Die Cholera in Königsberg und Landsberg, Pr. Eylau

Im Sommer 1831 bricht in Königsberg eine Cholera-Epidemie aus, mit deren Bewältigung offenbar sowohl die Ärzte als auch der Magistrat der Stadt vollkommen überfordert sind. Ganze Stadtbezirke werden abgesperrt und Lazarette werden eingerichtet, um die Erkrankten isolieren zu können. Teile der Bevölkerung widersetzen sich den angeordneten Maßnahmen – es kommt zu einem Tumult, der schließlich sogar Tote fordert.

1832 erscheint in Königsberg eine von Königsberger Ärzten herausgegebene ‚Cholera-Zeitung‚. Die darin enthaltenen Artikel verdeutlichen die Hilf- und Ratlosigkeit der Ärzte beim Ausbruch der Epidemie. Man versucht verzweifelt, der Ursache für den Ausbruch auf den Grund zu gehen und bemüht sich, wirksame Behandlungsmethoden zu finden.

Cholera-Zeitung

Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek

Unterschiedliche Ratschläge werden erteilt – so wird z. B. empfohlen, zu Beginn der Erkrankung ‚heißen starken schwarzen Kaffee‚ oder ‚Rotwein mit Senf‚ zu trinken, ‚kalte Begießungen‚ vorzunehmen oder aber ‚warme Umschläge‚ zu machen. Andere Ärzte berichten, dass eben diese Mittel zu einer Verschlechterung des gesundheitlichen Zustands führen würden und warnen davor. Die Hilflosigkeit ist groß. Lange Zeit wird gerätselt, ob die Cholera ansteckend sei oder nicht. Wohn- und Lebensverhältnisse der Erkrankten werden eingehend untersucht und es wird erörtert, ob möglicherweise auch psychische Faktoren den Ausbruch der Krankheit und deren Verlauf beeinflussen …

Allein in Königsberg sterben in der Zeit vom 23. Juli bis zum 30. November  2191 Personen an der Cholera – dazu kommen (vom 28.7. bis zum 23.11.) noch 254 Verstorbene aus den zum Kreis gehörenden ländlichen Ortschaften.

Auch in Landsberg treten Fälle von Cholera auf. ‚In diesem Städtchen war zuerst ein alter Invalide, Namens Bilitzki, an der Cholera erkrankt und am folgenden Tage gestorben, und hierauf hatten in demselben Hause der Ackerbürger Hill, dann die Wittwe Reimann, der Maurer Ersch und seine Frau (Hills Eltern), Hills beide Söhne von 8 und 10 Jahren dasselbe Schicksal gehabt; auch eine andere Bewohnerin desselben Hauses, die unverehelichte Gering war von der Cholera befallen, aber geheilt worden …‘

Nach Rekonstruktion aller Wege, die von den zuerst Erkrankten an den Tagen vor Ausbruch der Krankheit zurückgelegt worden waren, und nach Prüfung ihrer Lebensverhältnisse kam man zu dem Schluss, dass ‚der Ausbruch und die Verbreitung der Cholera innerhalb des Hillschen Hauses durch dessen besondere Verhältnisse bedingt war. Es liegt im niedrigsten Theile der Stadt an einem Bache, und enthielt ziemlich viel Einwohner. …. Unter diesen Verhältnissen entwickelte sich nun die Krankheit zuerst bei denjenigen Bewohnern des Hauses, die durch anderweitige Umstände dafür besonders empfänglich geworden waren, nämlich zuerst bei dem alten Bilitzki, der schon seit längerer Zeit an Diarrhoe gelitten und am Tage seines Erkrankens den Weg nach Peisten und zurück gemacht hatte, dann bei Hill, der nach Erhitzung vom Regen durchnäßt worden war … Später unterlagen der schädlichen Einwirkung zwei Kinder und zwei alte Leute, und endlich betraf die Krankheit auch zwei rüstige Bewohner des Hauses, sei es nun, daß sie durch Diätfehler oder durch Schreck über die plötzlichen Todesfälle um sie her dazu prädisponirt wurde, oder auch daß die durch Cholerakranke verunreinigte Luft im Hause daran Schuld war‘.

Insgesamt ist der Kreis Pr. Eylau von dieser Cholera-Epidemie sehr viel weniger betroffen als andere – es sterben 74 Personen. Zum Vergleich: der Kreis Heiligenbeil verzeichnet 203 Verstorbene, der Kreis Friedland 196.

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