Die Krüger in Eichhorn, Pr. Eylau

Schon im Jahre 1419 wird in Eichhorn bei Landsberg, Pr. Eylau, ein Krug erwähnt, der aber um diese Zeit noch wüst liegt. Anhand der Eichhorner Kirchenbücher konnte ich die Namen der Eichhorner Krüger seit der Mitte des 17. Jahrhunderts herausfinden.

Um 1670 ist Johann (Hans) Scheffler Krüger von Eichhorn – um 1690 Peter Simson (in zweiter Ehe verheiratet mit Anna Specht, der Witwe des Böttchers Erdmann Gegner). Um 1709 betreibt sein Sohn Johannes (Hans) Simson den Eichhorner Krug. Um 1730 wird Peter Westphal als Krüger in Eichhorn genannt. Gleichzeitig ist dieser auch als Schneider tätig.

Viele Krüger betreiben neben dem Krug zusätzlich ein handwerkliches Gewerbe bzw. sind sie wohl eigentlich Handwerker und bewirtschaften die Gastwirtschaft zusätzlich. Sie arbeiten als Schneider, Zimmermann, Leineweber oder Schmied.

Nach Peter Westphal folgt Jakob Laschke (+ 1763); von etwa 1769 – 1771 dessen Sohn Johann Jacob Laschke – von 1773 bis 1776 der Zimmermann Johann Till (+ 1778). Von etwa 1779 bis 1783 wird Michael Pohl als Krüger in Eichhorn genannt –  ab ca. 1788 bis 1807 Daniel Geisler (+ 1807). 1810 wird ‚Susanna Dorothea Gegnerin, Krügerin‘ unter den Paten genannt. Sie ist die Ehefrau des damaligen Eichhorner Schulzen Friedrich Gegner, der offenbar kurzzeitig den Krug übernimmt bis ein Nachfolger gefunden ist.

Von 1811 bis 1822 versorgt mein Urgroßvater 3. Grades (Friedrich Gegners Cousin)  – der Leinewebermeister Ernst Wilhelm Gegner – die Gäste in Eichhorn mit Getränken. Er ist verheiratet mit der Tochter des Krügers Gnoss aus dem Nachbarort Worglitten. Regina Elisabeth Gnoss wurde im ‚Neuen Krug‘ in Worglitten geboren. Sie hat schon als Kind erlebt wie ein Krug geführt wird und kann ihrem Ehemann sicherlich hilfreich zur Seite stehen  – oder die Arbeit im Krug allein verrichten ? 🙂

Gegner-Krüger

Im Jahre 1886 erscheint in einer Ausgabe des Kreisblatts Pr. Eylau folgende Ankündigung der damaligen Eichhorner Gasthofbesitzerin Politt: ‚Meine Schmiede will ich vom 1. April d. Js. (des Jahres) anderweitig verpachten. Tüchtige solide Bewerber bitte sich zu melden bei Wittwe Politt, Gasthofbesitzerin, Eichhorn‘.

Politt_1886

Diese ‚Wittwe Politt‘ ist die zweite Ehefrau des vier Jahre zuvor verstorbenen Carl Ludwig Politt. Als dieser am 9. November 1842 in Eichhorn seine 1. Ehefrau Amalia Fligge heiratet, ist er Schmiedegeselle. Amalia Fligge ist eine Tochter des Eichhorner Hufenwirths Gottfried Fligge (ihre jüngere Schwester Wilhelmine wird 1851 die Ehefrau von Otto Gegner in Dixen).

Bei der Heirat wird Carl Ludwig Politt schon als ‚angegehender Krugbesitzer‘ bezeichnet. Seine Mutter Susanna Politt geb. Politt, ist in zweiter Ehe verheiratet mit Gottfried Scheffler, dem vormaligen Besitzer des Eichhorner Kruges. Nachdem dieser am 22. März 1847 im Alter von 67 Jahren und 3 Monaten verstirbt (eigene Kinder hat er offenbar nicht) gelangt der Gasthof in den Besitz der Familie Politt.

Amalie Politt, geborene Fligge, wird nur 21 Jahre alt. Sie stirbt am 12. April 1843 – nur wenige Monate nach der Eheschließung – an den Folgen eines Aborts.

Um 1844 heiratet Carl Ludwig Politt erneut. Seine zweite Ehefrau Emilie Mathilde Pohl bringt in der Zeit von 1845 bis 1868 insgesamt 14 Kinder zur Welt, von denen 4 im Kleinkindalter versterben. Neben der Erziehung der Kinder und der üblichen Arbeit im Haushalt wird sie wohl ‚nebenbei‚ auch die Arbeit im Gasthof erledigt und die Gäste bewirtet haben. Ihr Ehemann wird sich vermutlich um die Schmiede gekümmert haben.

Carl Ludwig Politt wird 67 Jahre alt. Er stirbt am 20. Februar 1882 in Eichhorn. Emilie Mathilde Politt, geb. Pohl führt den Gasthof auch nach dem Tod ihres Ehemanns weiter. Als sie 1886 die Anzeige aufgibt, ist sie etwa 70 Jahre alt.

Ob sich Gustav Heinrich Steinke auf das Inserat der Witwe Politt gemeldet und die Schmiede der Familie Politt übernommen hat? Er wird jedenfalls 1887 als Schmiedemeister in Eichhorn genannt.

Schon 1877 ist auch Friedrich Liedtke Gastwirt in Eichhorn. Er verstirbt vor September 1890. Irgendwann muss in Eichhorn ein zweiter Gasthof dazugekommen sein – wann dies geschah, konnte ich nicht herausfinden. (Möglicherweise ist dieser zweite Gasthof der, der von Friedrich Liedtke betrieben wird – es ei denn dieser arbeitet als Gastwirt im Krug der Familie Politt). Horst Schulz schreibt in seinem Buch ‚Die Städte und Gemeinden des Kreises Pr. Eylau: ‚Im Dorf selbst waren zwei Gastwirtschaften (Nichau und Westphal) mit Ladengeschäften; letztere mit Saal, in denen die Feste der Vereine gefeiert wurden‘.

Die letzten Eichhorner Gastwirte sind Gustav Nichau und Kurt Westphal.

 

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