tag, zugleich ist das aber auch der Grund, weshalb hier später Immanuel Kant geboren wurde.

In der Kreidezeit war hier eine riesenhafte Ansammlung von Brontosauriern, auch dieses ist nicht ohne Folgen geblieben. Adam und Eva sollen hier nach ihrer Vertreibung aus dem Paradiese noch 100 Jahre gelebt und sich kümmerlich durch eine Plantage von Paradiesäpfeln und Kumst ernährt haben.

Dann lebten hier die alten Preußen, die leider Heiden waren. Sie verehrten drei Götter: Perkunos, Pikollos, Potrimpos und schlachteten sich fleißig gegenseitig zu Ehren dieser Gottheiten ab. Sie wurden beherrscht von einem Oberkonsistorialpräsidenten Bruteno und einem Oberpräsidenten Widewut. Als diese beiden die Altersgrenze erreicht hatten, stiegen sie, wie es damals üblich war, auf einen Scheiterhaufen und ließen sich bei lebendigem Leibe verbrennen.

Vorher aber ermahnten sie das Volk, immer und ewig den alten Göttern treu zu bleiben, weil es das einzig richtige ist. Aber leider waren auch damals schon Sozialdemokraten, die behaupteten, daß es nicht nötig sei, sich verbrennen zu lassen und den Göttern Menschen zu schlachten. Die Folge davon war, daß Uneinigkeit, Mord und Totschlag überhand nahmen.

Da kam der Ritterorden ins Land und brachte langsam Ordnung und Ruhe und zwar vollständigste, indem er mit Ausnahme des Herrn von Parbandt das ganze Preußenvolk ausrottete. Leider widersetzten sich die alten Preußen diesem segensreichen Verfahren gleich von Anfang an. So erfüllten sie dem heiligen Adalbert seinen innigsten Wunsch, ein Märtyrer zu werden, bereitwilligst, indem sie ihn in der Nähe von Fischhausen im Samland niederträchtigerweise ermordeten, nach ihrer Ansicht mit Recht wegen Forstfrevels, begangen an einer heiligen Eiche.

Manchmal waren die Heiden jedoch so vernünftig, freiwillig das Feld zu räumen, wie der Herzog Samo mit den Seinen, der sich mit Schwefelhölzchen vergiftete, in der Annahme, daß die Dichter dadurch einen dankbaren Stoff für ein Heldenopos erhalten würden.

Als die alten Preußen tot waren und die jungen in den Ritterorden eingeheiratet hatten, war das ganze Land christlich, was zur Folge hatte, daß es mit den Nachbarn, die schon lange Christen waren, in Streit und Kampf geriet. Die Schlacht von Tannenberg kostete dem Ritterorden das Leben und gab der Zeitschrift Tannenberg den Namen.

Überhaupt ist die ganze Vorzeit durchaus darauf eingerichtet, ein unerschöpfliches Feld für Burgrestaurationen, Doktorarbeiten, Volkslieder, Sagen, Dramen, Bilder, Heimatbücher, Firmenschilder, Ausgrabungen, Straßennamen usw. zu bieten.

Mögen wir Nachfahren doch stets daran denken, daß wir auch einmal Vorfahren sein werden und unsrerseits dann Nachfahren haben, die dringend dieselben Stoffe benötigen werden zu Festessen, Balladen und Betätigungen verschiedener Art. Aber wie steht es damit heutzutage? Wo ist jetzt noch der Konsistorialrat, der sich verbrennen ließe, oder ein Schuhmacher Hans von Sagan, der dem Heere vorranging im Versohlen der Feinde, oder ein Herzog Samo, der lieber den Giftbecher trank, als außer Land zu gehen, oder ein Henning Schindekopf, Herkus Monte und wie alle die tapferen Helden heißen!

(Leider weiß ich nicht mehr, woher er stammt)

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Eine Antwort zu Ein schöner Text !

  1. Petra Hesse-Kraus sagt:

    Ein sehr schöner Text! Danke schön!
    So bemühe ich mich, wie sicher viele andere auch,
    mich auch weiterhin ein ordentlicher Vorfahr zu werden.
    Alles Gute, Gesundheit und ein friedliches
    Miteinander im Jahr 2024
    Petra HK

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