Familie Reuter (Reiter) in Schmoditten und Klein Dexen

Um 1675 wird Johann Reuter als Bauer und später als Krüger im Dorf Althof im Kirchspiel Schmoditten genannt. Hier kommen von 1675 bis zum Jahre 1693 auch seine zahlreichen Kinder zur Welt. Nach 1695 taucht der Name Reuter im Kirchenbuch von Schmoditten nicht mehr auf. Die Familie ist mittlerweile – mit mindestens 7 Kindern – nach Schlauthienen verzogen, wo Johann Reuter den dortigen Krug übernimmt.

Mit diesem Unzug wird auch das Kirchspiel gewechselt, denn die Bewohner von Schlauthienen gehören zur Kirche von Klein Dexen, in der sich die Familie fortan häufiger versammeln wird – 1703 wird dort die Hochzeit von Regina Reuter mit Peter Engelbrecht, einem Bürger und Radmacher aus Pr. Eylau gefeiert – Tochter Catharina heiratet in Kl. Dexen den Schmiedemeister Reinhold Binder aus Schlauthienen. Sohn Martin Reuter – mein direkter Vorfahre – der 1687 auch noch in Althof zur Welt kam, heiratet in Kl. Dexen Dorothea Kebbe und wohnt fortan in Pompicken. Der Eheeintrag im Kirchenbuch lautet: ‚Martin Reuter, neuangehender Wirth in dem Hospital-Dorffe Pompicken mit Jgfr. Dorthea Kebbin, des Christoph Kebben Sen. daselbst, eheliche Tochter, zum Ehestande copuliret‘.

Den Reuter-Hof in Pompicken übernehmen vermutlich Martins Sohn Johann und seine Ehefrau Maria Elisabeth Braxein, die im Jahre 1756 in Kl. Dexen die Ehe schließen. Johann Reuter wird außerdem Kirchenvorsteher von Klein Dexen. In dieser Funktion wohnt er 1776 der in der Kirche vollzogenen Taufe des ‚Mulatten aus den holländischen Plantagen bey Surinam‘ bei, die in der Umgebung sicherlich einiges Aufsehen erregt hat. Um 1790 übernimmt Johann Reuter auch das Schulzenamt in Pompicken von seinem Schwager Johann Christoph Ankermann, dem Ehemann seiner Schwester Dorothea.

Am 16. Dezember 1794 versammeln sich im Reuterschen Hof die damaligen 6 Bauern des Ortes, da eine Kommission aus Zinten  – an dessen Hospital die Pompicker Bewohner ihre Abgaben entrichten müssen – eingetroffen ist, um den Inventarwert sämtlicher Höfe zu ermitteln. Diese Kommission besteht aus dem Zintener Justizbürgermeister Grüneberg, Stadtkämmerer Laudien, Polizeibürgermeister Talck und Hospitalvorsteher Preuß. Das Ergebnis ihrer Ermittlung:

1. Johann Reiter:
Inventarwert 265 Taler, 75 Groschen.
8 Pferde, 8 Rindvieh, 8 Schweine, 8 Schafe, 10 Gänse, 10 Hühner.
Aussaat: 20 Scheffel Roggen,
20 Sch. Gerste,
40 Sch. Hafer,
2 Sch. Erbsen,
2 Sch. Lein.

2. Michael Dreher: Inventarwert 254 Taler, 36 Groschen
3. Christoph Neumann: Inventarwert 259 Taler, 66 Groschen
4. Ludwig Pittwald: Inventarwert 257 Taler, 15 Groschen
5. Christoph Ankermann: Inventarwert 266 Taler, — Groschen
6. Christoph Buchhorn: Inventarwert 256 Taler, 45 Groschen.

Nach 1800 verlassen einige Familienmitglieder den Bauernstand und ergreifen den Lehrerberuf  – zunächst ist dies Johann Reuters jüngster Sohn, der 1776 in Pompicken geborene Johann Heinrich Reuter – später REITER geschrieben. Er besucht das Lehrerseminar in Kl. Dexen, heiratet 1807 in Löwenhagen die 24jährige Regina Oelsner aus Grünbaum im Kirchspiel Abschwangen und wird Lehrer in Heiligenkreutz im Kirchspiel Fischhausen.

Der Herr Johann Heinrich Reiter, Organist und Kirchschullehrer in Heiligen Creutz, 31, des bereits verstorbenen Johann Reiter, Cöllmischen Eigenthümers in Pompicken und Kirchenvorstehers bey der Kirche zu Dexen nachgelaßener eheleiblicher jüngster Sohn, mit der Jungfer Anna Regina Oelsnerin, 24, welche bisher auf Birkenwalde im Dienste gewesen, des bereits verstorbenen Christian Oelsner, Huf- und Waffenschmidts zu Grünbaum im Abschwangischen Kirchspiel nachgelaßenen eheleiblichen jüngsten Tochter, nach eingeliefertem Aufbietungs-Attest von Heiligen Creutz, allhier getruat worden, den 18. August 1807.

Auch sein Naffe Johann Gottfried, der Sohn seines Bruders Carl Daniel Reuter – geboren in Pompicken am 27.1.1818 – wird Lehrer. Auch er besucht das Lehrerseminar, das sich mittlerweile in der Stadt Pr. Eylau befindet. Er wohnt dort zeitweise bei Schuhmacher Tritter, Fleischer Rehfeld und Riemermeister Vollmeister und wird 1839 mit Leistungen entlassen, die als ‚im Ganzen GUT‘ bewertet werden.

Johann Gottfried Reiter soll zunächst 2. Lehrer in Laukischken gewesen sein und später an verschiedenen anderen Schulen des Kreises Labiau unterrichtet haben. (Quelle: Kurt Vogel, Die Verzeichnisse der Seminaristen der Lehrerseminare Kl. Dexen und Pr. Eylau 1816-1924). Als er am 4. Oktober 1842 in der Kirche von Powunden im Samland Juliana Henriette Minuth, die Tochter des in Uggehnen verstorbenen Mühlenbesitzers Friedrich Wilhelm Minuth heiratet, wird er zudem als Pächter dieser Mühle genannt. Aus dem Heiratseintrag geht außerdem hervor, dass sein Vater Carl Daniel Reiter mittlerweile als ‚Ausgedinger‘ in Hoofe lebt – vermutlich bei Tochter Anna Louisa.

Heiratseintrag aus dem Kirchenbuch von Powunden

Das Lehrerseminar in Kl. Dexen (Quelle: Kurt Vogel, Die Verzeichnisse der Seminaristen der Lehrerseminare Kl. Dexen und Pr. Eylau 1816-1924)

Nach 1840 werden sich bei den Reuterschen Familienfeiern eine Reihe von Lehrern versammelt haben, denn auch Marianna und Anna Louisa Reiter – Johann Gottfrieds jüngere Schwestern – heiraten in eine Lehrerfamilie – und zwar in die alt eingesessene Familie der Kirsteins aus Topprienen!

Die 1810 in Pompicken geborene Marianna Reiter wird zunächst Ehefrau von Gottlieb Ferdinand Kirstein, Lehrer in Weskeim und später in Hoofe. Nach ihrem frühen Tod heiratet dieser 1840 in Kreuzburg Marianna Schwester Anna Louisa Reiter. Der gemeinsame Sohn Adolph Kirstein, geboren 1852 in Hoofe, wird später Lehrer in Landsberg und heiratet dort am 1. Mai 1882 Marie Braun aus Landsberg, eine Tochter des  Lehrers und Organisten Leopold Braun und dessen Ehefrau Amalie Eggert. Adolph Kirstein verstirbt 1905 in Landsberg.

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